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Fummelbunker

Fummelbunker

Titel: Fummelbunker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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meine Frage beantwortet«, sagte ich.
    Corinna starrte aus der Frontscheibe. »Letztes Jahr kam so ein Exmandant ins Büro und hat Cheffe die Ohren vollgeheult. Der sah richtig schlimm aus. Geschwollenes Gesicht, gebrochene Nase, eine dicke Naht an der Schläfe und ein Gipsarm. Panko wäre das gewesen. Aber Cheffe schickte ihn raus. Damit hätte er nichts zu schaffen. Als ich nachfragte, erklärte er, Panko und dieser Invalide hätten mal ein Geschäft gemacht und der Typ hätte Panko um einige tausend Euro beschissen.«
    »Was denn für ein Geschäft?«
    »Keine Ahnung. Ich glaube, Metin wusste das auch nicht so genau.«
    »Oder er wollte es gar nicht wissen«, schloss ich ab.
    »Jedenfalls war der Heini einige Wochen später wie vom Erdboden verschluckt.«
    »Du machst Witze!«, protestierte ich entsetzt.
    Sie rollte mit den Augen. »Ja, ich mache Witze. Aber das mit dem vermöbelten Gesicht und dem Gipsarm ist wahr!«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Der Typ hat ganz schön viel auf dem Kerbholz«, sagte sie weiter. »Ich verstehe nicht, warum du dich mit dem abgibst. Wäre ich du, würde ich das Weite suchen. Der ist doch eine tickende Zeitbombe.«
    »Geheimnisse reizen mich halt«, verteidigte ich mich.
    »Du hast wirklich eine komische Art, um Schläge zu bitten.«
    Mit einer Handbewegung deutete ich ihr, still zu sein, denn Tarek Tozduman rollte mit seinem Chauffeur an die Garagen-Gangway heran. Zugegebenermaßen stand mein Twingo an exponierter Stelle gegenüber den Autobuden, aber ich hatte gar nicht vor, mich vor den Jungs zu verstecken. Mein Plan war, aus dem Wagen auszusteigen und sie zur Rede zu stellen, sobald sie den kleinen Feuerstuhl zum Schweigen gebracht hatten. Doch so weit kam es gar nicht. Es dauerte nur eine halbe Sekunde und Tarek hatte mich durch sein halb verdunkeltes Plastikvisier erspäht. Hektisch klopfte er seinem Fahrer auf die Schulter und das Moped machte sich mit krächzendem Motor einfach wieder davon.
    »Shit«, sagte Corinna.
    »Er hat uns enttarnt«, sagte ich.
    »Kein Wunder bei deiner Lutschkiste«, motzte Corinna.
    »Das Auto ist schwarz!«, verteidigte ich.
    »Das Auto hat Pickel!«
    Ich stieg aus, ging zu der Garage und rüttelte verzweifelt an der Tür, die sich natürlich keinen Zentimeter rührte. Angezickt trat ich gegen das Wellblech.
    »Die Sache ist wohl gestorben«, sagte Corinna und kam auf mich zu. »Oder kannst du vielleicht Schlösser knacken?«
    »Nein! Der VHS-Frühjahrskurs zum Schlösserknacken war leider schon ausgebucht.«
    »Kennst du denn jemanden, der das kann?«
    Ich rümpfte die Nase und an Corinnas saftlosem Grinsen konnte ich erkennen, dass es eine rein obligatorische Frage war.
    »Das meinst du nicht im Ernst.«
    »Komm schon«, tönte sie und stupste mich an. »Du willst es doch auch.«
    »Was will ich?«
    »Du willst wissen, was da drin ist«, erinnerte sie mich und zeigte auf das Wellblechtor. »Und diesmal kannst du keinen von Metins Kameraden um Hilfe bitten.«
    »Aber du hast doch gerade noch gesagt, ich soll mich nicht mit ihm abgeben!«
    »Ich habe nur gesagt, ich an deiner Stelle würde mich nicht mit ihm abgeben«, erläuterte sie. »Aber ich bin ja nicht du.«
    »Ja, ja. Ich weiß!«, maulte ich sie an und atmete tief durch.
    »Wenn er dir blöd kommt, kannst du ja endlich dein neues Nervengas ausprobieren.«
    »Reizgas!«, korrigierte ich sie und nahm das Handy aus der Tasche. Akribisch schaute sie mir über die Finger, während ich wählte und ich hoffte, er würde nicht rangehen. Aber wider Erwarten nahm er bereits nach dem dritten Klingeln ab.
    »Ich bräuchte kurz deine Hilfe«, informierte ich ihn knapp und biss die Zähne zusammen, während sich Corinna mit einem stummen Lachen hinter meinem Rücken krümmte.
    Diesen Einbruchskram musste ich mir dringend aneignen, wenn ich selbstständig arbeiten wollte.
    Eine halbe Stunde später tuckerte Gregors Taxi wie ein schwergängiges Oldsmobile in die tote Straße und hielt direkt hinter meinem Twingo. Als er ausstieg, warf er einen intensiven Blick auf meinen Wagen, sagte aber kein Wort, was meinen Reizpegel um weitere Striche höherschnellen ließ. Einige Sekunden lang starrten wir uns schweigend an und ich gab der wild herumfuchtelnden und meine Konzentration störenden Corinna die Schuld, dass ich zuerst wegsah.
    »Es ist dieses Tor«, wies sie ihn ein.
    Gregor ging auf die Garage zu und warf noch einmal einen seiner strafenden Blicke zu mir herüber. Er trug wieder seine schwarzen,

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