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Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition)

Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition)

Titel: Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sky du Mont
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durchsichtigem Top gehört zu haben.
    »Ich trage das, was ich neulich bei Konsul Schlüter-Bölke getragen habe, erinnerst du dich?«
    Blick zur Uhr. Kurz nach sieben. Die Babysitterin müsste auch längst da sein. Ist sie aber nicht. »Dann aber mal flott«, sage ich gequält launig.
    »Bin gleich fertig.«
    Kurz vor halb acht. Wir müssten längst auf dem Weg sein. Die Babysitterin längst hier. Ich leide an Vereinsamung, entschließe mich, wenigstens noch mal nach dem Taxifahrer zu sehen. Der ist zum Glück noch da, wenn auch hinter dem Steuer eingeschlafen. Ich beschließe, ihn nicht zu stören, immerhin sollte er ausgeschlafen sein angesichts der Anforderungen, die ich in wenigen Minuten an ihn zu stellen gedenke. Denn jetzt kann uns eigentlich nur noch ein Düsenantrieb pünktlich ins Theater bringen.
    Bea ist fertig. Ich bin es auch. Die Babysitterin ist immer noch nicht da. Das Kinderfernsehen ist aus, Clara und Ryan quengeln, weil sie Hunger haben. »Du hast ihnen nichts gemacht?«, fragt meine Frau ungläubig.
    »Ich dachte, Louisa kann was für sie machen.«
    »Du hast Louisa engagiert?« Beate verdreht die Augen und stapft zum Telefon. Wenig später höre ich sie in der Frequenz und auch mit der Lautstärke eines Presslufthammers bellen: «Louisaduschwingstjetztdeinenhinternhierherundzwarsoschnelldasseraufjedemblitzerkasteninganzhamburgzusehenistverstandenwirmüsseninwenigeralseinerhalbenstundeimtheaterseinundduzahlstdiekartenwennwirdeinetwegennichtpünktlichdasind.«
    Ganz ehrlich: Frauen können so was einfach besser. Wir Männer sind dafür viel zu zartfühlend. Fünf Minuten später jedenfalls ist Louisa da – und wir hechten ins Taxi. Der Fahrer darf sich von Bea etwas Ähnliches anhören wie die Babysitterin (die, wie mir schien, auch eine Art durchsichtiges Top angehabt hat, was ich für eine Babysitterin ein eher unpassendes Outfit fand, aber trotzdem scharf ohne Ende). Und tatsächlich schaffen wir es pünktlich ins Theater.

    Was ich für den dritten Gong halte, ist dann allerdings Beas Handy. »Du hast dein Handy nicht ausgemacht?«
    »Immerhin sind unsere Kinder allein zu Hause!« Hektisch fingert Bea das Handy aus ihrer Tasche, indem sie unseren übrigen Hausrat, den sie offenbar vollständig eingepackt hat, von links nach rechts und dann wieder von rechts nach links umpackt. »Ja?«
    »Unsere Kinder sind nicht allein zu Hause«, nörgele ich.
    »Schhhhhhh«, nörgelt der Nachbar.
    »Nun machen Sie mal halblang, ja, immerhin geht es um unsere Kinder«, fährt Bea ihn an, worauf der sich entschließt, lieber nichts mehr zu sagen. Die Vorstellung beginnt, und meine Frau beginnt zu sprechen. »Du suchst was?«, fragt sie halbleise in ihr Telefon. »Die Chips? Du rufst mich an, um mich zu fragen, wo die Chips sind? … Aber absolut nicht! Du kannst doch den Kindern keine Chips zum Abendessen geben!« Die Stimme hebt sich mit jedem Wort, und ich versinke mit jedem Wort tiefer in meinem Stuhl.
    Beim dritten Anruf zwängen wir uns mitten in der Vorstellung durch die Reihen und verlassen unter Buhrufen und Beifall den Saal. »Wir sehen uns in zehn Minuten in der Eppendorfer Kinderklinik!«, bellt Bea in ihr Handy.
    »Was ist denn jetzt schon wieder?«, keuche ich.
    »Ryan hat sich was in die Nase geschoben, Louisa weiß nicht, was, aber es kommt nicht mehr raus, und Ryan hört nicht mehr auf zu heulen. Inzwischen heult Clara auch.«
    Ich könnte jetzt auch heulen. Wissen Sie, was Karten in der zweiten Reihe für »Cats« in Hamburg kosten? Jeder heult da! Vor allem wenn man’s nicht mal bis zur Pause geschafft hat. Na ja, immerhin haben noch ein paar von den anderen Besuchern geheult, als wir uns nach draußenkämpften. Wie das eben so ist, wenn einer mit Schuhgröße 46 und eine mit Pfennigabsätzen sich durch die Reihen quetschen.
    Als das Taxi wenig später mit rauchenden Reifen vor der Eppendorfer Kinderklinik hält, sind wir so fertig, dass mir einer der Ärzte in der Notaufnahme gleich eine Trage zuweisen will. »Wir sind zwar hier eine Kinderklinik, aber in Ihrem Fall …«
    »Es geht um unseren Sohn«, faucht ihn Bea an, und ich kann mir nicht helfen, sie ist schon eine verdammt selbstbewusste und mutige Frau.
    »Und wie heißt Ihr Sohn?«, will die unerschütterlich gelangweilte Dame am Empfang wissen. Bea sagt ihr den Namen. Sie sieht nach – doch in ihrem Computer gibt es keinen Ryan. Nach einer beinahe handgreiflichen kurzen Diskussion zückt meine Frau ihr Handy und ruft Louisa an.

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