Für Leichen zahlt man bar
?« fragte
Judith. »Sie selber versteht noch viel mehr davon. Die Gesellschaft hat ihr in
der Welt der Chinakunstliebhaber Rang und Namen verschafft. Sammler setzen
unbegrenztes Vertrauen in sie. Sie kauft und verkauft auf Kommissionsbasis,
aber auch auf eigene Rechung . Sie ist enorm
geschäftstüchtig, Danny. Mit den Mitgliedsbeiträgen könnten wir nicht einmal
die Putzfrauen bezahlen. Aber durch die Gesellschaft kann sie immer wieder lohnende
Geschäftsverbindungen anknüpfen .«
»Na schön«, meinte ich nicht
ganz überzeugt. »Nun weiß ich also Bescheid .«
»Aber jetzt mußt du mir auch
verraten, was du machst !«
»Also gut: Was ich dir eben
erzählt habe, war nicht geflachst !«
»Du bist wirklich — ein solcher
Unternehmer ?« Sie starrte mich ungläubig an. »Du
machst dich schlechter, als du bist! Los, Danny, heraus mit der Sprache!«
»Willst du einen Beweis ?« Ich knöpfte mein Jackett auf und schlug es zurück, so daß
sie die schwere Magnum-Pistole in ihrem Schulterhalfter sehen konnte.
Ihre Augen weiteten sich. »Du —
du bringst doch nicht Menschen gegen Bezahlung um, Danny ?«
»Nein — sondern ganz umsonst !« lächelte ich.
In diesem Augenblick schrillte
das Telefon. Sie stand seufzend auf und ging hinüber zu dem zierlichen Nußbaumsekretär , auf dem der Apparat stand. Ich goß den
Rest meines Drinks hinunter und trat mit dem leeren Glas an die Hausbar.
Während ich mir einen neuen Whisky on the rocks mixte, hörte ich, wie Judith einsilbige Antworten ins
Telefon gab. Endlich schloß sie: »Ich verstehe vollkommen, Madame Choy . Ja, natürlich !« und legte
den Hörer auf.
Sie drehte sich mit einem
entschuldigenden Lächeln um. »Ich sagte dir ja, daß ich den
Vierundzwanzigstundentag habe! Das waren schon die ersten Aufträge für morgen
früh !«
»Mich wundert nur, daß du nicht
die günstige Gelegenheit ergriffen hast, Hilfe herbeizurufen !« sagte ich bitter. »Ist es nicht ein bißchen unheimlich, mit einem Berufskiller
auf einer Couch zu sitzen ?«
Um ihre Unterlippe zuckte es
noch verächtlicher als sonst. Sie kam auf mich zu, blieb dicht vor mir stehen,
und ehe ich zur Besinnung kommen konnte, hatte sie mein Jackett geöffnet und
die Pistole aus dem Halfter genommen.
»So ein schweres Ding !« sagte sie halblaut. »Um damit umzugehen, braucht man
sicher eine kräftige Faust, was ?«
»Ich würde dir jedenfalls von
einem Versuch dringend abraten. Leg die Kanone weg !«
»Wenn ich anfange, in meiner
Wohnung herumzuballern, wirft der Hauswirt mich raus !« Sie hantierte ungeschickt mit der Waffe herum und versuchte, ihren Zeigefinger
um den Abzug zu krümmen. Nach zwanzig Sekunden hatte sie es geschafft. Während
mir die Luft wegblieb vor Schreck, legte sie mir den Lauf auf die Brust, schloß
die Augen und zischte: »Paff !«
»Wenn’s dir Spaß macht, können
wir gern Sheriff und Indianer spielen«, sagte ich, als ich wieder atmen konnte.
»Darf ich der Große Häuptling Sitting Bull sein ?«
»Ich wollte nur mal sehen, wie
sich so eine Pistole in der Hand anfühlt !« Sie schlug
die Augen auf und sah mich an.
»Wie sehen sie aus, wenn du sie
erschossen hast, Danny ?«
»Tot. Und jetzt sei ein braves
kleines Mädchen und leg das mörderische Ding da aus der Hand .«
Sie zog ein Gesicht. »Du weißt
schon, wie ich es meine. Wenn sie gerade gestorben sind — wie sehen sie dann
aus ?«
»Nicht anders als sonst«, sagte
ich, mühsam um Geduld ringend. »Sie verändern sich erst später. Es ist ein
Unterschied, ob sie gerade erst gestorben sind oder ob sie schon länger tot
sind. Und jetzt gib mir —«
»Und was spürt man dabei ?« flüsterte sie. »Wie ist dir zumute, wenn du einen
Menschen tötest, Danny ?«
»Gar nichts spürt man«,
knirschte ich. »Es ist ein Job wie jeder andere. Wenn alles glatt geht, ist man
zufrieden. Wenn Einzelheiten nicht so laufen, wie man es sich vorgestellt hat,
ärgert man sich. Und jetzt zum Kuckuck, leg bitte —«
»Du bist wirklich ein
erstaunlicher Mann .« Sie blinzelte ein paarmal. »Ich
hätte nicht gedacht, daß das Leben doch immer noch neue Erfahrungen für einen
bereithält .«
»So? Na, für mich wäre es eine
neue Erfahrung, wenn man mir ein Loch in den Bauch schießt !« knurrte ich. Wenn sie das Schießeisen in drei Sekunden nicht freiwillig hergab,
beschloß ich, mußte ich es mir wohl oder übel mit Gewalt nehmen.
Sie lachte belustigt auf. »Was
regst du dich so auf, Danny? Es ist doch sicher ein Ding dran
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