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Für jede Lösung ein Problem

Für jede Lösung ein Problem

Titel: Für jede Lösung ein Problem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Ende unseres »Business-Lunches«, was ich sehr bedauerlich fand. Aber Adrianmusste zurück in seine Abstellkammer, und ich musste zu Charly, die eine Flasche Champagner besorgt hatte, um auf meinen Vertrag anzustoßen. Und vorher wollte ich noch meinem Vater einen Besuch abstatten.
    »Es war sehr nett mit Ihnen«, sagte Adrian vor dem Restaurant und hielt dabei seine Hand so merkwürdig, dass ich nicht wusste, ob ich sie schütteln oder abklatschen sollte. Ich machte nichts von beidem.
    »Das fand ich auch«, sagte ich nur, plötzlich ein wenig beklommen. »Vielen Dank für die Einladung. Wiedersehen.«
    »Bis bald«, sagte Adrian.
    Als ich mich ein paar Schritte entfernt hatte, rief er: »Warten Sie!«
    Ich kam wieder zurück und sah ihn gespannt an.
    »Ich finde, ähm, ich dachte, jetzt, wo wir sozusagen Kollegen sind, könnten wir uns eigentlich doch beim Vornamen nennen, oder?«, sagte er.
    »Gut«, sagte ich. »Obwohl mir Adrian besser gefällt als Gregor. Zumal ich ja diesen Vampir auch Gregor getauft habe.«
    »Es geht ja hauptsächlich um das du«, sagte Adrian. »Wie du mich dann nennst, ist eigentlich egal.«
    ***
    Mein Vater hatte wieder sein Steingesicht aufgesetzt, als er mich sah. »Gerri, was für eine Überraschung, es ist doch gar nicht Sonntag. Komm rein, deine Mutter ist beim Bridge. Möchtest du einen Tee?«
    »Lulu hat gesagt, dass du für die Kaution aufkommen willst, Papa«, sagte ich. »Ich bin gekommen, um dir zu sagen, dass ich das Geld nicht annehmen kann. Auch wenn es sehr nett von dir war, es anzubieten.«
    »Das hat nichts mit Nettigkeit zu tun«, sagte mein Vater. »Ich habe das Geld längst überwiesen.«
    »Wirklich, Papa, ich komme auch alleine klar. Ich bin immer alleine klargekommen.«
    »Mein liebes Kind, vor zwei Wochen erst hast du versucht, dir das Leben zu nehmen«, sagte mein Vater. »Das nenne ich nicht gut alleine klarkommen.«
    Ich wurde rot. »Ja, aber davon mal abgesehen … Im Augenblick läuft es wirklich gut für mich. Ich habe gerade heute einen neuen Vertrag mit Aurora unterschrieben. Einen, der mich am Umsatz beteiligt. Ich bekomme allein vierundzwanzigtausend Euro im Jahr Garantiehonorar.«
    »Das macht dann zweitausend brutto im Monat«, sagte mein Vater. »Das ist nicht die Welt. Vor allem, wenn man bedenkt, wie wenig du in deine Rentenkasse einzahlst. Zufälligerweise habe ich dir auch genau vierundzwanzigtausend Euro auf dein Konto überwiesen.«
    »Wie bitte? Aber die Kaution beträgt nur …«
    Mein Vater hob die Hand. »Es ist exakt die Summe, die dir zusteht«, sagte er. »Ich hätte dir das Geld längst geben sollen.«
    »Aber ich will überhaupt nicht …«
    Wieder unterbrach er mich. »Vierundzwanzigtausend Euro hat mich jede deiner Schwestern während ihres Studiums gekostet. Du hast das Studium im ersten Semester abgebrochen und dich fortan selber versorgt. Es ist nur recht und billig, dass du das Geld jetzt bekommst.«
    Ärgerlicherweise musste ich weinen. »Obwohl du so sauer auf mich warst … Tut mir alles so leid, Papa. Ich hatte dir nicht mal einen Abschiedsbrief geschrieben.«
    Mein Vater machte eine Bewegung, als wolle er mich umarmen, dann nahm er aber nur meine Hand. »In den letzten Wochen habe ich viel über uns und dich nachgedacht. Ich habe mir schwere Vorwürfe gemacht, dass das überhaupt hatte passieren können. Du hattest Recht mit dem, was du mir an den Kopf geworfen hast, draußen im Garten: Wir haben dir niemals gezeigt, wie stolz wir auf dich sind. Ich war sauer, dass du das Studium hingeschmissen hast, weil du genauso klug und begabt bist wie deine Schwestern. Ich habe all diese Jahre gedacht, du wirfst dein Leben weg …«
    »Aber es können doch nicht alle Leute Lehrerinnen und Diplomdolmetscherinnen werden«, sagte ich.
    »Das stimmt«, sagte mein Vater. »Außerdem finde ich deine Romane gar nicht so übel. Wirklich. Wenn ich mal für eine Minute vergessen konnte, dass meine eigene Tochter sich das alles ausgedacht hat, war ich richtig gefesselt. Du könntest ruhig mal versuchen, ein richtiges Buch zu schreiben.«
    »Papa …«
    »Ja, schon gut, das sollte nicht abwertend klingen. Wie wäre es mit einem Buch über eine junge Frau, die sich umbringen will und an alle, die sie kennt, Abschiedsbriefe schreibt?«
    »Zuerst einmal muss ich zweiunddreißig Vampirromane schreiben«, sagte ich. »Vampire sind nämlich schwer im Kommen.«
    »Das wird deine Tante Alexa freuen«, sagte mein Vater. »Sie ist doch auch einer von

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