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Fuerstin der Bettler

Fuerstin der Bettler

Titel: Fuerstin der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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Verband bedeckt. Sein Gesicht hatte eine unnatürliche blaurötliche Färbung angenommen. Die Wunde hatte sich offenbar entzündet. Er schwankte leicht.
    Hannah beobachtete ihn vom ersten Stock aus durch eines der Turmfenster. Sie hatte das Gefühl, als würde der Rote sie mit seinem gesunden Auge erkennen. Doch das war unmöglich, da sie im Dunkel der Fensteröffnung stand und von draußen gewiss nicht zu sehen war.
    »Ich gebe ihm noch höchstens vier qualvolle Tage«, sagte sie zu Liss. »Morgen oder übermorgen setzt der Wundbrand ein, wenn er die Wunde nicht säubert. Da es das Auge ist, geht es schnell.«
    »Woher weißt du das alles?«, fragte die Schwarze Liss.
    »Ich habe meinem Mann geholfen, Salben zu mischen, Kräuter zu reiben, Tees zu bereiten, Theriak herzustellen. Außerdem konnte ich mir die Rezepte und die Behandlungsmethoden immer schon schnell merken.«
    Sie sah wieder hinaus auf den Platz vor dem Turm, sah, wie der Rote immer stärker schwankte. »Ich vergesse nicht so schnell. Nichts vergesse ich, Liss, gar nichts.«
    Die Schwarze Liss legte ihr eine Hand auf den Arm. »Hinter ihm stehen mindestens ein Dutzend Männer, die seine Arbeit weitermachen werden.«
    »Ich werde meine Arbeit ebenfalls weitermachen.«
    »Gut, dann frage ich dich, was wir tun sollen. Wenn der Rote hier herumsteht, kommt keine Frau mehr.«
    Hannah dachte kurz nach. Dann drehte sie sich um und ging zur Treppe. »Wir werden ihn in den Turm holen und ihn behandeln.«
    »Bist du verrückt?«, fuhr die Schwarze Liss auf.
    »Mag sein, aber auch nicht verrückter als er. Außerdem will ich ihn etwas fragen – und das kann ich nicht, wenn er dort draußen steht.«
    Sie war schon beinahe am Fuß der Treppe, als sie sich auf die Zehenspitzen stellte und hinaufrief: »Zudem verhindern wir so, dass sie den Turm anzünden und uns ausräuchern. Alles hat einen doppelten Zweck.«
    Sie ging die restlichen Stufen hinunter und zum Tor, deutete auf zwei Frauen, ihr zu folgen, dann schob sie den Riegel hoch.
    Das Tor zu öffnen, nach draußen zu eilen, den Mann zu packen und mitzuschleifen, bis sie wieder hinter den sicheren Mauern waren, war eine einzige fließende Bewegung. Der Rote ließ sich führen wie ein Kind, als wäre aller Wille aus ihm gewichen. Sie legten ihn auf die Pritsche, auf der schon Nelda gelegen hatte. Es gab Hannah einen Stich ins Herz.
    Der Rote starrte sie nur an, und sein gesundes Auge verfolgte jede ihrer Bewegungen.
    Hannah hatte die Frauen, die ihr halfen, angewiesen, die Handgelenke des Roten festzumachen. Dann erst entfernte sie den Lappen über dem Auge. Bereits der erste Blick auf die Wunde sagte ihr, dass der Rote die nächsten beiden Tage nicht überleben würde. Die Wunde hatte sich schwer entzündet und das ausgeschlagene Auge erfasst. Es war nicht entfernt worden. Als sie versuchte, den zerstörten Augapfel auszuschälen, stöhnte der Rote auf und bäumte sich auf. Der Augenhintergrund war schon schwer vereitert. In kurzer Zeit würde sich die Entzündung über den Nerv ins Gehirn fressen. Mehr aus Pflichtgefühl denn aus Hilfsbereitschaft rieb sie eine ihrer Salben in die Höhle.
    »Du wirst nur noch einen halben Tag leben«, flüsterte sie. »Vielleicht wirst du noch ein paar Stunden bei klarem Verstand sein.« Hannah ließ ihre Worte wirken, dann fragte sie: »Was hast du bei der Brandstelle zu suchen gehabt?«
    Langsam wanderte der Blick des gesunden Auges zu Hannah, und die dunkle Pupille starrte sie an.
    Dann schien plötzlich Skepsis darin aufzuflackern. Womöglich lag es daran, dass Hannahs Brandwunden seit dem Unglück abgeheilt waren. Dass sie langsam wieder aussah wie sie selbst. Auch wenn das Feuer Narben hinterlassen hatte.
    »Jetzt weiß ich, wo ich dich schon gesehen habe«, flüsterte der Rote heiser. »Du bist nicht ... die Röttel .... Du bist die Apothekerin!«
    »Du kennst mich?« Hannah presste die Lippen aufeinander. Wie kam es, dass er sie kannte, sie ihn jedoch nicht?
    Das Grinsen, mit dem er Hannah bedachte, löste in ihr das untrügliche Gefühl aus, als hätten sich in einem einzigen Augenblick die Machtverhältnisse umgekehrt.
    »Du ... wirst mich ... pflegen müssen, wenn ... wenn du etwas ... erfahren willst.« Er sprach langsam und gepresst. Doch ein spöttischer Zug umspielte seinen Mund, den der Schmerz zwischendurch immer wieder zerriss.
    »Was hast du mit dem Brand zu tun?«, fragte Hannah nun drängender.
    »Das wirst du ... nie erfahren«, sagte der Rote

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