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Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Titel: Fuer Wunder ist es nie zu spaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Hamberg
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hat geklappt.«
    Maja zieht den Hut über die Augen und kichert. Neugierig piekt Alex
sie in den Fuß.
    »Jetzt sag schon!«
    »Nee, ich habe keine Einzelheiten versprochen. Aber es hat
funktioniert, das genügt doch, oder?«
    »Okay. Es hat also funktioniert? Hast du wirklich an mich gedacht?«
    »Ja, und . . .«
    »Guten Morgen!«
    Pelle kommt aus dem Speisesaal, an den Armen getrockneter Mörtel, an
den Beinen weite, fleckige Khakihosen und darüber einen bestickten Kaftan aus
Leinen, der bis zu den Knien reicht. Sonnengebräunt, das grau gesprenkelte Haar
zu einem Knoten gedreht, spaziert er heraus. In den Händen trägt er einen
kleinen Teller mit Frühstücksbrötchen und Erdbeeren und eine große Tasse
Kaffee. Er lässt sich auf der ramponierten, sonnenwarmen Holzbank am Pool
nieder, nimmt einen Schluck vom Kaffee und sieht sich um.
    »Wo ist Karin?«
    »Sie hatte Bauchschmerzen. Jens auch. Deshalb sind nur Alex und ich
hier.«
    »Ach wirklich, sie hatte Bauchschmerzen? Hat sie vielleicht etwas
Falsches gegessen?«
    »Vielleicht. Josefin sieht nach ihnen.«
    »Gut, gut. Alex! Wie läuft es für dich? Erzähl!«
    Pelle nimmt einen kräftigen Bissen von seinem Brötchen. Alex setzt
die Brille ab und richtet sich im Liegestuhl auf. Er zieht die Beine an und
legt die Arme darauf.
    »Doch. Es läuft ziemlich gut. Ich habe ein paar Übungen aufbekommen,
mit denen ich trainiert habe. Ich sollte wohl lernen, etwas mehr
lockerzulassen.«
    »Daran werden wir heute weiterarbeiten, zumal die anderen gerade
nicht dabei sind.«
    Pelle hört zu und schiebt sich den Rest vom Brötchen in den Mund,
leckt die Finger einen nach dem anderen ab und fegt sich ein paar Krümel von
den Hosen.
    »Lockerlassen . . . Doch, das klingt nicht schlecht, definitiv. Ich
muss den ganzen Tag im Atelier arbeiten. Josefin wird mir das Essen bringen,
ich muss mich jetzt konzentrieren, die Sache muss bald fertig sein, es sind nur
noch ein paar Wochen, und . . . Tja, es ist einfach noch nicht ganz fertig.«
    Alex wischt sich ein paar Schweißtropfen von der Stirn.
    »Was machst du denn?«
    »Diese Sache jetzt hat hauptsächlich mit Mörtel zu tun, ich mauere
eine Skulptur, könnte man sagen, aber ich habe auch mit Beton und Granit
gearbeitet. Ja, ich habe in dieser Arbeit verschiedene Ausdrucksmöglichkeiten
miteinander vermischt.«
    »Aber wie sieht es aus?«
    »Das ist ganz und gar Sache des Betrachters. Das kann für mich so
aussehen und für dich ganz anders. Für mich stellt es vielleicht ein Gefühl der
Wehmut dar, während es für dich einfach eine Frau ist, die am Herd steht und
kocht. So unterschiedlich kann das sein.«
    »Darf man sich das mal anschauen?«
    »Nein. Noch nicht. Im Moment nicht. Bisher durfte nicht einmal Maja
ins Atelier kommen.«
    Maja wirft Pelle unter dem Sonnenhut einen Blick zu.
    »So geheimnisvoll bist du bisher mit noch gar nichts gewesen.«
    »Nein. Obwohl, geheimnisvoll . . . ich muss es wohl einfach noch
schützen.«
    »Was auch immer, jedenfalls darf ich es nicht anschauen.«
    »Nein, und jetzt muss ich los und arbeiten!«
    Pelle schüttet den restlichen Kaffee in sich hinein und erhebt sich.
    »Dann wünsche ich euch beiden heute gutes Gelingen. Mit dem Lockerlassen
und allem. Wir sehen uns beim Abendessen. Ja . . . also, bis dann.«
    Pelle winkt träge mit seiner großen, groben Hand und flipflopt mit
den marokkanischen Pantoffeln zum Speisesaal, wo schon geklappert wird und gute
Gerüche aufsteigen. Josefin bereitet das Mittagessen vor.
    Maja grinst Alex breit an.
    »Was meinst du, sollen wir anfangen, ein wenig lockerzulassen?«
    »Klingt gut.«

     
    22
    I ch blicke auf meine Füße, die in dem
verführerischen Hainbuchenlabyrinth herumlaufen. Sie wandern begeistert durch den
Kies. Alles ist still. Abgesehen vom Wiederkäuen hungriger Damhirsche und von
einigen Möwen, die ihre Freunde rufen. Das hier ist das Paradies. Und mitten im
Paradies wohnen Pelle und Maja Hannix und . . .«
    Grauslich. So verdammt schlecht. »Verführerisches Labyrinth«, was
soll das denn sein? Scheißegal, was es ist. Karin drückt auf Delete.
    Sie liegt, in eine flauschige Daunendecke versunken, auf dem
großzügigen Doppelbett. Den Kopf hat sie auf die kühlen leinenbezogenen Kissen
gebettet. Schön für den Kopf, der tut nämlich weh. Den Laptop hat sie auf dem
Bauch liegen. Die leeren Weinflaschen hat sie in die Reisetasche gesteckt und
ganz hinten im Schrank verstaut. Das Handy hat sie in ihre schwarze

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