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Fürchtet euch

Fürchtet euch

Titel: Fürchtet euch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiley Cash
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mir mit dem Jackenärmel den Mund ab und nickte in ihre Richtung.
    »Wer sind die?«
    »Die gehören zum Trupp«, sagte der Sanitäter. »Die sind ganz schön fertig. Einer von ihnen muss ihn von der Straße gezogen haben, nachdem er von der Leitung gefallen war. Er lag da unter den Büschen, als wir ankamen.«
    Ich blickte nach unten und sah, dass sich die Spuren, die entstanden waren, als Jeff von der Straße geschleift wurde, langsam mit Schnee füllten, und meine Augen folgten ihnen zu der Stelle, wo sein Leichnam unter der Plane lag. Die Leitung zu dem explodierten Transformator lief durch die Bäume darüber, und der Mast, an dem der Kasten hing, war schwarz verkohlt von der Explosion. Ich warf einen Blick auf Jeffs Körper unter dem Busch, und dann drehte ich mich um und ging den Highway runter zum Krankenwagen. Die Jungs sahen mich kommen und traten ihre Zigaretten mit den Schuhspitzen im Schnee aus. Ich kannte keinen von ihnen.
    »Ihr arbeitet alle drei in diesem Trupp?«, fragte ich.
    »Ja, Sir«, sagte ein kleiner Blondschopf. Sein Haar war kurz und akkurat geschnitten und ließ seine Ohren größer erscheinen, als sie vermutlich waren.
    »Wo ist euer Vorarbeiter?«, fragte ich.
    Er beantwortete meine Frage nicht, und ich baute mich drohend vor ihm auf. Seine Augen blickten ängstlich, und er sah aus, als würde er gleich losheulen.
    »Wo ist er?«
    Er sah sich hilfesuchend nach den beiden Jungs um, die hinter ihm standen, aber sie blickten bloß zu Boden, und mir war klar, dass auch sie nichts sagen wollten.
    »Er ist weggefahren, bevor der Krankenwagen hier war«, sagte der erste Junge. »Er hat den Transporter genommen und gesagt, wir sollten hier warten.«
    »Hatte er getrunken?«
    Ich sah ihm an, dass er lieber einen von den anderen Jungs antworten lassen wollte, aber sie blickten ihn nicht mal an. Der eine klopfte eine Zigarette aus seiner Packung, und der andere starrte stur nach unten auf die Straße.
    »Verdammt nochmal, hatte er getrunken?«
    »Sheriff.« Owens legte mir eine Hand auf den Arm, als würde er überlegen, mich von dem Jungen wegzuziehen, aber ich schüttelte ihn ab und trat näher.
    »Antworte!«
    »Ich weiß es nicht«, stammelte der Junge. »Ich weiß es nicht genau.«
    Ich schaute die Straße hinunter, auf die Stelle, wo die blaue Plane so eben durch die Bäume zu sehen war.
    »Wer von euch hat ihn von der Straße gezogen?«
    »Das war Mr Hall«, sagte schließlich der Junge, der die Zigarette rauchte.
    Ich fixierte ihn, bis er wegschaute, und dann zog ich Owens beiseite und fragte ihn, was sie ihm erzählt hatten. Er blickte nach unten auf seinen Notizblock, aber ich sah, dass er nichts aufgeschrieben hatte.
    »Jeff war auf der Leitung und hat an dem Trafo gearbeitet«, sagte er. »Sie glauben, er muss einen Schlag bekommen haben, vielleicht durch irgendwas an seinem Werkzeuggürtel. Er hing richtig fest. Sie mussten warten, bis er runtergefallen ist.«
    »Herrgott, Bill.« Ich wandte mich ab und hob die Hände vor die Augen, und dann rieb ich mir übers Gesicht.
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Sie sollten nach Hause zu Sheila fahren. Ich kann das hier erledigen.«
    »Sie können das hier nicht erledigen«, erwiderte ich. »Niemand kann das hier erledigen.« Ich drehte mich um und ging ein paar Schritte auf meinen Streifenwagen zu, blieb dann aber stehen und sah ihn wieder an. »Machen Sie Jimmy Hall ausfindig. Geben Sie mir über Funk Bescheid, wenn Sie ihn haben.«
    Wieder zurück im Streifenwagen, saß ich auf dem Fahrersitz, blickte die Straße hinunter und beobachtete, wie Owens mit den Jungs sprach. Einer von den Sanitätern hatte den Krankenwagen gewendet und setzte rückwärts auf den Wald zu.
    Ich nahm das Funkgerät und funkte das Revier in Marshall an, und Eileen meldete sich sofort.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte sie.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte ich. »Ich habe noch nicht darüber nachgedacht. Tun Sie mir einen Gefallen, rufen Sie bei mir zu Hause an und sagen Sie Sheila, dass es bei mir heute später wird.«
    »Sie sollten lieber nach Hause fahren«, sagte sie.
    »Ich kann nicht«, antwortete ich. »Jimmy Hall ist abgehauen. Bitte rufen Sie Sheila an.«
    Ich schob das Funkgerät in die Halterung, aber dann fiel mir noch etwas ein. Ich nahm es wieder heraus und funkte noch einmal das Revier an. Wieder meldete sich knisternd Eileens Stimme.
    »Eileen«, sagte ich. »Sie weiß noch nicht, was passiert ist. Sagen Sie ihr, dass ich heute später nach Hause komme.

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