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Fuerstin der Bettler

Fuerstin der Bettler

Titel: Fuerstin der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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Bierkrugs so manche Einzelheit über das Fortschreiten des Baus. Das Geld dafür erhielt er von der Röttel.
    Die Zimmerer fluchten beispielsweise über die schwierigen Einbauten der Doppelwände. Sie wunderten sich, dass zur Straße hin keinerlei Fenster eingeplant waren. Alle Fensteröffnungen zeigten auf das Atrium hinaus. Sie erklärten sich diesen Umstand damit, dass die geheimen Zu- und Durchgänge eben an den Außenseiten lagen und man ja durch die Tiefe der Fensterhöhlen, die man dann hätte durchbrechen müssen, auf die doppelten Wände dahinter hätte schließen können.
    Sie wunderten sich auch über die merkwürdigen Zimmerzugänge von außen. Statt Zimmerfluchten gab es nur von außen einzelne Türen als Zugang, die alle auf einen umlaufenden Balkon hinausführten. Wer ein Zimmer betreten wollte, musste immer auf den Balkon hinaustreten und konnte so von unten gesehen werden. Es entstanden nur Einzelzimmer, keine aneinander anschließenden Räume.
    »Als wenn der Bauherr dreißig Mädchenzimmer planen würde, die er überwachen müsste«, spottete einmal einer der Maurer bierselig grinsend und hob den Krug, um sich den Kalk aus der Kehle zu spülen. »Da werd ich mir auch mal eine Begleitung ordern.«
    Bruder Adilbert notierte sich all diese Gespräche im Gedächtnis, um sie anschließend niederzuschreiben und in der großen Runde im Tischlerhaus zu erzählen.
    An manchen Abenden blieb er bis spät in die Nacht in den Spelunken hängen, weil die Maurer und Zimmerer sich über die Hast beklagten, mit der sie zu arbeiten hatten.
    So auch an diesem Samstag, an dem die Handwerker erst spät ihren Wochenlohn erhalten hatten und ein wenig länger am Biertisch sitzen blieben.
    »Kaum ist der Kalk abgelöscht, müssen wir ihn schon verarbeiten. Aber mir soll’s egal sein.«
    Man sieht die Balken ja nicht, hörte er klagen. Die sind ja unter den Rupfen verborgen. Man soll sich nicht so haben. Aber es ist doch seine Arbeit, stöhnte ein Meister. Was soll ein Meister in zwanzig Jahren sagen, wenn er eine Wand aufbricht und die halb rohen Balken sieht. Der wird dann sagen, der Meister Hermann ist ein elender Schlamper gewesen und ist nur dem Gewinn nachgelaufen. Dabei würde der Bauherr hinter ihm stehen wie ein Sklaventreiber und ihn vorwärtspeitschen.
    Doch dann schlug der Jüngste von ihnen, Meister Erich, mit der Faust auf den Tisch.
    Bruder Adilbert, der sich ein wenig zurückgelehnt hatte und in der Ecke im Dunkel verschwand, sodass man seine Anwesenheit gar nicht bemerkte, horchte auf.
    »Verflucht noch eins. Einerseits knüppelt er uns vorwärts, dass es eine unchristliche Art ist, und andererseits ...« Der junge Meister senkte die Stimme und beugte sich über den Tisch. »Andererseits werden wir ohne bestimmten Grund von der Baustelle gejagt. Dann müssen wir alles stehen und liegen lassen und uns in der Wirtsstube zwei oder gar drei Stunden die Zeit um die Ohren schlagen.«
    Ein älterer Maurer meldete sich zu Wort. Seine Stimme war bereits schwer vom Bier. Die knotigen Hände schlossen sich fest um den Krug, als müsste er sich daran festhalten.
    »Ach, du bekommst die Zeit ja bezahlt. Also beschwer dich nicht. Fürs Nichtstun Geld einstecken – wo gibt’s das schon?«
    »Es würde mich doch schon sehr interessieren, was in diesen paar Stunden im Haus passiert.«
    Bruder Adilbert verbarg seine Neugier hinter dem Schluck Bier aus seinem Krug. Auch er hätte zu gern gewusst, was sich dort abspielte. Allein schon deshalb, um es in sein Bild einzufügen.
    Der junge Zimmerer, der sich Meister Erich nannte, senkte die Stimme noch mehr.
    »Deine Neugier hat den Kalkbrecher auch getrieben – und ihr wisst genau, was dem zugestoßen ist.«
    Die Runde nickte. Alle starrten bedrückt in ihre Krüge.
    Dann hob schließlich einer nach dem anderen den Krug zum Mund. »Auf den Max!«, murmelte der, der am nächsten bei Bruder Adilbert saß, und alle tranken einen kräftigen Schluck.
    »Was ist ihm denn zugestoßen?« Aus dem Dunkel der Nische stieß Bruder Adilberts Frage unter die Handwerker wie ein Sauspieß. Die Männer zuckten erschrocken zurück.
    Offenbar wollte niemand seine Frage beantworten. Sie waren verlegen geworden. Das Prahlgehabe, das sonst den Samstagabendtisch bestimmte, war wie weggeblasen.
    »Nun?«, hakte er nach. Er wusste, dass die Männer irgendwann darüber reden würden. »Wirt!«, rief er in den Schankraum hinein und winkte, als sich der Bierschenk zu ihm umdrehte. »Fünf Krüge für

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