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Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition)

Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition)

Titel: Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sky du Mont
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zweizinkigen Gabel in eine Scheibe Gelbwurst. Als er die Scheibe rüberreicht, die mein Sohnemann sich schnappt und schneller verschlingt, als unser Hund pupsen kann, ziehe ich Ryan hinter mir her in Richtung Kasse. Ich rufe dem Metzger noch ein schnelles »Danke!« zu, als Ryan die Bremse einlegt und demonstrativ die Arme verschränkt. »Ich will mehr Wurst, ich habe solchen Hunger!« Im Supermarkt wird es plötzlich ganz still. Alle glotzen uns an, und einige murmeln: »Armes Kind, kriegt nicht genug zu essen!« Jetzt wird es peinlich, megapeinlich. Ich spüre, wie mir die Schames-, oder ist es die Wut-Röte, ins Gesicht schießt. »Armes Kind? Blödsinn, armer Vater!«, rufe ich und schiebe davon in der Hoffnung, dass Ryan mir folgt. Tut er auch und überfällt mich gleich mit dem nächsten Konsumwunsch.
    »Ui, schau mal, Papa! Überraschungseier!«, schreit er und düst Richtung Kasse. »Kommt nicht in Frage, Ryan!«, erkläre ich und ziehe meinen Sohn gleich weiter in die Kassenschleuse. »Jetzt wird bezahlt, und dann geht’s nach Hause.« Noch ehe Protest aufkommen kann, flute ich das Band mit meinen Einkäufen, packe alles in die Körbe, während die freundliche Dame an der Kasse die Waren über ihren Scanner zieht, zücke mein Portemonnaie, zahle – und entdecke erst, als ich die letzten Sachen verstaue, dass mein schlitzohriger Abkömmling schnell und heimlich doch noch ein Überraschungsei auf das Fließband gemogelt hat, das die »freundliche Dame« natürlich ebenfalls berechnet hat. »Schäm dich!«, schimpfe ich mit Ryan, als wir im Auto sitzen und nach Hause fahren. Gerne denke ich an die Zeiten, als Clara noch mit mir in den Supermarkt zum Einkaufen ging und ab und an die »Bravo« mit in die Einkäufe schmuggelte. Auch die habe ich natürlich sofort konfisziert und heimlich selbst gelesen. Da konnte man wenigstens noch was lernen …

Urlaub für die ganze Familie - Teil 3
    »Nein und noch mal nein! Ich fahre nicht mehr auf eine dieser Polarinseln im Norden!«
    »Schatz, nun komm mal wieder runter. Rügen oder Sylt sind doch wunderbar, um dort den Sommerurlaub zu verbringen. Man kann mit dem Auto hinfahren, viel Gepäck mitnehmen …«
    Weiter kommt sie nicht, da sie von meinem schrillen Auflachen unterbrochen wird. Wahrscheinlich glaubt sie, dass meine – von den Kindern boshaft behauptete – Demenz alles Vergangene bereits ausgelöscht hat und ich mich nicht mehr an die letzte Polarexpedition vor zwei Jahren erinnern kann. Wir fuhren mit meinen Schwiegereltern (hauptsächlich kommt mir da immer Renate in den Sinn!) nach Rügen. Rügen, Sie erinnern sich? Eine Katastrophe!
    Beate versucht nun schon seit mehreren Wochen, meinen Widerstand gegen Ferien im Norden zu brechen. Bisher erfolglos, und so wird es auch bleiben. Unsere beiden Kinder halten sich bedeckt, was dieses Thema betrifft. Wollen wahrscheinlich abwarten, wer bei dieser Meinungsverschiedenheit die Oberhand behält, und sich dann opportunistisch und berechnend auf die Gewinnerseite schlagen. Sie gehen sowieso davon aus, dass ihreMutter als Siegerin aus dieser Auseinandersetzung hervorgehen wird. Ohne mich. Dieses eine Mal werde ich mich durchsetzen, obwohl mich meine Entschlossenheit selbst überrascht. Wenn ich ehrlich bin, geschieht tatsächlich meist das, was meine Frau (oder meine Kinder) sich wünscht. Eine Tatsache, die Beate vehement abstreitet: »Nur wegen deiner Trägheit überlässt du immer mir die Entscheidung!«
    Finde ich jetzt nicht, aber zum Diskutieren bin ich tatsächlich zu träge und lasse ihre Behauptung einfach so stehen. »Wir fahren dieses Jahr in den Süden. Ans Meer. Da ist es warm, und man kann schwimmen … nicht so wie auf deinen nördlichen Inseln, wo einem der Arsch wegfriert.«
    »Au ja!«, mischt sich Ryan ein. »Im Süden gibt’s auch leckere Pfannkuchen.«
    Clara sieht ihren kleinen Bruder irritiert an. »Hör doch mal mit deinen dämlichen Pfannkuchen auf. Die gibt’s überall.«
    »Gibt’s nicht. Außerdem rennen die Mädchen dort oben ohne rum, und bei dir ist nix, deswegen willste dort nicht hin!«, schreit Ryan und stapft wütend aus dem Zimmer. Schade, auch wenn Ryan erst acht ist, seine Unterstützung hätte mir gutgetan. Außerdem ist seine Bemerkung von wegen »oben ohne« nicht uninteressant. Noch ein Grund mehr, in den Süden zu fahren, denke ich mir insgeheim.
    Damit ist die Ferienplanung auf der Agenda unserer täglichen Familien-Diskussionen ganz nach oben gerückt. Zwei gegen

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