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Fürchte deinen Nächsten!

Fürchte deinen Nächsten!

Titel: Fürchte deinen Nächsten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Gesicht wie ein dunkler Vorhang. Sie fielen nicht in die Stirn hinein, so daß sie recht hoch und breit aussah. Ich war über sein Aussehen schon etwas überrascht, denn sein Gesicht war weich und zeigte mädchenhafte Züge. Eine etwas dicke Nase wurde von zwei recht dicken Wangen umrahmt. Ein weiches Kinn. In der Haut zwischen ihm und dem Mund hatte sich eine kleine Kuhle eingegraben, die dicht unter der Unterlippe endete.
    Welch ein Mund!
    Wie ein dicker Halbmond und zu beiden Seiten hin verzogen. Es war der reine Zynismus und auch die kalte Menschenverachtung, die dadurch zum Ausdruck kam. Selbst wenn dieser Mund lächelte, dann war es für mich das Lächeln einer Bestie.
    Hinzu kamen die Augen. Auch sie waren etwas Besonderes. Ich sah sie und wußte nicht, ob ich von ihnen fasziniert oder abgestoßen sein sollte. Es waren die Augen eines Menschen und trotzdem einer anderen Person. Schizophren, kalt, erbarmungslos. Es fehlte die Liebe darin, es fehlte jegliches Gefühl, und somit waren es die Augen, in denen sich die Hölle widerspiegelte. Ich riß mich zusammen und gab keinen Kommentar ab. Dabei dachte ich für einen Moment an die Augen Luzifers, die das absolut Böse waren, das es überhaupt gab. Diese hier waren mit denen des gestürzten Engels nicht zu vergleichen, sie gehörten noch immer einem Menschen, der jedoch unter der Knute des Bösen stand. Die Haut zeigte einen leicht rötlichen Ton. Nicht durch das Licht verursacht, er mußte mehr von innen kommen. Wenn man so wollte, sah Judas richtig gesund aus.
    Er stand nicht auf. Für seine ehemalige >Freundin< hatte er keinen Blick. Im Moment interessierte er sich nur für mich. »Wer bist du überhaupt?« fragte er mit weicher Stimme.
    Ich war gespannt, ob er mit meinem Namen etwas anfangen konnte und sagte: »Ich heiße John Sinclair.«
    Er schwieg. Nichts bewegte sich in seinem weichen Gesicht. Aus seinem linken Mundwinkel entwich Luft, und pustete eine ihn störende Haarsträhne in die Höhe. Eine Reaktion darauf, daß er mit meinem Namen etwas anfangen konnte, erlebte ich nicht.
    Dann sagte er: »Du bist ein Feind! Du bist gekommen, um mich zu vernichten. Du willst alles wissen. Du willst mir mein Geheimnis entreißen. Du weißt etwas und kannst es nicht glauben, weil dein Verstand es nicht aufnimmt. Das ist dein Problem. Und jetzt bist du gekommen, um dir Gewißheit zu verschaffen.« Er lächelte, und ich erlebte, daß dieses Lächeln sein Gesicht nicht >erwärmte<. »Bist du ein Bulle?«
    »Polizist.«
    »Ach ja. Ihr habt einen besonderen Ehrenkodex. Hat man dich geschickt, um die Morde aufzuklären?«
    »Ich möchte zunächst mit dir sprechen.«
    »Warum?«
    »Du hast den Grund gesagt. Ich bin tatsächlich gekommen, um die vier Morde aufzuklären.«
    »Hm.« Er überlegte. »Aber du stehst vor einem Rätsel, Sinclair. Du gehst davon aus, daß ich die Leute geopfert habe, aber du siehst keine Logik dahinter. Es ist dir nicht möglich, dir darauf einen Reim zu machen. Das kannst du nicht begreifen. Es will nicht in deinen Kopf hinein. Was nicht sein darf, kann auch nicht sein. Es ist nicht möglich, daß ich die Taten begangen habe, das sagt dir dein Verstand. Auf der anderen Seite gibt es keine andere Möglichkeit. Alle vier sind auf die gleiche Art und Weise gestorben. Es stimmt jede Kleinigkeit, John. Das genau bereitet dir und Marcella Probleme.«
    »Das streite ich nicht ab.«
    »Sehr gut«, erklärte er. »Und jetzt hast du ein Problem, nicht ich.« Wieder streckte er seine Arme aus. »Marcella weiß es, und ich will es auch dir sagen. Du kannst es glauben oder nicht, aber ich fühle mich hier in meiner kleinen Wohnung sehr wohl. Ich bin Marcella schon dankbar, daß ich hier sitzen darf. So habe ich meine Ruhe. Ich kann mit mir selbst gut zurechtkommen, und wenn es denn sein muß, tue ich das, was ich für richtig halte. Wie zuletzt bei dieser Frau. Das war doch einfach super, nicht wahr?«
    »Du gibst die vier Taten also zu?«
    »Ja, ja! Warum sollte ich es nicht tun? Mir kann man doch nichts mehr anhaben. Oder wollt ihr mich noch einmal vor Gericht stellen, weil inzwischen drei weitere umgekommen sind? Was kann mir noch passieren? Ich sitze hier gut und sicher, wie ihr alle gedacht habt. Es ist wunderbar, das kann ich euch versprechen. Ihr habt mir einen großen Gefallen getan, da bin ich euch wirklich dankbar.« Er nickte uns zu.
    »Aber ich habe noch viel zu tun, das müßt ihr verstehen.«
    Marcella ergriff das Wort. »Du willst tatsächlich

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