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Fürchte deinen Nächsten!

Fürchte deinen Nächsten!

Titel: Fürchte deinen Nächsten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nichts, nur die Leere.«
    »Darauf könnte ich mich schon festlegen.«
    »Sehr gut«, flüsterte sie und umfaßte meinen Arm. Ich sah eine Gänsehaut auf ihrem Gesicht. »Ähnliche Gedanken habe ich mir auch gemacht. Es ist schön, daß wir ehrlich zueinander sind. Das Gespräch hat auch mir gutgetan. Deshalb will ich ehrlich Ihnen gegenüber bleiben. Ich habe es vorhin nicht gesagt, John, aber wenn ich mir diesen jungen Mann anschaue, dann bekomme ich es mit der Angst zu tun. Ja, ich habe Angst vor ihm. Vor seinen Augen, vor seinem Blick. Vor seiner Gestalt, vor jeder Bewegung. Er ist anders als die anderen, die hier einsitzen. Bei ihm ist alles kontrolliert. Jede Bewegung, jedes Wort, jeder Blick. Man kann den Eindruck bekommen, daß er genau weiß, was er tut und sagt und wie er sich verhält. Er ist nicht so krank wie die anderen hier, das habe ich längst herausgefunden, und ich gebe zu, daß ich in Judas Delany meine Grenzen gefunden habe. Bei ihm komme ich nicht weiter. Deshalb setze ich auch Hoffnungen auf Sie, John. Besonders interessiert es mich, wie Sie den Beweise dafür führen wollen, daß kein Nachahmer die Taten begangen hat.«
    »Das wird ein Problem sein.«
    Marcella lächelte mich an.
    »Schön, daß Sie es zugeben, John. Das macht Sie sympathisch und auch menschlicher.« Sie winkte ab. »Schluß jetzt, denn ich will Sie nicht beeinflussen. Sie sollen und müssen sich selbst ein Bild von ihm machen.«
    »Wo finden wir ihn?«
    »Hier, die letzte Tür.«
    Wir standen schon fast davor, und ich fragte: »Können wir einfach so hineingehen?«
    »Ich schon.«
    »Ohne weitere Aufpasser stehen oder standen Sie ihm gegenüber?«
    »Ja. Das ist kein Problem, John. Sie sind doch bei mir. Sonst war es anders. Wir haben ihn dann in einen speziellen Raum bringen lassen. Da war er auch gefesselt. Allerdings an den Füßen. Niemand traut ihm hier. Mein Vertrauen hält sich ebenfalls in Grenzen.« Aus ihrer schmalen Jackentasche holte sie einen flachen Schlüssel hervor. Er paßte genau in dieses Sicherheitsschloß der dicken Tür hinein.
    Ich verkniff es mir, einen Blick durch das Guckloch zu werfen. Während die Frau aufschloß, baute sich in mir die Spannung noch stärker auf. Ich wußte genau, daß ich einen Menschen sehen würde, wie er wirklich einmalig war. Einer, bei dem die Liebe nicht mehr vorhanden war. Es gab nicht viele Menschen davon auf dieser Welt, aber es gab sie leider. Und die wenigen reichten aus, um viel zu zerstören. Da hatte ich leider oft genug meine Erfahrungen machen müssen.
    Auch war ich sicher, daß man uns beobachtete. Der Aufpasser hinter der dicken Gittertür würde den Monitor nicht aus den Augen lassen. Das Schloß war offen, und Marcella warf einen Blick durch das Guckloch.
    Als sie sich umdrehte, zeigte ihr Gesicht einen zufriedenen Ausdruck. »Es besteht kein Grund zur Sorge, John. Er hockt auf seinem Bett, schaut jedoch zur Tür. Er weiß, daß wir hier sind. Sie haben eine Waffe?«
    »Ja.«
    »Er darf sie auf keinen Fall in die Hände bekommen!« Sie schaute mich scharf an.
    »Keine Sorge, ich kann auf mich achtgeben.«
    Marcella Ash holte noch einmal tief Atem. »Okay denn, packen wir es, John!«
    Sie zog die Tür auf und mußte sich schon etwas mühen. In mir war die Spannung noch mehr gewachsen. Von großen Sicherheitsmaßnahmen, die wir beide getroffen hatten, konnte nicht gesprochen werden. Ich war gespannt, was uns erwartete.
    Hinter Marcella Ash betrat ich die Zelle…
    ***
    Auch hier waren die Wände einfach nur grau und mit einer Lackfarbe bestrichen worden. Durch ein vergittertes Fenster drang das trübe Tageslicht und schaffte es nicht, die Zelle zu erhellen. Sie blieb in einem grauen Dämmer, was Marcella allerdings nicht hinnehmen wollte, denn sie schaltete die Lampe ein. Auch hier hing ein flacher Kasten unter der Decke, der zusätzlich noch durch ein Gitter geschützt war. Auch das Fenster bestand nicht aus normalem Glas.
    Links der Tür sah ich die Toilette. Ein Waschbecken gehörte ebenfalls zur Ausstattung. Ein Bett, nur mehr eine Matratze, die auf dem Boden lag, ein Tisch, ein Stuhl, das war alles. Es gab keine persönlichen Gegenstände, die in irgendwelchen Regalen aufbewahrt wurden, hier war alles einfach nur kahl. Der Eingesperrte sollte auf keinen Fall die Gelegenheit bekommen, sich irgendwelche Waffen zu basteln. Das elektronische Auge einer Kamera war in einer Ecke angebracht. So konnte der gesamte Raum überwacht werden. Abgesehen von einem kleinen

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