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Fuerstin der Bettler

Fuerstin der Bettler

Titel: Fuerstin der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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dich.«
    »Ich – kann nicht schwimmen«, keuchte Josefa.
    »Wo ist Magdalena?«, fragte Hannah mehr sich selbst als Josefa, während sie langsam auf das Ufer zu watete.
    »Hier«, prustete es neben ihr. Dann tauchte der Kopf des Mädchens im Stadtbach auf.
    Sie krochen alle drei ans Ufer und hinein in ein Dickicht aus Schilf, damit sie nicht gesehen wurden.
    »Wie geht es euch?«, fragte Hannah, als sie alle saßen, tropfnass und völlig außer Atem. Außerdem froren sie jämmerlich. Hannah glaubte, das eisige Wasser direkt auf ihren Knochen zu spüren. Keine Sonne der Welt könnte sie je wieder wärmen. Sie schlang die Arme um sich und zitterte so heftig, dass ihre Zähne aufeinanderschlugen.
    »Ich lebe«, sagte Josefa und hustete unterdrückt. »Das ist ein gutes Gefühl.«
    »Ich auch«, sagte Magdalena und fragte plötzlich: »Warum hast du mich gerettet, Röttel?«
    Hannah schwieg eine ganze Weile, weil sie sich selbst nicht ganz im Klaren darüber war, warum sie das getan hatte. Nur langsam verblassten die Bilder vom Feuer in der Apotheke, die durch den Brand wieder in ihr aufgelodert waren. Schließlich sagte sie: »Weil du eine Frau bist. Und Frauen nur dann etwas erreichen, wenn sie zusammenhalten. Ich wollte, dass du es nicht nur weißt, sondern erlebst.« Alle drei schwiegen sie.
    Hannah versuchte so selbstsicher wie möglich zu erscheinen, doch sie wusste, dass dies eine lahme Rede gewesen war. Siewürde noch nicht einmal gehen können, weil ihr ganzer Körper wie eingefroren wirkte. Im Augenblick war sie niemandem ein Vorbild, wie sie so in sich zusammengesunken und bibbernd dasaß. Dennoch durfte sei jetzt nicht nachlassen.
    Mühsam stand Hannah auf und befahl: »Kommt. Wir müssen uns sammeln. Jetzt wird es ernst.«

D RITTER T EIL
    Mitte Juli des Jahres 1300
    Vergeltung

1
    B ruder Adilbert schritt wie jeden Morgen seit drei Wochen durch die Gassen des Pfaffenwinkels, lauschte auf das Klappern der Webstühle, achtete auf die Fuhrwerke, die, beladen mit Holz, Kalk und Steinen, vor ihm herfuhren, ging wie unbeteiligt vorbei am Brandplatz des zerstörten Apothekerhauses, bog in die nächste Seitengasse ein und kehrte erneut zur Rückseite der neuen Baustelle zurück. Dabei beobachtete er vor allem den Wehrgang, horchte, ob sich Wachen dort oben befanden, und wenn er sich sicher wähnte, dann huschte er die Zugangstreppe hinauf und achtete darauf, was auf dem Bauplatz unter ihm vor sich ging. Bevor er den Wehrgang wieder verließ, warf er noch einen Blick auf das Lusthäuschen vor dem Tor, ob sich dort etwas Ungewöhnliches tat, dann kehrte er zur Röttel in das Versteck zurück.
    Denselben Weg machte er mittags, und zum dritten Mal unternahm er gegen Abend einen Ausflug.
    Da er jedes Mal andere Kleidung angelegt hatte, hoffte er, dass die Bauarbeiter ihn nicht wiedererkennen würden.
    Das neue Stadthaus, das dort anstelle des Apothekerhauses errichtet wurde, machte rasche Fortschritte. Schon bald würde man von keiner Stelle der Mauer mehr das Atrium einsehen können. Die Außenmauern, die in Holzfachwerk hochgezogen wurden, zeigten einen großzügigen Zuschnitt. Dabei fiel dem Mönch auf, dass beinahe überall doppelwandig gebaut wurde. Entweder zog man zusätzliche Gänge für Bedienstete ein, oder man wolltehinter jeder Wand eine heimliche Treppe haben, durch die man ungesehen in die davor liegenden Räume gelangen oder von dort verschwinden konnte.
    Dass das Haus wuchs, lag auch am Geldstrom, der für Aigen unaufhörlich floss. Bruder Adilbert hatte sich umgehört. Aigen verdiente sein Geld mit Warentransporten. Er unterhielt Handelsbeziehungen zu Venedig, Nürnberg, Krakau, Frankfurt. Daneben hielten seine Fuhrwerke natürlich in den Reichsstädten am Weg, in Kaufbeuren ebenso wie in Donauwörth. Die allermeisten der von Ochsenwagen gezogenen Transporte kamen durch das Stephinger Tor in die Stadt. Dort vor dem Tor besaß Aigen als Unterkunft für seine Fuhrknechte einen Garten. Die Rottfuhren standen hier über Nacht sicher, und dort konnten Waren aus- und umgeladen werden.
    Bruder Adilbert versuchte seine Beobachtungen so genau wie möglich aufzuzeichnen. Jede Wand, jede Treppe davor oder dahinter wurde von ihm kurz auf einen Bogen Papier kopiert und danach ins Reine übertragen. Und er verbrachte viele Stunden damit, in den Schänken der Umgebung zu sitzen und Bier zu trinken. Dabei kam er mit den Bauarbeitern ins Gespräch, wurde mit ihnen vertraut und erfuhr beim gemeinsamen Leeren des

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