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Fuerstin der Bettler

Fuerstin der Bettler

Titel: Fuerstin der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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meine Freunde hier.« Auch dafür bezahlte die Röttel.
    Beifälliges Gemurmel erhob sich. Man bedankte sich murmelnd, und der Wirt erschien mit einer großen Kanne und füllte die Krüge nach.
    Bruder Adilbert wartete, bis die ersten Bierbärte der frischen Runde über den Lippen klebten, dann setzte er erneut an. Flüsternd diesmal.
    »Und, was ist da mit Max, dem Kalkbrecher, passiert?«
    Meister Erich blies die Luft aus den Lungen und fuhr sich mit der Zunge über die Oberlippe. Bruder Adilbert sah ihm an, wie er mit sich kämpfte. Dennoch schien er ein Bedürfnis zu haben, darüber zu reden.
    »Der Max wollte einfach wissen, was da vor sich ging. Er wollte verstehen, warum wir zuerst beinahe mit der Peitsche angetrieben werden, um uns kurz darauf drei Stunden unnütz die Beine in den Bauch zu stehen? Er ist einfach geblieben.« Der Meister sah in die Runde. Zustimmendes Kopfnicken. »Natürlich war das verboten. Er hat sich hinter einem Stapel Lehmziegeln versteckt. Da hat es so eine Lücke gegeben, von der wir Tage vorher schon gesagt haben, dass das ein ideales Versteck ist: dunkel, mit guter Übersicht, und trotzdem kaum zu entdecken.« Meister Erich nahm erneut einen tiefen Zug aus seinem Krug, als müsste er seiner Erinnerung eine feuchte Bahn schaffen, auf der sie besser aus ihm herausgleiten konnte. »Das war ein Fehler gewesen. Wir haben ihn schließlich gefunden. Nach dendrei Stunden. Er hatte sich das Genick gebrochen. Der Haufen Lehmziegel war über ihm zusammengefallen und hat ihn unter sich begraben.« Alle nickten wieder. »Ich ...«, der Meister stockte und kaute auf seiner Unterlippe. »Ich hab die Trümmer weggeräumt und mir den Leichnam genau angeschaut.« Mit jedem Wort wurde Meister Erich, der Zimmerer, leiser, bis er fast nur noch zu Bruder Adilbert neben ihm redete. »Es gab da so ein paar ... Merkwürdigkeiten: Zum einen ist er falsch herum im Versteck gelegen. Mit den Füßen statt mit dem Kopf voraus, verstehst du? Er muss irgendwann ganz herausgekrochen sein und sich umgedreht haben. Außerdem war da kurz oberhalb vom Halsansatz ein Loch. Als wäre ihm dort ein Stilett oder eine ... Klaue in die Kehle gerammt worden. Der Winkel zeigte aufwärts und der Stich sah so tief aus, als wäre er ihm bis in den Schädel hinaufgefahren.« Der Meister beugte sich jetzt ganz vor, und seine Stimme war nur noch ein Flüstern. »Nicht der Lehmziegelhaufen hat ihn erschlagen. Er war schon tot, bevor ihn die Ziegel erdrückt haben.«
    »Es war der Teufel«, warf plötzlich von der anderen Seite einer ein. »Wir wissen alle, dass der bei diesem Palast die Finger im Spiel hat.«
    »Nun«, versuchte es Bruder Adilbert, der spürte, wie die Stimmung umgeschlagen war, »der Teufel selbst wird es wohl nicht gewesen sein. Oder habt ihr Schwefel gerochen?«
    Die Männer sahen ihn an und schüttelten den Kopf.
    »Schwefel nicht!«, sagte der Meister bedeutungsvoll und sah ans andere Ende des Tisches.
    »Auch wenn Ihr jeden Tag um das Gelände herumschleicht wie ein Dieb«, versetzte der Kerl vom anderen Ende des Tisches. Seinen schrundigen und braun verfärbten Händen nach zu schließen, war er Lehmbauer. »Ahnung habt ihr deswegen noch lang keine. Ich hab ihn gesehen, den Beelzebub mit seinemschwarzen Umhang. Blass unter der Kapuze wie eine Mondscheibe. Ein Totengesicht.«
    Zwei Dinge erschreckten Bruder Adilbert. Offenbar blieb seine tägliche Runde nicht unbemerkt. Wenn sogar dem schlichten Lehmbauer seine Anwesenheit auffiel, wem fiel sie dann noch auf? Auch er war diesem Teufel begegnet, diesem Weißgesicht – seinem glücklosen Mörder.
    »Ihr habt ihn schon einmal gesehen, Lehmbauer? Und warum tut er Euch nichts, dieser Teufel? Er wird doch nicht Angst vor Euch haben?«
    Der Lehmbauer warf ihm nur einen wütenden Blick zu. Er presste die Lippen aufeinander, bis sie zu einem schmalen Strich wurden. Er zischte den Mönch an:
    »Wenn er Euch begegnet, was ich Euch nicht wünsche, Mann, dann solltet Ihr laufen. Der Teufel ist schnell. Er verzeiht es nicht, wenn man ihn gesehen hat.« Doch dann beugte sich der Lehmbauer vor und entblößte sein lückenhaftes Gebiss, was Bruder Adilbert wohl als kumpelhaftes Grinsen deuten sollte. »Er sieht allerdings nicht gut, wenn es hell ist. Liegt wohl daran, dass es in der Hölle dunkel ist. Da kann einen das Tageslicht schon blenden.«
    Bruder Adilbert bedankte sich für die Warnung, doch der Lehmbauer hatte sich bereits erhoben. Er zog sein Wams über und ging

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