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Fuerchte nicht das tiefe blaue Meer

Fuerchte nicht das tiefe blaue Meer

Titel: Fuerchte nicht das tiefe blaue Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: April Genevieve Tucholke
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breiteten sich wie ein Fächer über dem Sand aus.
    »Was?« Ich schob ihren Arm von Lukes Bein.
    »Letzte Nacht hab ich von einer Giraffe geträumt.«
    Ich nahm ihr die Flasche aus der Hand und stellte sie außer Reichweite. Sie war fast leer. »Von einer Giraffe?«
    »Einer Giraffe. Wir waren befreundet, und sie hat eine Party gemacht, und danach hab ich ihr beim Aufräumen geholfen. Ich hab noch nie von Giraffen geträumt. Wahrscheinlich träumen noch nicht mal kleine Kinder von Giraffen. Aber jetzt halt dich fest: Vorhin im Café habe ich die Titelseite einer Zeitung aus Portland gelesen, und da stand, dass gestern im Zoo eine Giraffe gestorben ist. Und gerade ist mir klar geworden, dass das irgendetwas bedeuten muss. Glaubst du nicht auch? Also ich bin mir sicher, dass es was bedeutet.«
    Sunshine war betrunken. Sonst hätte sie nie erzählt, was sie geträumt hatte. Alles Irrationale – Träume, Märchen und Salvador Dalí – war ihr total zuwider.
    »Du bist betrunken, Sunshine«, sagte ich.
    Sie zog die Brauen hoch. »Falls du’s noch nicht mitbekommen hast, Violet – Jungs stehen auf betrunkene Mädchen.« Dann drehte sie sich zur Seite, stützte den Kopf in die eine Hand, legte die andere auf ihre Hüfte und wiegte sich leicht hin und her. Nur gerade so viel, dass ihre Kurven zur Geltung kamen.
    Wie schon so oft musste ich mir widerwillig eingestehen, dass Sunshine es faszinierenderweise immer wieder schaffte, die Aufmerksamkeit auf ihre Vorzüge zu lenken, ohne dabei im Geringsten gekünstelt zu wirken.
    Luke setzte sich auf, beugte sich über mich und griff nach der Flasche. »Absolut richtig, Sunshine. Wir stehen auf betrunkene Mädchen. Oder wie siehst du das, River? Ich wette, du hast schon ein paar betrunkene Mädchen gehabt. Die stellen sich nicht so an, finde ich.« Er trank einen Schluck Sherry. »Frauen machen es uns Männern immer so verdammt schwer, zu bekommen, was uns naturgemäß zusteht. Jammerschade.«
    Er fing also schon wieder damit an. Dabei hatte ich so sehr gehofft, er hätte eingesehen, dass er mit seinen Macho-Sprüchen bei River nicht landen konnte, aber wahrscheinlich benebelte der Sherry sein Denkvermögen. River schüttelte über die Bemerkung den Kopf und lächelte ein bisschen. Mein Bruder sagte manchmal Dinge, die in so vieler Hinsicht so … daneben waren, dass einem nichts anderes übrig blieb, als darüber zu lachen.
    Luke grinste River an und trank den Sherry aus. Dann holte er aus und schleuderte die leere Flasche in hohem Bogen ins Meer.
    »Luke! Was soll das, verdammt noch mal?« Ich zeigte aufs Wasser. »Was ist, wenn die Flasche zerbricht, die Scherben an Land gespült werden und sich das nächste Mal jemand die Fußsohle aufschlitzt, wenn er hier am Strand spazieren geht?«
    »Halt die Klappe, Vi. Außer uns kennt die Stelle hier niemand.«
    »Ich fasse es nicht, dass du tatsächlich denkst, es wäre cool, eine Flasche ins Meer zu werfen. Das ist so dämlich, dass mir die Worte fehlen.«
    »Hört auf zu streiten.« Sunshine stemmte die Hände in den Sand und stand auf. »Das Feuer ist fast runtergebrannt und mir ist kalt. Lasst uns zurückgehen und … keine Ahnung … auf dem Dachboden von Citizen Kane rumstöbern. Komm schon, Violet. Das haben wir schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gemacht. Das wird lustig. Na los!« Sie griff nach meiner Hand und versuchte mich hochzuziehen.
    »Okay, okay.« Ich sah River an. »Hast du Lust, dir den Dachboden anzuschauen? Er ist riesengroß, staubig und unheimlich.«
    »Klar«, sagte er.
    Also kletterten wir wieder den Pfad zur Straße hoch und gingen nach Hause.
    Wo Jack uns erwartete.

Zwölftes Kapitel
    »Ich will, dass du mir zeigst, wie du das gemacht hast«, verlangte er.
    Jack stand auf der Vortreppe, sah River eindringlich an und wiederholte dann noch einmal, was er eben gesagt hatte. »Zeig mir, wie du das gemacht hast.«
    River neigte lächelnd den Kopf zur Seite. »Wie ich was gemacht habe?«
    »Wie du gezaubert hast.« Jacks Blick ruhte weiter auf ihm, aber der Ausdruck in seinen Augen veränderte sich und begann dem von River zu ähneln – wachsam und misstrauisch.
    Ich warf Luke und Sunshine einen kurzen Blick zu, die allerdings so damit beschäftigt waren, beschwipst herumzukichern und ungeniert miteinander zu flirten, dass sie nichts anderes um sich herum wahrnahmen.
    Dafür nahm ich alles umso schärfer wahr und ließ River keine Sekunde aus den Augen.
    Weil mir in diesem Moment nämlich klar wurde, dass

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