Fuer immer zwischen Schatten und Licht
Arsch zu retten. Obwohl es diesmal echt riskant war; du konntest ja nicht wissen, dass ich gerade Dienst hatte. Wenn du einem anderen Wächter in die Arme gelaufen wärst, hätte es übel für dich ausgesehen!“, schimpfte das Mädchen und ließ die Klinge weiterhin vor Sams Nase tanzen.
Mit einem milden Lächeln schob er ihre Hand beiseite. „Hab ganz vergessen, wie scharf ihr Wächter auf eure Dämonenmesser seid, dabei hatte ich doch selbst mal so eins. Aber das Teil ist immerhin aus Engelsblut geschmiedet und deshalb ziemlich eklig, also kannst du bitte aufhören, mir damit vor dem Gesicht rumzufuchteln?“
„Kannst du mir mal erklären, was du im Licht zu suchen hattest?“, schnappte sie zurück. „Wie ich gehört habe, bist du vor einer Weile … zwei Etagen tiefer gezogen.“
Stöhnend lehnte Sam den Kopf nach hinten. „Ist eine lange Geschichte.“
Schon traf ihn ein weiterer kleiner Tritt von Serafina in die Seite. „Raus damit!“, kommandierte sie. Sam schaute sie vorwurfsvoll an, ließ sich dann aber tatsächlich zu einer Erklärung herab. Der kumpelhafte Umgang zwischen ihm und dem Engelsmädchen verwirrte mich so sehr, dass es mir schwerfiel, ihm zuzuhören. Knapp berichtete er von seiner Flucht aus den Schatten und von seiner Vermutung, dass ein Weltenwandler dahintersteckte. Außerdem hatte er offenbar einen Großteil des Gesprächs zwischen mir und der Richterin belauscht, denn er wusste über das Ultimatum Bescheid.
Während seiner Erzählung verdüsterte sich Serafinas Gesicht noch mehr. Sie hatte das Messer in ihrem Gürtel verstaut und beide Hände in die Hosentaschen geschoben, aber ich konnte trotzdem erkennen, dass sie die Fäuste ballte.
„Verdammt“, sagte sie, als Sam geendet hatte. „Könnte ich dich nicht mit eigenen Augen hier vor mir sehen, würde ich das alles gar nicht glauben. Aber wenn sogar du es geschafft hast, aus der Schattenwelt zu fliehen … du musst schon entschuldigen … was kann dann wohl noch herausgekrochen kommen?“
„Nichts sonderlich Hübsches, frag mal Lily“, antwortete Sam trocken.
Serafina blickte kurz zu mir herüber, aber anstatt mich etwas zu fragen, fuhr sie fort: „Jetzt begreife ich auch, warum alle im Licht das Gefühl haben, ein Damoklesschwert würde über ihnen hängen. Euch ist bestimmt nicht entgangen, welche Unruhe deswegen in der Nähe der Tore herrscht! Sogar die Richter müssen total verunsichert sein, wenn sie Raziel jetzt als Allheilmittel präsentieren, und sie werden ihn wohl nicht mehr in Frieden lassen, bis wir den Abaddon beseitigt haben …“
„Wir?“, echote Sam.
Serafina seufzte. „Du glaubst doch nicht, dass ich einfach abhaue, ohne euch zu helfen? Das hier betrifft uns schließlich alle.“
„Aber die Richter werden bemerken, dass ihnen mal wieder ein Wächter flöten gegangen ist! Bei deiner Rückkehr wartet dann ein Riesenhaufen Ärger auf dich!“
„Nicht, wenn ich ihre größte Bedrohung aus dem Weg geräumt habe“, widersprach Serafina. „Allerdings brauchen wir zumindest einen Anhaltspunkt für unsere Suche. Ich wäre gar nicht auf die Idee gekommen, dass es zu diesen alten Mythen Informationen in der Bibliothek gibt – bist du denn fündig geworden?“
Sam hob die Hüfte, um in seine Gesäßtasche fassen zu können, und holte ein schmales Büchlein hervor. „In der Kartei war unter dem Begriff Abaddon nur ein einziges Werk verzeichnet“, erklärte er. Ich wollte zu gern einen Blick auf das Buch werfen, aber er stopfte es gleich wieder in seine Tasche und rappelte sich auf. „Bitte verlassen wir erst mal diesen blöden Steinbruch, bevor wir uns da hineinvertiefen.“
Serafina kam flink wie eine Elfe ebenfalls auf die Beine und streckte mir zu meiner Überraschung die Hand hin. „Du bist also Raziels Freundin?“, fragte sie, während sie mich hochzog. Irgendwie hörte es sich für mich so an, als hätte ich ihr gerade verraten, dass ich noch an den Weihnachtsmann glaubte.
„Ähm, ja“, sagte ich etwas dümmlich.
„Wie schön!“, rief Serafina und strahlte mich an, obwohl ich überhaupt nicht verstand, worüber sie sich so freute. „Ich dachte bloß immer, er würde eher auf den hellen Typ Frau stehen.“ Und wie auf Kommando ließ eine leichte Morgenbrise ein paar Strähnen ihres goldenen Haars um ihr Gesicht flattern.
„Ähm, wieso?“ (Zum Glück war meine Wortgewandtheit wieder da.)
„Nun, Sophie war blond“, antwortete Serafina leichthin und schien nicht zu bemerken,
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