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Für Leichen zahlt man bar

Für Leichen zahlt man bar

Titel: Für Leichen zahlt man bar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ich.
    »Marsch, weiter, Boyd !« befahl Blair giftig. »Oder ziehen Sie es vor, auf allen
vieren die Treppe hinunterzukriechen ?«
    »Was meintest du eben mit
dieser rätselhaften Bemerkung ?« erkundigte sich Judith
neugierig.
    Ich betrachtete Blairs
finsteres Gesicht. »Wollen Sie es ihr sagen, oder soll ich — ?«
    »Glauben Sie, die fällt auf
Ihre Lügengeschichten herein ?« zischte er.
    »Es läßt sich leicht
nachprüfen, ob ich lüge«, sagte ich, zu Judith gewandt. »Cook wohnt im Palms
Hotel, — aber das weißt du sicherlich. Ruf im Hotel an, und wenn er sich nicht
meldet, sage, du machtest dir Sorgen um ihn, weil er manchmal an
Schwindelanfällen leidet. Bitte den Empfangschef, er möchte einmal einen Blick
in Cooks Badezimmer werfen .«
    »Und warum ausgerechnet ins
Badezimmer ?« fragte sie geduldig.
    Daß ich selber den Empfangschef
schon vorhin hochgeschickt und der tote Cook mittlerweile wahrscheinlich bereits
die Reise ins Leichenschauhaus angetreten hatte, spielte im Augenblick keine
Rolle. Mit erbarmungsloser Deutlichkeit sagte ich: »Weil ihn heute in den
frühen Abendstunden Blair besucht hat und dein Freund Jonathan jetzt mit
aufgeschlitzter Kehle in der Badewanne liegt .«
    Zum drittenmal an diesem Tag wurde mir praktisch vor Augen geführt, wie schnell der
Flüsterheini sich bewegen konnte, wenn er es für notwendig hielt. Der
Pistolenlauf sauste auf meine Kehle nieder, und während ich noch verzweifelt nach
Luft rang, rammte Blair mir sein Knie in die Magengrube. Glühender Schmerz
durchzuckte mich. Ich sackte in die Knie, während ich noch immer mühsam
versuchte, Luft durch meine wundgeschlagene Kehle in die Lungen zu bekommen.
Die Revolvermündung preßte sich schmerzhaft gegen eine gewisse Stelle hinter
meinem rechten Ohr.
    »Ich habe Sie gewarnt, Boyd«,
fauchte Blair. »Jetzt werden Sie doch auf allen vieren die Treppen
hinunterkriechen müssen !«
    »Lucas!« Judiths Stimme klang
schwach und zwei Oktaven höher als gewöhnlich. »Ist das wahr ?«
    »Geht dich gar nichts an — merk
dir das !«
    »Es ist also wahr !« Sie stieß einen hohen, stetig anschwellenden Jammerlaut
aus.
    Blair fluchte in allen
Tonarten, denn inzwischen war Judiths Geschrei so laut geworden, daß es im
Handumdrehen sämtliche Hausbewohner aus dem Schlaf schrecken mußte. Eine
Sekunde später war ich den unangenehmen Druck des Schießeisens an meinem Kopf
los, und gleich darauf verstummte der Schrei wie abgeschnitten. In der
lastenden Stille, die folgte, hörte ich, wie die Wohnungstür zugeschlagen
wurde.
    »Wenn du laufen kannst, Kerl,
dann lauf«, meinte Blair gleichgültig. »Wenn nicht, mußt du eben kriechen !«
    Inzwischen war ich, wenn auch
mühsam, wieder zu Atem gekommen. Ob es mir gelingen würde, mich auch nur
minutenlang auf den Füßen zu halten, bezweifelte ich. Immerhin war es noch
besser, zusammenzuklappen, als vor diesem Flüsterheini klein beizugeben. Ich
rappelte mich mühsam auf, beide Hände gegen den Leib gepreßt und gekrümmt wie
ein uralter Mann.
    Ich taumelte die Treppen
hinunter, und während mir die Stufen vor den Augen verschwammen vor Schmerz,
sagte Blair: »Du wirst Jonathan Cook noch um seinen schnellen Tod beneiden. Ein
kurzer sauberer Messerschnitt — und die Sache war ausgestanden !«
    Als wir ins Freie kamen, packte
er meinen Arm und riß mich mit einem schmerzhaften Ruck hoch. Die schwarze
Limousine, die direkt vor mir parkte, fing an zu schwanken und führte vor
meinen schmerzgeblendeten Augen einen tollen Tanz auf. Blair zerrte und stieß
mich über den Bürgersteig, riß die hintere Wagentür auf und schob mich in den
Fond. Die Tür knallte zu, und ich klammerte mich an die Lehne des Vordersitzes,
bis ich wieder so weit zu Atem gekommen war, daß ich klar sehen konnte.
    Der dürre Flüsterheini ging um
den Wagen herum zum Fahrersitz und fragte durchs Fenster: »Huong ?« Ich hätte ihm sagen können, daß sich außer mir kein
Mensch im Wagen befand, aber es war mir zu anstrengend. »Huong!« Er beugte sich
vor, um ins Wageninnere blicken zu können, so daß er die beiden schattenhaften
Gestalten nicht bemerkte, die wie hingezaubert plötzlich dicht hinter ihm
auftauchten.
    Der erste Schatten hob den Arm
und ließ ihn schwungvoll auf Blairs Hinterkopf niedersausen. Es gab einen
dumpfen Laut, und ich beobachtete gebannt, wie der Dürre zusammensackte. Kurz
darauf öffnete sich die Wagentür, die beiden Unbekannten verstauten Blair ohne
viel Umstände auf den Vordersitz

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