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Fuerchte nicht das tiefe blaue Meer

Fuerchte nicht das tiefe blaue Meer

Titel: Fuerchte nicht das tiefe blaue Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: April Genevieve Tucholke
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River … schlimme Dinge angerichtet hat.« Neely zögerte. »Ich weiß von dem alten Weinbauern, den spanischen Zwillingen und dem kleinen schottischen Mädchen. Ich finde es grauenhaft, dass er das alles getan hat, und hasse ihn dafür aus tiefstem Herzen. Aber River ist mein Bruder. Er war immer da, wenn ich als Kind mal wieder die Klappe zu weit aufgerissen hatte, wenn mein Temperament mit mir durchging und ich mich plötzlich mit drei Jungs gleichzeitig prügelte, die alle größer waren als ich. Er hat mich nie im Stich gelassen, mich nie bei unserem Vater verpetzt, mich nie darum gebeten, mich zu ändern. Er hat sich in Prügeleien, bei denen er mir zu Hilfe kam, sechsmal die rechte Hand gebrochen. Er war immer für mich da. Immer.«
    Ich wollte ihn eigentlich nach dem Weinbauern, den Zwillingen und dem schottischen Mädchen fragen. Ich wollte mehr darüber erfahren, was für ein Kind River gewesen war, bevor er das Funkeln entdeckte.
    Aber dann sagte ich nur: »Ich habe ein Lachen gehört.« Erst als ich ausatmete, merkte ich, dass ich die ganze Zeit die Luft angehalten hatte. »Bevor du plötzlich auf dem Dachboden aufgetaucht bist, habe ich lautes Gelächter gehört. Das kam nicht von Gianni, da bin ich mir sicher. Hinter uns lauerte jemand im Dunkeln und lachte. Es hörte sich krank an. Hysterisch … dämonisch und …«
    »Hey.« Neely griff kurz nach meiner Hand, ließ sie aber gleich wieder los. »Versuch es zu vergessen, okay? Ich werde meinen Bruder nach Hause bringen und dann hat das alles ein Ende. River ist … Er ist im Moment nicht er selbst.«
    Er setzte sich wieder aufs Sofa, lehnte den Kopf an die Wand und blickte nachdenklich in die Ferne. »Ich glaube, er ist süchtig nach dem Funkeln. Das wirkt bei ihm wie eine Art Droge. Ich habe mir schon überlegt, ob er vielleicht deswegen ständig davonläuft, weil er seine Gabe nicht mehr benutzen will. Keine Ahnung. Aber wenn mein Bruder sich langweilt, jemanden nicht mag oder über irgendeine Ungerechtigkeit wütend ist, dann …« Er sah mich an und lächelte traurig. Ein trauriges schiefes Lächeln, das zu seiner schiefen Nase passte und ihm gut stand. »Dann sterben Menschen. Und zwar jedes Mal.«
    Ich setzte mich neben ihn aufs Sofa und wir saßen eine Weile einfach da. So dicht, dass unsere Arme sich berührten und ich seinen Duft nach helllichtem Tag roch und wie immer auch das Meer und mich … besser fühlte.
    Bis es in meinem Nacken dann auf einmal wieder zu kribbeln begann und es mir plötzlich viel zu dunkel in der Küche war. Ich hatte das Licht nicht angemacht. Stand River irgendwo dort draußen in der Nacht und beobachtete uns? Oder spielten meine angeschlagenen Nerven mir einen Streich? Vielleicht hatte ich mir das Gelächter auf dem Dachboden ja auch nur eingebildet.
    Vielleicht hatte ich solche Angst gehabt, dass ich einen Moment lang den Verstand verloren hatte.
    War das möglich?
    Vielleicht.
    Aber … Jack hatte das Lachen ebenfalls gehört.
    »Mir fällt nichts anderes ein, als ihn immer wieder zu zwingen, nach Hause zu kommen«, sagte Neely schließlich. »Auch wenn er irgendwann wieder davonläuft.«
    Ich sah ihn nicht an und sagte nichts von dem törichten Schmerz, den ich empfand, wenn ich daran dachte, dass River fortgehen würde. Ich traute meinem Gefühl nicht.
    Neely stand entschlossen auf, schlüpfte wieder in seine Windjacke und zog den Reißverschluss bis zum Kinn zu. »Ich muss dich um einen Gefallen bitten, Violet.«
    »Okay …«
    »So sehr ich mich für River freue, dass er so viel für dich empfindet …«, als er mich mit einem neckischen Funkeln in den Augen ansah, wusste ich, dass er daran dachte, wie er mich kennengelernt hatte – zerzaust in Rivers Bett liegend, »… glaube ich, es wäre das Beste, wenn du nicht mehr zulassen würdest, dass er dich berührt.« Ich wollte etwas erwidern, aber er hob die Hand. »Lass mich bitte ausreden. Mein Gefühl sagt mir, dass River erst Frieden finden wird, wenn er aufhört, seine Gabe zu benutzen. Oder sie zumindest nur dann benutzt, wenn es unbedingt sein muss. Und deswegen musst du dafür sorgen, dass er keine Gelegenheit mehr bekommt, dir nahe zu kommen. Meinst du, das schaffst du? Ihm zuliebe?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das verstehe ich nicht, Neely. Was passiert denn, wenn River mich berührt? Was hat das mit seiner Gabe zu tun?«
    Neely sah mich fassungslos an. »Soll das heißen, du weißt es nicht? Hat er dir das nicht gesagt?« Er hieb mit der Faust so

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