Fürchte dich nicht!
Pressesprecher im Gesundheitsministerium und wollte es auch bleiben.
»Noch gehe ich davon aus, dass wir die beiden innerhalb der nächsten Stunden schnappen«, sagte Goronek.
»Aber wie konnten sie aus diesem Hotel entkommen?« Lange blieb unerbittlich. »Soweit ich unterrichtet bin, wurde das Hotel von Ihren Leuten überwacht.«
Das linke Auge des Kriminalrats zuckte. »Ich habe davor gewarnt, Geis zu unterschätzen. Vor dem Eintreffen des SEK hatte ich nur sechs Mann zur Verfügung und …«
»Nur sechs Mann?«, höhnte Lange. »Wie viele brauchen Sie denn, um einen abgehalfterten Hauptkommissar und eine Wissenschaftlerin festzunehmen? Oder hatten Sie Angst, dass Ihnen Geis schon wieder die Nase poliert?«
Goronek bekam einen roten Kopf.
Jetzt ist Lange zu weit gegangen, dachte Stegebach. Das muss sich niemand bieten lassen.
»Gehen wir die Sache konstruktiv an«, mischte sich Oppolt ein, der wohl verhindern wollte, dass Goronek um sich schlug. »Gibt es Hinweise auf den Aufenthaltsort der beiden Gesuchten?«
»Geis hat einen Mietwagen genommen. Wir überwachen den gesamten Großraum Münster.«
»Was ist mit den Handys?«, fragte George Clooney.
»Geis hat seins im Hotel zurückgelassen und de Monti ihres ausgeschaltet. Allerdings habe ich noch ein heißes Eisen im Feuer.«
Lange schlug mit der flachen Hand auf den Schreibtisch. »Verschonen Sie uns mit Ihren Durchhalteparolen! Ich möchte, dass die beiden aus dem Verkehr gezogen werden, bevor sie weiteren Schaden anrichten. Also möglichst heute noch. Verstanden?« Mit einem Tastendruck beendete der Abteilungsleiter die Verbindung. »Und nun zu Ihnen, Stegebach.«
Stegebach erstarrte. Bislang hatte Lange ein Mindestmaß an Höflichkeit gewahrt. Diese Zeiten schienen vorbei.
»Woher weiß de Monti, dass das Virus gentechnisch verändert ist?«
»Von mir nicht.«
»Woher dann?«
»Sie hat mich einmal angerufen.« Besser, er gab es gleich zu. Irgendwann würden sie es sowieso herausfinden. »Um sich zu erkundigen, welche Fortschritte Professor Blechschmidt erzielt hat.«
»Und was haben Sie geantwortet?«
»Dass es noch keine Ergebnisse gibt, wie abgesprochen.«
»Trotzdem verfügt de Monti anscheinend über konkrete Informationen. Die von etlichen Medien verbreitet wurden, genauso wie Ihr butterweiches Dementi, Herr Stegebach.«
Stegebach spürte, wie sein Herz einen Sprung machte und das Blut durch den Körper schwappte, von der Kopfhaut bis zu den Zehen. »Sollte ich leugnen, dass es einige FSME-Fälle gegeben hat? Fälle, von denen wir inzwischen wissen, dass sie durch das veränderte Virus ausgelöst wurden. Wenn ich mir die Bemerkung gestatten darf …«
»Dürfen Sie nicht«, unterbrach ihn Lange. »Priorität hat die Suche nach den Tätern, die das Virus in Umlauf bringen, alles andere hat dahinter zurückzustehen. Je mehr Aufmerksamkeit die Sache in der Öffentlichkeit bekommt, desto kontraproduktiver für uns. Beim nächsten Mal erwarte ich ein klareres Dementi.«
»Winfried«, sagte George Clooney sanft.
Lange atmete aus. »Was hat de Monti überhaupt in Münster gemacht? Weiß man das inzwischen?«
»Sie hat sich mit Professor Walter getroffen, dem Direktor des Instituts für Epigenetik an der Uni-Klinik«, antwortete Oppolt. »Walter beschäftigt sich mit der genetischen Codierung von Angst bei Mäusen.«
»Mäuse?« Der Abteilungsleiter machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich wette, de Monti hat euch an der Nase herumgeführt, in Wirklichkeit ging es um etwas ganz anderes. Stegebach, Sie arbeiten mit den Ermittlungsbehörden zusammen, wir brauchen Ihre intimen Kenntnisse der Zielperson.«
»Bei allem Respekt …«
»Hören Sie auf mit dem Scheiß!«, brüllte Lange. »Entweder Sie spielen mit oder Sie sind so was von erledigt, das können Sie sich gar nicht vorstellen.«
Stegebach schluckte.
28
Telgte, Klatenberge
»Du hast keine Ahnung, was Angst bedeutet. Sie frisst sich durch deine Eingeweide. Wie eine Ratte, der man keinen anderen Ausweg lässt. Unerbittlich. Du möchtest sie abschütteln. Oder vergessen. Oder betäuben. Aber sie frisst immer weiter. Sie ist da, wenn du aufwachst, und sie geht mit dir ins Bett. Sie quält dich in deinen Träumen. Sie klebt an dir wie ein feuchter Pullover nach einem Sommerregen. Sie schlägt dir im Spiegel entgegen wie dein eigener Mundgeruch.«
»Ich habe gehört, wie du im Schlaf geschrien hast.«
»Dann war es einer von den hässlicheren Träumen.«
»Für alles gibt es
Weitere Kostenlose Bücher