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Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition)

Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition)

Titel: Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sky du Mont
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und sich etwas Gescheites kaufen. Und dann werden wir ja sehen, wer eine große Hilfe beim Einkaufen ist. »Braun«, sage ich, gehässig, wie ich mich gerade fühle. Denn die braunen sehen noch beschissener aus als die schwarzen. Als Clara zum Regal zurückstolpert, kann ich ein Kichern nicht unterdrücken. Wer traut sich mit solchen Dingern auf die Straße?, denke ich. Sekunden später kommt Clara mit beiden braunen Schuhen / Bügeleisen um die Ecke, und jetzt weiß ich es – meine Tochter. Die traut sich. Mittlerweile ist mir ein wenig schwindelig vor Scham, oder ist es das Entsetzen über den Modegeschmack meiner Tochter?
    »Nimmst du also die?«, fragt die Verkäuferin Clara.
    Die nickt, schielt nach mir, offenbar unsicher, ob ich in dem Zustand überhaupt in der Lage bin, meine Kontokarte noch zu bedienen. Ich winke ihr, zur Kasse zu gehen, und folge den beiden. Kurz darauf stehe ich an der Kasse und warte, bis die Treter eingepackt sind und die Kasse »Pling« macht. Dreihundert Euro. »Dreihundert Euro?«, flüstere ich heiser, da es mir die Sprache verschlagen hat. Und zu Clara: »Was hast du noch gekauft?«
    »Wieso noch gekauft?«
    »Na, die gebrauchten Stiefel hier können ja wohl kaum dreihundert Euro kosten.«
    »Die sind nicht gebraucht«, klärt mich die Verkäuferin auf, und ich könnte schwören, dass sie ein Grinsen unterdrückt. »Das sind Original-Uggs. Die sehen so aus.«
    »Die müssen so aussehen!«, ergänzt meine Tochter.
    »Dann kannst du auch meine alten Stiefel tragen. Die sehen genauso aus. Ach was, die sehen tausendmal besser aus!«
    Nun, letztlich lief es darauf hinaus, dass meine Tochter tödlich beleidigt war, meine Geldbörse erheblich erleichtert – und dass meine Frau mich darüber aufklärte, dass erstens auch sie solche »Uggs« besitzt (»Dass dir das nicht mal aufgefallen ist, finde ich schon hart«) und dass man zweitens über Mode nicht streiten könne. Das sei wie mit der Kunst: Man müsse sie verstehen und dann akzeptieren. Und am Ende beschloss ich, mich einfach möglichst lange nicht mehr zum Shoppen mit meiner Tochter schicken zu lassen. Da gehe ich doch lieber mit meinem kleinen Sohn einkaufen. Der will auch nicht »shoppen«, sondern kommt einfach mit in den Supermarkt, wo wir dann über »Nuss oder Vollmilch?« diskutieren oder über »Kaugummi oder das neue Micky-Maus-Heft?«.
    Okay, auch das ist auf Dauer anstrengend. Aber es ist weniger zermürbend. Er hilft mir sogar beim Tragen – zumindest der leeren Körbe auf dem Hinweg. Dann streifen wir gemeinsam durch die Obst- und Gemüseabteilung (»Aber keinen Brokkoli, ja? Ich hasse Brokkoli, der schmeckt kacke!« – »Aber Ryan, Brokkoli ist supergesund. Und er schmeckt auch gut.« – »Fußballspielen ist auch gesund. Dann spiele ich lieber Fußball«). Anschließendschieben wir den Wagen durch die Wurst- und Fleischabteilung. Schnell stürme ich an der Theke vorbei, meine Frau hat mich gewarnt, warum auch immer. Doch schnell merke ich, warum. »Hey, Papa, da ist der Wurstmann!«, schreit mein Sohn so laut, dass ich nur hoffen kann, dass niemand das auf sich bezieht. Wer will schon »der Wurstmann« sein? Gemeint ist tatsächlich der Metzger. »Das ist der Metzger, Ryan«, erkläre ich ihm. »Aber wir brauchen jetzt nichts von ihm. Komm.«
    »Neeeeiiin!«, kreischt mein Sohn und bleibt so abrupt stehen, dass er mir fast den Arm abreißt. »Ich will aber eine Wurst!«
    »Nicht jetzt, Ryan. Komm bitte mit.«
    »Ich will aber eine Wurst. Jetzt! Ich will jetzt eine Wurst!«
    »Du bekommst zu Hause eine Wurst«, raune ich und sehe mich nach allen Seiten um. Einige Frauen lächeln mir verständnisvoll zu, vermutlich haben sie aus gutem Grund keine Kinder im Schlepptau.
    »Okay«, sagt Ryan. »Zu Hause eine Wurst.« Ich atme erleichtert auf. »Und jetzt auch eine«, sagt er und zieht mich Richtung Wursttheke. Peinlich berührt seufze ich und folge ihm, meinerseits den Einkaufswagen ziehend.
    »Na, mein Junge«, sagt der Metzger jovial. Klar, er kennt das Spiel. Vermutlich schließen sie hinter der Theke heimlich Wetten ab, wenn sie einen Vater mit Kind durch die Tür kommen sehen. »Was hätten wir denn gerne?«
    »Wir hätten gerne gar nichts«, sage ich frostig. »Er hätte gerne was.«
    »Aha! Und was hätte der junge Mann denn gerne?« Der Metzger beugt sich etwas vor und zwinkert meinem Sohn zu.
    »Eine Wurst!«, erklärt Ryan und hält ihm die offene Hand hin. Der Metzger lacht freundlich und sticht mit seiner

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