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Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition)

Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition)

Titel: Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sky du Mont
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Jesuskind. Ein undenkbarer Vorschlag. Größenmäßig käme Yuma zwar hin, aber die Vollkörperbehaarung und vor allem der Geruch würden bei der Schulleitung und dem Pfarrer mit Sicherheit Ärger provozieren – Clara geht auf eine katholische Schule.
    Als wir am nächsten Morgen gegen sieben Uhr ihr Zimmer betreten, sitzt sie bereits als einer der heiligen Könige verkleidet (ich vermute, sie sollte Balthasar darstellen) auf ihrem Bett und erwartet uns ungeduldig. In diesem Momentbin ich froh, dass sie nicht den Ochsen oder Ähnliches spielen muss. Vom Esel ganz zu schweigen.
    »Papa, wir müssen los«, ruft sie und rast in die Küche, nicht damit rechnend, dass das kleine Jesuskind (alias Yuma) sie in Kostüm und Maske nicht erkennt und wütend auf sie losgeht. Das Ganze geht dann doch gut aus, da sich Clara mit ihrem Wanderstab wacker verteidigt.
    Eine Stunde später betreten wir die Kirche, in der das Krippenspiel stattfinden soll. »Toll, es ist schweinekalt in diesem Gotteshaus. Die hätten ruhig heizen können«, raunt mir Bea zu.
    Leider sind alle Bänke bereits besetzt, nur im Beichtstuhl ist noch Platz. »Komm, wir setzen uns da rein, ich bin sicher, dass während der Aufführung keiner zum Beichten kommt.« Gesagt, getan. Ich schiebe den Vorhang beiseite, und wir beide setzen uns. Eigentlich eine recht bequeme Lösung, außer dass die Leute uns ziemlich schräg, um nicht zu sagen empört anglotzen. Minuten später nehmen sechs Kinder auf der kleinen Bühne vor dem Altar Platz und packen ihre Musikinstrumente aus. Der Pfarrer tritt ans Mikrofon: »Liebe Gemeinde, ich freue mich, dass Sie so zahlreich zu unserem alljährlichen Krippenspiel erschienen sind. Zunächst werden einige Schüler der 4c ein Weihnachtslied intonieren. Viel Spaß!«
    Was jetzt folgt, spottet jeder Beschreibung. Aber eins ist mir nach kurzer Zeit klar: Keines der Kinder spielt das gleiche Lied. Ich wusste gar nicht, dass Musik so wehtun kann.
    Die anwesenden Eltern scheint das alles nicht zu stören. Es wird gefilmt, fotografiert und gerufen, was das Zeug hält. »Mausi, guck doch mal her!« Kein Wunder, dass Mausi falsch spielt. Wer kann schon in die Kamera lächeln undgleichzeitig Geige spielen? Ich glaube, es ist eine Geige, klingt aber irgendwie ganz anders. Mehr nach Posaune. Sieben Minuten später kommen die meisten Amateur-Musiker zum Ende, nur Mausi spielt noch ein wenig weiter. Das mag an der Fotosession liegen oder daran, dass das Lied, das sie gespielt hat, tatsächlich ein ganz anderes war. Einige Sekunden herrscht Stille, bis alle plötzlich aufspringen. Mein erster Gedanke: »Die wollen alle fliehen!« Aber nein, jetzt brandet tosender Applaus auf – Standing Ovations. Bravorufe sind zu hören. Beate und ich sehen uns staunend an. »Die fanden das gut. Ich hoffe, das Krippenspiel wird besser!«, flüstert sie mir zu.

    Als die Chaosmusiker endlich die Bühne verlassen, kehrt langsam auch bei den stolzen Eltern wieder Ruhe ein.
    Leise ist nun Weihnachtsmusik zu hören, die gottlob vom Band kommt, als die ersten Kinder in ihren Kostümen auftreten. Maria und Josef auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz. Maria (sie sieht aus wie das Mausi von vorhin, jetzt aber ohne Geige) hält krampfhaft ihren schwangeren Bauch fest, der augenscheinlich ein großes Kissen ist, das auch mehrmals aus ihrem Kostüm rutscht. Daraufhin beginnt Josef herzlich zu lachen und Mausi (alias Maria) fängt bitterlich an zu weinen. Was ja eigentlich ganz gut zum Stück passt. Findet aber Mausis Mutter gar nicht. »Hör auf zu lachen!«, ruft sie erbost Josef zu. »Sofort! Sonst komm ich auf die Bühne!« Daraufhin bleibt dem kleinen Josef auf der Bühne das Lachen im Halse stecken, und dicke Tränen laufen nun auch ihm über die Wangen.
    »Na, das ist ja noch mal eine Steigerung zum Musikauftakt vorhin. Als Nächstes prügeln sich noch Maria und Josef, und das Jesuskind wird eine Sturzgeburt!« murmelt mir Bea zu.
    »Schade, dass Yumi nicht doch die Rolle spielt,« gebe ich zurück. »Da wär was los.« Doch meine angedachte Prophezeiung wird in diesem Augenblick wahr. Das Bühnenbild beginnt bedenklich zu wackeln, was augenscheinlich mit dem Auftritt der Heiligen – in diesem Falle »eiligen« – Drei Könige zusammenhängt. Alle drei versuchen nämlich gleichzeitig, sich durch eine schmale Auftrittstür auf die Bühne zu drängeln.
    Und da ist sie, unsere Clara, als Balthasar verkleidet. »Von weit kommen wir her …«, dann stockt sie.
    »O

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