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Fuerstin der Bettler

Fuerstin der Bettler

Titel: Fuerstin der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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Der dritte Mann mischte sich ein und beruhigte den Mann, den der Dürre Hilgert genannt hatte.
    »Ich schau nach. Wartet hier.« Der Dürre verschwand in dem Fachwerkgebäude.
    Ein ungutes Gefühl beschlich Hannah, so als hätten sie irgendetwas übersehen und sie käme nicht drauf. Sie zermarterte sich den Kopf, doch es war, als läge die Lösung vor Augen, ohne dass sie sie sehen konnte.
    Dann kam der Dürre wieder zum Vorschein und blieb an derTürschwelle stehen. Er betrachtete die Umgebung aufmerksam und suchte mit dem Blick den Boden ab.
    »Und, was gefunden?«, fragte Hilgert.
    Wortlos streckte der Dürre seinen Kumpanen die offene Hand hin. Darin lag ein Kerzenstumpen.
    »Verdammt!«, entfuhr es Hannah. »Wir haben die Kerze fallen lassen!«
    Die Hand der Schwarzen Liss verkrallte sich in Hannahs Arm. »Das ist meine Schuld!«
    Der Dickere pfiff durch die Zähne. »Die Maurer waren das jedenfalls nicht.«
    Der Dürre schüttelte energisch den Kopf, doch er sah seine beiden Gefährten nicht an, sondern ließ den Blick umherschweifen. »Außerdem ist unsere Freundin drinnen höchst unruhig«, ergänzte er.
    »Wir hätten ein Schloss am Haus anbringen sollen«, murrte Hilgert.
    »Das mit dem Schloss funktioniert nicht, das weißt du genauso gut wie ich. Du kennst ihn!«, blaffte der Dürre ihn an. Er deutete mit dem Daumen hinauf in den ersten Stock. »Wir hätten den Hund mitnehmen sollen!«
    »Blödsinn! Du weißt, dass er bellt, wenn die Ware sich rührt. Er hätte uns schon einmal beinahe verraten.« Der Dicke wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Aber jetzt könnten wir ihn suchen lassen.«
    Bei dem Wort Hund war Hannah zusammengezuckt. Ein Hund hätte sie sofort gefunden.
    Der Dürre deutete auf die beiden Säcke. »Wir müssen die Ware loswerden, bevor womöglich jemand nachsieht.«
    »Aber sie sind bestellt. Für heute Abend.«
    »Wir werden liefern, aber auf dem klassischen Weg durch die Pforte.«
    Hannah hörte das Wort Pforte und verstand sofort. Ihr Blick wanderte zu der Pforte hinüber – und tatsächlich, über Kopfhöhe baumelte immer noch der Schlüssel, den die Männer dort angebracht hatten. Er diente also tatsächlich dazu, diese Nebenpforte zu öffnen.
    »Der Schlüssel ist von meinem Vater!«, hauchte die Liss ihr ins Ohr. »Nur er hat einen besessen – und natürlich der Bischof.«
    Plötzlich knurrte Hannahs Magen laut und vernehmlich und erinnerte sie daran, dass sie seit gestern Abend nichts mehr gegessen hatte. Sie konnte nichts dagegen tun. Der Dürre wandte den Kopf und sah zu dem Gestrüpp hinüber.
    »Hast du das gehört?«, fragte er Hilgert. »Dieses Knurren.«
    »Ein Köter, was sonst?«, sagte der. »Der ganze Graben ist voll von den Viechern!« Er hob einen Stein auf und warf ihn zielgenau in das Gebüsch.
    Der Stein traf Hannah an der Brust – und sie hätte beinahe laut geschrien. Doch sie konnte Schreck und Schmerz gerade noch beherrschen.
    »Wir müssen weg«, wisperte die Liss. »Sofort. Wenn die nachsehen, erwischen sie uns.«
    Hannah versuchte die Schwarze Liss zu beruhigen. Sie hielt sich die linke Brust, in der der Schmerz pulste wie ein lebendiges Wesen.
    »Wenn wir weglaufen, hören sie uns. Wir könnten ihnen niemals entkommen.«
    »Was glaubst du, ist in den Säcken?« Die Liss deutete mit einer Kinnbewegung zu den Männern hinüber. In einem der Säcke regte sich etwas, als wäre eine Schlange oder ein anderes Lebewesen darin. Ruckartige Bewegungen ließen die Rupfensäcke beinahe lebendig erscheinen.
    Hannah wollte es im Augenblick nicht wissen. Ihre Aufmerksamkeit galt der Mauer. Sie konnte sehen, wie sich hinter einerder Scharten ein Schatten bewegte. Es war, als würden sie von dort oben noch immer beobachtet, ohne dass der Beobachter sich zeigte.
    So viele lose Enden dieser Geschichte hingen herum, die sie gerne verfolgt hätte: Was war das für ein Wesen im Lusthaus? Wer war der Unbekannte auf der Zinne? Was hatten die Männer in den Säcken versteckt? Wofür um alles in der Welt brauchte man den unterirdischen Gang? Zumindest die letzte Frage konnte sie beantworten: zum Schmuggeln. Vermutlich wurden die Säcke in der Abenddämmerung hier heraufgebracht und anschließend durch den Tunnel in die Stadt geschafft. Das würde auch das Interesse an ihrem Haus erklären. Wenn der Gang schon zu Zeiten von Hannahs Vater da gewesen war, dann brauchte er nur wieder geöffnet werden. Dazu musste man allerdings das Grundstück in der Stadt besitzen, in dem

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