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Fuerstin der Bettler

Fuerstin der Bettler

Titel: Fuerstin der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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erwidert Hannah kalt.
    Der Mann öffnete das Säckchen – und just in diesem Moment berührte Gertrud ihn am Arm.
    »Ist der Pfeffer dort nicht der schärfere?«
    Der kurze Augenblick, den der Mann von seiner Ware abgelenkt war, genügte Hannah. Sie ließ eine ganze Handvoll Mäusedreck, den sie auf dem Dachboden des Tischlerhauses gesammelt und kleingerieben hatten, in das Säckchen gleiten.
    Der Verkäufer verneinte Gertruds Frage, wandte sich wieder Hannah zu und gab ihr vom obersten Teil des Säckchens eine Messerspitze. Hannah befeuchtete ihren Finger, tunkte ihn in den schwarzen, bröseligen Staub und schob ihn sich auf die Zunge.
    Sie probierte ihn eingehend, wobei sie den Mann nicht aus den Augen ließ, dann verzog sie angewidert das Gesicht und spuckte dem Mann das Zeug ins Gesicht.
    »Pfui Teufel. Das soll Pfeffer sein? Mäusedreck, wie er im Buche steht!«
    Der verblüffte Verkäufer wischte sich den Speichel aus dem Gesicht. Dann lief sein Gesicht puterrot an.
    »Wir verkaufen nur beste Ware, keinen Mäusedreck!«
    »Dann probiert gefälligst selber – oder noch besser, lasst einen der Herren hier probieren. Ich bin gespannt, wie das Urteil von Kennern ausfällt.«
    Der Mann befeuchtete einen Finger und steckte ihn in das Säckchen. Dann probierte er. Und tatsächlich wurde sein Gesicht immer bleicher, je länger er den Geschmack im Mund hin und her schob. Schließlich spie er aus.
    »Karl, versuch du!«, sagte er flehend – und aus dem Geschäft der Stolzhirschens, einem der mächtigen Geschlechter des Augsburger Patriziats, kam der Angesprochene herüber, umAigens Ware zu prüfen. Bereits nach kurzer Zeit spuckte er aus.
    »Mäuseköttel!«, lautete das vernichtende Urteil. Er wischte sich den Mund am Ärmel ab und sah den Mann hinter der Theke scharf an. »Darf ich die Damen in mein Geschäft einladen, den Pfeffer dort zu versuchen. Er ist – das sollten sie mir unbedingt glauben – von allerbester Qualität, unverfälscht und damit rein.«
    Hannah, die beinahe laut herausgelacht hätte, zog die Nase kraus.
    »Warum sollte ich irgendeinem hier glauben? Es scheint mir hier vor Panschern und unredlichem Gesindel nur so zu wimmeln. Kommt!«, befahl sie ihren Frauen. »Wir gehen. Echten Pfeffer bekommen wir auch anderswo. Da muss man nicht zu Aigen oder Stolzhirsch!«
    Hannah warf den Kopf in den Nacken und stolzierte hinaus. Alle vier Frauen hinter ihr her – und als sie durch den Zugang schritten, warnten sie gleich noch zwei weitere Damen, die die Arkaden eben betreten wollten, lautstark davor, bei Aigen oder Stolzhirsch zu kaufen. Da bestünde sogar der Pfeffer aus Mäusekötteln.
    Wie eine Phalanx Ritter verließen sie das Untergeschoss des Tanz- und Herrenhauses und wandten sich zur Unterstadt.
    Wenig später saßen sie im Tischlerhaus zusammen und besprachen das, was sie getan hatten.
    »Heute Nachmittag wird die Schwarze Liss alles weitererzählen, und die Frauen werden es auf den Märkten und in den Schänken verbreiten«, erläuterte Hannah das weitere Vorgehen. »Wenn Aigens Tuch morgen noch einmal Löcher aufweist, ist er für einige Zeit geliefert. Außerdem tauscht der Mann der Senkerin heute Nacht zwei Säcke Pfeffer gegen Mäusedreck aus und mischt Sand ins Salz.«
    Magdalena schaute Hannah an. »Wie will er das machen?«
    »Er arbeitet zeitweise für Aigen und fährt die Ware jeden Tag einmal vom Tanzhaus zum Lager und morgens wieder zurück. Die falsche Ware ist bereits abgepackt, er muss sie nur noch austauschen. Für Aigen wird es morgen ein böses Erwachen geben!«
    Es waren die Waffen der Frauen, die sie einsetzten: Gerüchte, ein bisschen Tratsch und ein bisschen Lug und Trug. Damit konnten Frauen besser umgehen als mit Dolch und Schwert. Hannah wollte niemanden töten, sie wollte Aigen in die Enge treiben, bis er ihre Tochter freiwillig gehen ließ. Wenn allerdings ihrer Tochter schon etwas zugestoßen war, wenn sie womöglich schon tot war, dann gnade ihm Gott.
    Hannah horchte, weil sie Stimmen aus dem Garten hörte. Schließlich betrat Bruder Adilbert den Raum, völlig verschwitzt und verdreckt. Hinter ihm folgten vier Frauen, die nicht minder mitgenommen aussahen.
    Hannah hob die Augenbrauen. »Und? Hattet Ihr Erfolg?«
    Bruder Adilbert nickte. »Ich komme mir vor wie ein Straßenräuber. Aber es hat gewirkt. Einer der Wagen ist völlig abgebrannt. Das Häuschen steht in Flammen und ein Teil des Gartens ebenfalls.«
    »Hoffentlich ist niemand zu Schaden gekommen!«

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