Fürchte dich nicht!
wird.«
»Das liegt selbstverständlich bei Ihnen«, schaltete sich Lange ein. »Wir machen Ihnen da keine Vorschriften.«
»Danke. Sehr großzügig.«
Lange ignorierte die Spitze. »Ich verstehe Ihr Misstrauen vollkommen. Ich gebe zu, dass wir die Lage falsch eingeschätzt haben, sowohl in Bezug auf den Täterkreis wie auch das, was Ihre Person angeht. Im Nachhinein halte ich es für einen Fehler, dass man versucht hat, Sie da rauszuhalten.«
Professor Blechschmidt lief rot an, die diskrete Schuldzuweisung galt anscheinend ihm.
»Ein Gutes hat die Sache dennoch.« Lange lächelte bis knapp unter die spitze Nase. »Ohne Ihre Beurlaubung, Frau Dr. de Monti, hätten Sie keine Eigeninitiative ergriffen und uns so – mithilfe von Herrn Geis – auf die Spur des mutmaßlichen Einzeltäters geführt. Dafür sollten wir alle dankbar sein. Ich muss nicht extra betonen, dass sämtliche in diesem Zusammenhang von der Polizei und der Staatsanwalt eingeleiteten Ermittlungen eingestellt werden. Sie sind vollständig rehabilitiert.«
»Geht das auch an die Medien?«, fragte Geis.
»Sicher. Damit habe ich nicht das geringste Problem.«
Geis wunderte sich, wie viel Kreide der Abteilungsleiter gefressen hatte, der Druck von oben musste immens sein.
»Und wenn ich Nein sage?«, erkundigte sich Viola.
Die Raumtemperatur sank schlagartig in Bereiche, in denen Lebensmittel länger genießbar bleiben. Lange drehte am Mittelfinger seiner linken Hand, als wollte er ihn an der Wurzel ausreißen, die anderen schauten betreten zu Boden.
»Darf ich?«, fragte Wiegand, der Geis an einen amerikanischen Schauspieler erinnerte, dessen Name ihm gerade nicht einfiel.
Lange nickte.
»Vor Kurzem gab es einen Zwischenfall am Frankfurter Flughafen. Beim Landeanflug einer Maschine mit zweihundert Passagieren rief der Kapitän eine Stewardess zu sich ins Cockpit. Der verdutzten Frau drückte er das Steuer in die Hand und befahl ihr, das Flugzeug runterzubringen. Zur Klarstellung: Die Stewardess besitzt nicht die geringste Flugerfahrung. Als der Kopilot eingreifen wollte, wurde er vom Kapitän in ein Handgemenge verwickelt. Erst im letzten Moment, nachdem der Kapitän zu Boden gegangen war, gelang es dem Kopiloten, das Ruder zu übernehmen und die Maschine zu landen. Abgesehen von einigen Leichtverletzten kamen die Insassen mit dem Schrecken davon. Reines Glück, es hätte auch zweihundert Tote geben können. Es sei nur ein Spaß gewesen, sagte der Kapitän den Beamten, die ihn festnahmen. Sie ahnen vermutlich, was bei der medizinischen Untersuchung festgestellt wurde: eine überstandene FSME.«
George Clooney. Das war der Schauspieler, dem Wiegand ähnelte, besonders, wenn er dieses schmierige Verführergesicht aufsetzte.
»Da draußen laufen tickende Zeitbomben herum«, fuhr der Sicherheitsexperte fort. »Stellen Sie sich vor, was Infizierte in sicherheitsrelevanten Bereichen anstellen könnten: beim Militär, in der Atomindustrie, bei der Luftsicherung. Wir müssen das Problem lösen, Frau Dr. de Monti. Und zwar schnell.«
»Und da vertrauen Sie einer tickenden Zeitbombe wie mir?«
»Das gilt selbstverständlich nicht für Sie.« Professor Blechschmidt schüttelte seinen Kopf so heftig, dass die rosigen Wangen in Schwingungen gerieten. »Nach allem, was wir wissen, verstärkt das Virus Charaktereigenschaften, die ohnehin …«
»Sie wissen gar nichts«, würgte Viola ihn ab. »Sie spekulieren. Oder verfügen Sie über gesicherte Daten?«
Die aus Berlin angereisten Männer tauschten verstohlene Blicke aus.
»Das ist ja der Grund, weshalb wir Sie brauchen«, versuchte es Lange noch einmal. »Ich bitte Sie inständig, Frau Dr. de Monti: Geben Sie uns eine Chance!«
»Allein bin ich nicht zu haben.«
»Was heißt das?« Lange legte den Kopf schief.
»Ich mache mit unter der Bedingung, dass Martin Geis in den Polizeidienst zurückkehrt. Mit allen Rechten.«
»Auf keinen Fall«, bellte Goronek, der mit versteinertem Gesicht zugehört hatte. »Was sich Geis geleistet hat, muss geahndet werden.«
»Darüber ließe sich doch reden.« Lange drehte sich zu Goronek um.
»Das ist nicht Ihr Ernst? Geis hat einen Vorgesetzten tätlich angegriffen. Zum wiederholten Mal. Falls das keine Konsequenzen hat, ist die Moral …«
»Nun machen Sie mal einen Punkt!«, wurde der Abteilungsleiter laut. »Hier geht es nicht um Ihre kleinlichen Rachegelüste, sondern um die Interessen des Landes.«
»Mit Verlaub …«
»Unsinn!«, brüllte Lange. »Ich
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