Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition)
Beate auf und geht ins Bad. »Lustmolch. Außerdem hat dein Sohn recht, diese Bauchübungen bringen gar nichts. Sieh mal in den Spiegel. Aber ich liebe dich auch so. Dein Waschbärbauch ist mir lieber als ein Waschbrettbauch.«
Tja, die lieben Kleinen – ich nenne sie jetzt mal Spontaneitäts-Killer. Ich frage mich, wie manche Familien es geschafft haben, fünf oder mehr Kinder zu zeugen. Ich meine, zeitlich gesehen. Ein Quickie am Sonntag, wenn die Kinder die Sendung mit der Maus sehen?
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Tagebucheintrag: Donnerstag,
16. Juni, 18:30 Uhr – Wohnzimmer
Es sieht gut aus! 75 Prozent der Familie habe ich von einem Urlaub im Süden überzeugt. Clara träumt nur noch vom Shoppen in südlichen Boutiquen. Ryan war einfach – den habe ich mit einem Versprechen bestochen: »Okay, ich sage Mama nicht, dass du mit ihrem Rasierer Yumi den Hintern rasiert hast.«
Na ja, erzieherisch vielleicht etwas schwach, aber strategisch überzeugend. Ich sollte vielleicht als Lobbyist in der Politik eine zweite Karriere starten. Abgesehen davon ist das Risiko gering, dass Beate unseren Hund so kahl geschoren sehen wird, da ich ihn in weiser Voraussicht bereits zu Freunden gebracht habe.
Jetzt musste ich nur noch die härteste Nuss knacken. Beate.
Aber das Schicksal meinte es gut mit mir. Ihre Lieblingsgruppe Depeche Mode gibt Mitte August ein Konzert in Barcelona. Über das Internet habe ich heute Morgen zwei Karten reserviert, und das war’s. Meine Bea will ab jetzt nur noch an die Costa Brava. Seit gestern sitzt sie an ihrem PC und sucht nach Hotels.
Es hat geklappt, wir fahren dieses Jahr in den Süden!
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Süden oder Rügen
Ferien mit Kindern können ja an sich problematisch sein. Es ist schon erstaunlich, dass der Nachwuchs, egal, wie viel Sie davon haben, nie zur gleichen Zeit das Gleiche will. Hat der eine Hunger, ist dem anderen gerade kotzübel. Der eine muss dringend aufs Klo, der andere will an den Strand. Der eine will Minigolf, der andere Miniclub – und wenn Sie noch ein drittes Kind haben, dann will das garantiert in die Minidisco, was weiß ich … jedenfalls etwas anderes. Ruhe oder Harmonie, sich einfach in den Liegestuhl legen und ein schönes Buch lesen, scheint unmöglich. Man muss Sandburgen buddeln, Eiscreme besorgen, Luftmatratzen aufblasen und die gesamte Familie mit Sonnenöl einschmieren. Inzwischen ist alles voller Sand, die Eiscreme geschmolzen oder auf die ausgebreiteten Handtücher geplatscht, und der Kleine muss schon wieder aufs Klo.
Ich glaube, dass das der Grund war, warum Steve Jobs den iPod erfunden hat. Allein diese Erfindung macht ihn für Familienväter und -mütter zum Genie.
Kopfhörer rein, Musik hochdrehen, und schon ist man für die Außenwelt unerreichbar. Herrlich! Mittlerweile rühre ich mich nicht einmal, wenn die Kinder an mir rumschütteln. Ich täusche einfach einen komatösen Schlaf vor. Kinder sind ungeduldig und geben schnell auf.
Ich bin überzeugt, dass dies ein wesentlicher Bestandteil einer guten Erziehung ist. Man muss seine Kinder auf das Leben vorbereiten, und dazu gehört: Lernt eure Probleme selbst zu lösen. Oder anders ausgedrückt: Lasst mich in Ruhe!
»Aber doch nicht, solange sie noch klein sind! Was für ein Schwachsinn! Warum hast du dir dann Kinder zugelegt?«
»Zugelegt hast du sie dir, und ich habe mitgemacht.«
Ich glaube fest daran, dass der Kinderwunsch zu 90 Prozent von der Frau ausgeht und uns Männern einfach die Phantasie fehlt, uns vorzustellen, was uns mit einem Kind bevorsteht. Von mehreren ganz zu schweigen. Ja, ich liebe meine Kinder sehr. Aber ich liebe sie noch mehr, wenn sie eine Woche bei den Schwiegereltern sind – und ich bin mir sicher, dass es vielen so geht. Nur, wer gibt das schon zu?
Zurück zu unserem Sommerurlaub im Süden. Als wir um vier Uhr morgens schlaftrunken das Haus verließen und am Flughafen ankamen, wurde mir schlagartig klar, dass ich für all die Dinge, die schieflaufen würden, hafte.
»O Gott! Hast du die Ausweise für die Kinder eingesteckt? Wir fliegen ins Ausland.«
»Siehst du? Würden wir nach Rügen fahren, brauchten wir keine …«
Beate macht mir gleich zu Anfang klar, wessen Idee es war, ins Ausland zu reisen. Wobei sie ihr Konzert in Barcelona hinterlistig verschweigt.
Sekunden später greift sie genussvoll in ihre Tasche undpräsentiert mir triumphierend die Papiere der Kinder. Was für eine Gemeinheit, aber man versteht sich ja zu wehren: »Um Gottes willen, Schatz! Die sind seit
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