Fürchtet euch
machte einen Schritt auf den Korb zu und warf. Ich sah, wie der Ball diesmal den Ring traf und dann nach unten abprallte.
»Knapp«, sagte ich.
»Knapp vorbei ist auch daneben«, sagte Joe Bill. Er hob den Ball vom Boden auf und wischte den Staub von ihm ab. »Du solltest nicht von so weit weg werfen«, sagte Joe Bill.
»Der Nächste geht rein«, sagte ich. Irgendwas wie eine Hummel zischte an meinem Ohr vorbei, und ich duckte mich und schlug danach. »Was war das?«, fragte ich.
»Nicht bewegen«, flüsterte Joe Bill. Ich blickte zu ihm hoch und sah, dass er über meine Schulter Richtung Haus starrte. Ich wandte den Kopf und sah Clay im Garten an der Garage stehen. Scooter kniete neben ihm auf einem Knie und zielte mit seinem Luftgewehr auf uns. Er spannte es und pumpte zweimal. Er hob es an die Schulter und zielte wieder auf uns. Ich begriff, dass da eben eine Kugel an meinem Ohr vorbeigesaust war.
»Er schießt nicht auf uns, wenn wir nicht weglaufen«, flüsterte Joe Bill.
Ich hörte, wie Scooter abdrückte und eine Kugel von dem Basketball abprallte. Joe Bill ließ ihn auf die Erde fallen, und seine Kehle machte ein Geräusch, als würde er gleich losweinen.
»Hör auf, Scooter!«, schrie Joe Bill.
»Habt ihr mein Gewehr angefasst?«, brüllte Scooter. Joe Bill blickte Scooter an, und dann drehte er langsam den Kopf und sah mich an. Er hatte den Mund geöffnet, und ich konnte hören, wie schwer er atmete. Hinter ihm über dem Berg donnerte es.
»Ich war das«, sagte Joe Bill. Er blickte Scooter an. »Ich hab ein paarmal damit geschossen, aber dann hab ich es gleich wieder zurückgelegt.«
»Ich hab gesagt, du sollst die Finger davon lassen«, sagte Scooter.
»Ich weiß«, sagte Joe Bill. Scooter senkte das Gewehr und starrte Joe Bill einen Moment lang an, und dann sah er zu Clay rüber.
»Los, schnapp sie dir«, sagte Scooter. Clay zuckte zusammen, als hätte ihn jemand angeschnauzt, und dann setzte er sich in Bewegung, lief durch den Garten auf mich und Joe Bill zu.
»Jess«, flüsterte Joe Bill. »Hau ab.« Ich blickte von Clay zu Joe Bill. »Hau ab«, sagte er wieder. Es war ein langer Weg durch den Garten zur Straße, und obwohl ich wusste, dass Clay zu dick war, um mich zu fangen, hatte ich trotzdem Angst, Scooter könnte mir nachlaufen, und ich wusste nicht, was ich machen würde, wenn sie mich mit ihren Rädern verfolgten. Ich dachte auch, dass Scooter versuchen könnte, auf mich zu schießen, falls ich weglief. Ich spürte etwas in meinen Haaren landen und merkte dann, dass es regnete. Irgendwie erschreckte mich das, und auf einmal rannte ich aus dem Garten und blieb auch dann nicht stehen, als Scooter und Clay hinter mir herriefen, ich sollte zurückkommen. Ich schwöre, dass ich sogar ein paar Kugeln an meinem Ohr vorbeizischen hörte.
Als ich zur Straße kam, regnete es schon so stark, dass mein Hemd und meine Shorts klatschnass waren und ich das Wasser in meinen Socken platschen hörte. Ich wusste, dass meine Zehen von den nassen Socken ganz runzelig werden würden.
Ich hörte auf zu rennen, als ich keine Puste mehr hatte, und ging dann weiter die Straße hoch zu der Biegung vor der Felswand unterhalb vom Highway. Wasser strömte vom Highway runter wie ein kleiner Fluss und ergoss sich von den Felsen wie ein Wasserfall. Ich blieb am Straßenrand stehen und griff mit der Hand über die Leitplanke und ließ mir das Wasser durch die Finger laufen. Es floss in den Kanal neben der Straße und dann weiter Richtung French Broad River. Ich folgte dem Kanal bis zu der Stelle, wo er Richtung Fluss abbog. Ich trat auf die Brücke und blickte übers Geländer auf den Fluss, der jetzt schneller und lauter strömte als ein paar Stunden vorher auf meinem Weg zu Joe Bill. Es schwammen Stöckchen und Blätter und so im Wasser, und ich sah zu, wie das ganze Zeug auf die Brücke zutrieb, bis es darunter verschwand und auf der anderen Seite wieder rauskam. Ich stieß mich vom Geländer ab, ging auf die andere Seite der Brücke und schaute zur Straße. Ein Auto fuhr vorbei und wurde langsamer, als es mich sah, so, als wollte es anhalten. Ich winkte, aber es fuhr einfach weiter. Ich stellte mir vor, wie der, der da drin saß, sich fragte, was ich hier draußen im strömenden Regen machte.
Ich fing wieder an zu rennen, sobald ich über die Brücke war, und kurz darauf war ich auf der Straße zu mir nach Hause. Unten im Tal floss der Regen auf beiden Seiten von den Bergen, und ich sah zu, wie er floss, und
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