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Fürchte deinen Nächsten!

Fürchte deinen Nächsten!

Titel: Fürchte deinen Nächsten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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begriffen, was wirklich geschehen war. Ihre Augen spiegelten Fassungslosigkeit wider, ihr Gesicht war kalkbleich und die rote Mütze auf dem Kopf wirkte auf einmal lächerlich.
    Plötzlich brach Suko zusammen.
    Wie vom berühmten Blitz gefällt. Er schaffte es auch nicht, sich noch zu halten. Neben dem Tisch prallte er zu Boden. Er fiel auf den jungen Mann.
    Erst jetzt löste sich bei seiner Begleiterin die Starre. Ein sirenenhafter Schrei drang aus ihrem weit offenstehenden und verzerrten Mund. In ihre Augen trat ein Ausdruck des Begreifens und auch des Entsetzens.
    Wie die anderen Menschen in der Nähe reagierten, bekam Marcella Ash nicht mit, denn das Böse war plötzlich bei ihr. Sehr dicht sogar. Jemand ergriff ihren rechten Arm hoch oben an der Schulter und zerrte sie mit einem kräftigen Ruck zurück.
    »Fürchte deinen Nächsten!«
    Obwohl der Satz nur geflüstert war, drang er wie ein Donnerhall in ihr rechtes Ohr. Sie konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Sie kippte nach hinten, aber sie fiel nicht zu Boden. Der Unsichtbare hielt sie fest. Sie mußte lächerlich aussehen, wie sie in dieser Haltung von dem Eßstand weggezerrt wurde, doch keiner der Menschen achtete auf sie. Das Geschehen am Tisch war nicht mehr unbeachtet geblieben, und die Schreie der jungen Frau gellten weiter.
    Um den Stand herum war die Panik nicht mehr zu stoppen. Das Durcheinander nutzte Judas aus. Er schleifte seine menschliche Beute weiter, und Marcella kam gar nicht auf den Gedanken, sich zu wehren. Sie bewegte ihre Beine automatisch, weil sie nicht über den schmutzigen Boden geschleift werden wollte.
    Irgendwann packte er sie anders und richtete sie auf wie eine Puppe. »Ich bin noch immer bei dir!« Er stand nicht sichtbar, aber trotzdem dicht neben ihr. »Eine falsche Bewegung, und ich werde dir den verdammten Kopf abschlagen.«
    Marcella konnte nicht reden. Sie schnappte nach Luft. Sie war nicht mehr die Psychologin und Analytikerin, jetzt war sie einfach nur ein Mensch, der durch seine eigene Angst aufs schrecklichste gefoltert wurde und um sein Leben fürchtete.
    Er drehte sie herum und gab ihr einen Stoß, damit sie in eine entsprechende Richtung gehen konnte. »Denk immer daran, daß ich dicht bei dir bin. Was würden all die lieben Menschen wohl sagen, wenn ihnen plötzlich ein Kopf vor die Füße rollt?«
    »Was willst du, Judas?«
    »Dich und die anderen, mein Schätzchen. Zunächst dich. Denn wenn ich dich habe, sind die anderen kein Problem mehr. Was glaubst du, wie gern sie dich befreien wollen. Da werden sie alles tun, was ich will, glaub es mir.«
    Er stieß sie weiter. Marcella wußte nicht, wohin sie gingen. Tränen hatten ihren Blick verschleiert. Sie dachte in diesem Augenblick weniger an sich als an den neuen Toten, wobei sie noch hoffte, daß der Mann überlebt hatte.
    Die Umgebung war für sie zu einem schattenhaften Mischmasch geworden, aus dem sich keine klaren Umrisse mehr hervorschälten. Sie war nur noch eine Maschine, kein Mensch mehr. Sie tat alles, was man von ihr verlangte, und sie wurde plötzlich zurückgezogen, als sie ihr Ziel erreicht hatten.
    Es war ein Wagen, dessen Heckklappe der Killer aufriß. Er drückte sie hinein. Sie sah nicht, daß er sich hinter ihrem Rücken wieder materialisierte, und hörte nur die stöhnenden und schmerzerfüllten Geräusche. Dann erhielt sie einen harten Schlag in den Nacken.
    Sterne stoben vor ihren Augen auf, und wenig später versank auch ihre Welt in einem schwarzen Loch…
    ***
    Der Ärger über die verlorene Zeit verflog und schuf Bestürzung Platz, als ich den Eingang des Weihnachtsrummels erreichte, denn das rotierende Blaulicht paßte nicht in diese vorweihnachtliche Szenerie. Ich mußte davon ausgehen, daß dort ein Unglück passiert war, und ich befürchtete zugleich, daß dieser Vorgang mir Marcella Ash und Suko in Zusammenhang stand.
    Ich hatte mich beeilt und den Wagen vorschriftswidrig abgestellt. Zeit, nach einem freien Parkplatz zu suchen, war nicht vorhanden. Zudem hätte ich wohl kaum einen gefunden.
    So stürzte ich mich in das Gedränge und drängelte selbst. Es mußte sich wie ein Lauffeuer so schnell herumgesprochen haben, daß an einer bestimmten Stelle etwas passiert war, denn auf dem Platz erlebte ich das perfekte Durcheinander. Es gab kaum noch einen Menschen, der sich normal und den Wegen entsprechend bewegte. Da lief alles durcheinander. Menschen wurden zu Ameisen, obwohl diese im Gegensatz zu den Besuchern wußten, was sie zu

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