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Fuerstin der Bettler

Fuerstin der Bettler

Titel: Fuerstin der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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nicht weiter zuschlug.
    »Ich habe dich etwas gefragt«, sagte sie nur, leise und drohend.
    In den Augen des Mädchens standen Tränen des Zorns. Sie spie vor Hannah aus. Der Speichel hatte sich mit Blut vermischt und lief ihr an der geplatzten Lippe hinab.
    »Du hast keine Ahnung, was du da tust«, sagte sie.
    Kaum war der Satz gesprochen, wurde das Mädchen erneut von einem Schlag ins Gesicht getroffen. Diesmal mit demHandrücken. Hannah spürte, wie dem Mädchen ein Zahn abbrach, und befürchtete schon, sie hätte sich selbst einen Finger dabei verletzt.
    Das Mädchen heulte auf. Dann spuckte sie Hannah den Zahn vor die Füße.
    »Ich frage dich nochmals. Wie heißt du?« Hannahs Stimme zischte.
    »Nichts wirst du erfahren. Nichts!«, keuchte die Kleine undeutlich.
    »Gut«, sagte Hannah. »Bindet ihr einen Stein oder etwas Ähnliches ans Bein und werft sie aus dem Fenster in den Bach. Wer nichts sagt, ist wertlos für uns. Sie hat schließlich eine Frau getötet.«
    Das Mädchen strampelte, als die beiden Bettlerinnen sie hochhoben und auf den Tisch in der Mitte legten. Zwei weitere Frauen halfen, sie zu bändigen. Dann kam Nelda. Sie hielt einen Strick in der Hand, mit dem sie dem Mädchen Beine und Arme fesselte. Schließlich schleppte eine kräftigere Frau eine Art Kugel mit einem Loch in der Mitte daher. Die wurde dem Kind mit ans Seil gebunden.
    Erst als die emsigen Helferinnen die Kleine hochhoben, schrie sie: »Ich heiße Magdalena!«
    »Es ist zu spät«, sagte Hannah und befahl mit einem Wink, das Fenster zu öffnen, das auf den Stadtbach hinausging.
    »Ich habe etwas zu sagen«, schrie das Mädchen.
    Magdalenas Aussprache war undeutlich, weil die Lippen geschwollen waren. Sie versuchte sich den Armen zu entwinden, die sie zum Fenster hochhoben.
    »Du wirst Gera nicht wiedersehen!«, schrie sie Hannah an.
    »Halt!«, befahl Hannah, während die Bettlerinnen Magdalena bereits über die Brüstung gehievt hatten. Ein Schmerz wie ein Dolchstich durchzuckte sie. »Legt sie zurück auf den Tisch.«
    Auf dem Gesicht des Mädchens breitete sich ein Ausdruck des Triumphs aus. Als genieße sie es, dass sie Hannah im Griff hatte.
    Hannah bemerkte diesen Blick, dieses Mienenspiel.
    »Josefa, bring mir bitte ein Messer, nein, besser einen Löffel.« Dann wandte sie sich an das Mädchen, das inzwischen wieder auf dem Tisch lag, die steinerne Kugel neben ihrer Hüfte.
    Hannah betrachtete sie eine ganze Weile – und langsam schien Magdalena zu begreifen, dass dieser Satz nicht die Rettung bedeutete, die sie erwartet hatte. Ruhig, als ginge die ganze Sache sie nichts an, legte Hannah eine Hand auf den Arm des Mädchens. Sie fühlte sich erschöpft. Der Ausbruch von Gewalt, der sie vermutlich mehr überrascht hatte als das Mädchen, hatte ihr alle Kraft geraubt. Doch wenn es um Gera ging, würde sie Wege beschreiten, die sie an den Rand des Möglichen führten.
    »Magdalena«, begann Hannah ruhig. »Du solltest jetzt genau zuhören, denn ich werde das Folgende nicht zweimal sagen. Du bist für mich nur dann von Wert, wenn du redest. Hast du nichts zu sagen, werde ich dich wegwerfen, wie man einen Apfelbutzen wegwirft – so wie du selbst das Leben des kleinen Mädchens dort weggeworfen hast.« Hannah deutete zum Bett hinüber, in dem die Kleine ihren Jenseitsschlaf hielt. »Ich weiß nicht, wer mir das alles angetan hat. Ich weiß auch nicht recht, warum. Aber ich weiß, dass ich nichts zu verlieren habe. Ich hoffe, du verstehst mich.«
    Josefa hatte inzwischen den Löffel gebracht.
    »Ich werde dir jetzt ... Fragen stellen«, begann Hannah. »Du wirst diese Fragen beantworten. Ich stelle jede Frage nur einmal.« Hannah atmete schwer. Die Sätze kamen kurz und keuchend. Sie schwitzte und musste sich mit der anderen Hand am Tisch festhalten, sonst wären ihr die Beine weggeknickt. »Glaub mir, du wirst es bereuen, nicht ... geantwortet zu haben. Beimersten Mal werde ich dir die Augen auslöffeln, dann werde ich dir die Finger abschneiden, jeden Finger einzeln, danach kommen die Zehen dran und schließlich Nase, Ohren und Hände.« Allein bei dem Gedanken daran musste Hannah würgen, aber dennoch überwand sie ihren Ekel. Sie dachte an Gera – ihr einziges Kind. »Glaub mir, Kind, nach dem, was du getan hast, wird das für mich eine Genugtuung sein.«
    Bei den letzten Worten hatten sich Magdalenas Lippen zu einem Schrei geöffnet, der nicht mehr aufhören wollte.
    Hannah stand zitternd neben dem Tisch und hielt

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