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Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition)

Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition)

Titel: Für immer zwischen Schatten und Licht ("Schatten und Licht"-Saga 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Gembri
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Steinerweichen und zog sich in dumpfes Brüten zurück.
    Den Nachmittag verbrachte ich damit, mal wieder mein Bücherregal zu sortieren, diesmal nach Erscheinungsdaten. Das war kniffliger als nach Farben oder Autorennamen und lenkte mich ein kleines bisschen von meinen quälenden Selbstvorwürfen ab … na ja, fast. Die alte Pride and Prejudice- Ausgabe bekam auf diese Weise den ersten Platz im obersten Regal, wo ich sie immer im Blick hatte. Sie aufzuschlagen, traute ich mich allerdings nicht.
    Erst am Samstag (dem achten Tag ohne eine Nachricht von Rasmus) hielt ich es nicht mehr aus. Schlechter konnte ich mich ohnehin nicht fühlen, also stellte ich mich auf die Zehenspitzen und holte das Buch von seinem Ehrenplatz herunter. Vorsichtig schlug ich die erste Seite auf, die so zart war wie trockenes Herbstlaub. Mit dem Zeigefinger fuhr ich den Titel nach, wobei mir bewusst wurde, dass dieser meinen Streit mit Rasmus treffend zusammenfasste: Ich hatte dumme Vorurteile gehabt und damit Rasmus‘ Stolz verletzt – aber darüber wollte ich jetzt nicht nachdenken. Stattdessen ließ ich meinen Finger weiter zum Erscheinungsdatum wandern. In den 1830er Jahren hatte Jane Austens Schwester Cassandra noch gelebt, und vielleicht hatte damals ein Mädchen in meinem Alter das Buch genauso ehrfürchtig in den Händen gehalten wie ich, weil sie es ebenfalls von ihrem Freund geschenkt bekommen hatte …
    Zum ersten Mal blätterte ich weiter, bis plötzlich die zusammengefaltete Karte hervorrutschte und zu Boden fiel. Vor lauter Kummer über den Streit hatte ich sie ganz vergessen. Mit heftig pochendem Herzen bückte ich mich danach und hob sie auf. Die steile, etwas unordentliche Schrift war mir ähnlich vertraut wie meine eigene. Jeder andere hätte eine Widmung auf die erste Seite geschrieben, aber Rasmus, der wusste, wie heilig mir dieses Buch sein würde, hatte das offenbar nicht gewagt. Ein Brennen machte sich in meinem Inneren breit und wurde noch schmerzhafter, als ich die schiefen Schriftzeichen entzifferte:
    Für Lily, die mich dazu gebracht hat, immer an sie zu denken, wenn ich dieses Buch oder eine seiner zahlreichen Verfilmungen sehe. Sogar Mr. Darcys fragwürdige Koteletten erscheinen mir jetzt in einem ganz neuen Licht – hätte nicht für möglich gehalten, dass jemand das schafft.
    Darunter prangte ein Gekrakel, das ich zunächst für eine missglückte Signatur oder gar die Probe eines fast leeren Kugelschreibers hielt. Erst als ich das Buch ein wenig drehte, erkannte ich, was es war.
    Rasmus hatte mir ein Herz gezeichnet. Der coolste Junge der ganzen Schule, in dessen Aussagen zu fünfundneunzig Prozent ein ironischer Unterton mitschwang, hatte seine Karte an mich mit einem Herzen unterschrieben! Schön, es sah eher aus wie ein anatomisches als wie ein Liebesherz, aber das machte es nicht weniger unglaublich. Ich hätte auf der Stelle losheulen können, wenn nicht eine grimmige Entschlossenheit in mir erwacht wäre: Noch heute würde ich Rasmus um Verzeihung bitten. Egal, wie viel Angst ich vor einer Aussprache mit ihm hatte, ich konnte einfach nicht mehr darauf warten, dass er seinen Ärger überwand und sich bei mir meldete. Der Ball lag sowas von in meiner Hälfte, und wenn ich jetzt nicht die Initiative ergriff, hatte ich diesen wundervollen, mindestens ebenso fürsorglichen wie spöttischen Freund gar nicht verdient.
    An dieser Stelle wäre ich froh gewesen, wenn sich meine Entschlossenheit auch mit einem Kreativitätsschub geäußert hätte, aber mein Kopf war wie leergefegt. Mir fielen bloß die Gummibärchen-Muffins ein, die Jinxy immer zu machen pflegte, wenn sie mal wieder Mist gebaut hatte und sich bei mir entschuldigen wollte. Weil ich noch nie zuvor einen Kuchen gebacken hatte, konnte man das hoffentlich als romantische Geste durchgehen lassen. Außerdem war es immerhin besser als nichts. Ich kramte also eines der Rezepte meiner Mutter hervor und machte mich frisch ans Werk.
    Wir besaßen keine Muffin-Formen, deshalb nahm ich eine gewöhnliche Kuchenform, goss den Teig hinein und schob sie in den vorgeheizten Ofen (wobei ich mir wirklich nur eine winzige Brandblase holte). Anschließend beobachtete ich, wie der Kuchen zuerst wunderbar aufging – um dann aus einem unerfindlichen Grund in sich zusammenzufallen. Panisch kontrollierte ich noch einmal das Rezept, aber ich hatte mich genau daran gehalten. Trotzdem musste ich dreißig Minuten später ein Gebilde aus dem Ofen ziehen, das eher an eine

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