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Fuerstin der Bettler

Fuerstin der Bettler

Titel: Fuerstin der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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Hannahs Stimme klang besorgt.
    »Wir haben darauf geachtet, Röttel. Nur Sachen, keine Menschen!«
    »Gut. Jetzt lasst uns unseren Erfolg ein bisschen feiern!«

5
    J etzt müssen wir abwarten, was passiert«, sagte die Schwarze Liss. »Seit zwei Wochen stochern wir im Misthaufen herum; irgendwann wird er anfangen zu stinken.«
    Hannah schüttelte den Kopf. »Das hieße, das Heft aus der Hand geben. Ich will nicht mehr einstecken müssen, Liss, ich will dagegenhalten. Was vertreibt Aigen noch? Welche Waren verkauft er? Wo sind seine Lager? Wie können wir in den Lagern Schaden anrichten, ohne anderen zu schaden? Wer kennt jemanden, der wiederum Aigens Handelswege kennt?« Hannah fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Aigen muss das Gefühl haben, dass er den Boden unter den Füßen verliert. Seine Mitstreiter müssen dieses Gefühl ebenfalls bekommen. Wer hat die Urkunden beglaubigt, nach denen Häuser enteignet worden sind? Welche Grundstücke, Gebäude, Rechte hat er sich unrechtmäßig angeeignet?«
    Die Liss legte Hannah begütigend eine Hand auf den Arm.
    »Du vergisst, wir sind nur einfache Frauen, keine Patrizierinnen.«
    »Aber wir haben Hebammen, Hübschlerinnen, Dirnen und das Bettelvolk, das sogar verhindern könnte, dass einer dieser Dickbäuche zu seinem wohlverdienten Gottesdienst watscheln darf. Schlagt Scheiben ein, macht nachts Lärm in den Gassen, streut Bittersalz ins Mehl der Reichen. Wie viele sind es denn, die uns auf der Nase herumtanzen? Wir sind zehnmal, hundertmal so viele. Es muss uns gelingen. Wir sind die Stadt, nicht Aigen.«
    Es klopfte. Hannah und die Schwarze Liss, die die Köpfe zusammengesteckt und geflüstert hatten, fuhren auseinander. »Ja?«
    Magdalena öffnete die Tür. »Die Mädchen sind da.« In ihrem Gesicht spiegelte sich eine ungewöhnliche Anspannung, die Hannah kurz verwirrte.
    »Ist etwas passiert?«
    Magdalena schüttelte den Kopf.
    Hannah erhob sich. »Also. Dann wollen wir sie uns einmal anschauen. Sie auszustatten wird mich das letzte Geld kosten, das wir haben.«
    Die Liss folgte Hannah nach unten. Sie schlüpften in den Raum, der direkt von der Treppe aus zu betreten war und der nach vorn zur Straße hinausging.
    Dort standen zehn junge Mädchen aus einem der städtischen Webhäuser. Sie waren jung, schlank wie Gerten und sahen alle gesund aus. Außerdem hatten sie keine Familie mehr und mussten sich selbst ernähren.
    Ein wenig Wasser und frische Kleidung wird sie in lauter Schönheiten verwandeln, dachte Hannah. Für einen kurzen Augenblick kam ihr das Bild Geras in den Sinn. Sie war den Mädchen sehr ähnlich, die da vor ihr standen, ebenso jung und schlank. Seit zwei Wochen ließ sie nach ihr forschen und hatte noch immer keine Nachricht, wo sie sich aufhalten könnte.
    Aufgereiht wie die Lanzenreiter standen die Mädchen an der Stirnseite des Raums, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, den Blick gesenkt.
    Als wären sie die Unschuld selbst, dachte Hannah, dabei wusste sie genau, dass das Wort Unschuld bei all den Mädchen mehr als unangebracht war.
    »Was willst du mit den Jungfern, Röttel?«
    Hannah hatte den Raum betreten, ohne sich umzusehen. Als die Stimme hinter ihr schnarrte, drehte sie sich langsam um.
    Vom Türblatt verdeckt, mit der Schulter an der Wand lehnend, stand die Luderin. Ihre rot geschminkten Lippen leuchteten im dämmrigen Licht und verzogen sich zu einer abschätzigen Miene.
    »Es war nur eine Frage der Zeit, bis du erfahren hättest, was hier vor sich geht, Luderin«, begrüßte Hannah ihre Nachbarin. Sie versuchte ihre Stimme fest klingen zu lassen. In all den Plänen, die sie sich ausgedacht hatte, war die Luderin eine gewisse Größe gewesen, die sie hatte einbeziehen müssen, ohne zu wissen, ob die Frau auf ihre Seite wechselte. »Gefallen dir die Mädchen?«
    »Lenk nicht ab«, zischte die Luderin. »Ich habe dir nicht mein Messer gegeben, damit du es mir an die Kehle setzt, Röttel«, zischte die Luderin und stieß sich von der Wand ab. Sie hatte eine Art Reitgerte in der Hand, die sie durch die Luft pfeifen ließ.
    »Von dir, Luderin, will ich nichts. Aber du solltest vorsichtig sein. Frauenhäuser, wie du sie betreibst, sind innerhalb der Stadtmauern verboten. Das weißt du genau. Wie schnell wird ein Frauenhaus wie das deine in der Stadt entdeckt und geschlossen. Also lass es sein.«
    Die Mundwinkel der Luderin fielen nach unten. »So redet niemand mit mir. Ich habe dich gut behandelt, als es dir schlecht ging,

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