Fummelbunker
obwohl ich wusste, dass er recht hatte. Das hämische Lachen des Holländers hatte sich auf meiner Hirnrinde festgebrannt. Er wollte mich kaltmachen. Und jetzt, da es mir wieder vor Augen geführt wurde, trat das Tränenwasser über die Ufer.
»Mein Geschäft hatte nichts mit dir zu tun«, bekräftigte Gregor noch einmal.
»Und warum warst du dann überhaupt dort?«
»Wegen dir.«
Ich schnaubte. Wieder stand er auf, aber diesmal hielt ich ihn nicht zurück. Er ging zum Fenster, schaute eine Weile zur Straße hinunter und friemelte eine neue Kippe aus der Tasche. Er schob sich den zerknitterten Filter zwischen die Lippen und der Stängel zappelte wie ein Dirigierstock, während er mit mir sprach. »Ich habe Minderhoud den Kontakt zu Dübel verschafft. Nichts weiter.«
»Kontakt wofür?« Sehr schnell und sehr unaufhaltsam brandete Olafs Monolog gegen mein Erinnerungszentrum. »Ist das irgendein Nazi-Kram, den du da treibst?«
Funken schlugen aus seinem Feuerzeug und erzeugten eine lodernde Flamme. Das Hülsenpapier verglühte in dem Feuer und eine weißliche Rauchwolke stieg über seinem Gesicht auf. »Nein.«
»Was dann?«
»Geldwäsche«, sagte er.
Meine Lider flogen wie Rollläden hoch. »Sag das noch einmal.«
»Minderhoud schafft sein Drogen- und Schutzgeld karrenweise nach Deutschland, um es in diversen Spielbanken zu waschen. In Holland wurde es zunehmend schwerer, weil die Einheimischen traditionell lieber Klimpergeld verzocken. Größere Scheine wären da aufgefallen.« Er machte eine Pause. »Es war einfach zu ineffizient.«
Ineffizient. Ich konnte nicht glauben, was er da sagte.
»Und was war deine Aufgabe?«
»Das neue Casino war schon vor der Eröffnung in den Miesen. Von den Anwohnern wurde es nicht angenommen und die Konkurrenz in Hohensyburg war immens. Ein weiteres Jahr und der Laden hätte dichtmachen müssen. Es war einfach für mich, ihnen das Geschäft mit Minderhoud schmackhaft zu machen.«
Der Rauch der Zigarette umhüllte Pankos Körper wie eine giftige Aura. Ich merkte, wie meine rosarote Brille Sprünge bekam und seine Maske bröckelte. Ich atmete scharf ein und der Mief seiner Zigarette trieb durch meine Lungen.
»Du hast sie zu einer Straftat angestiftet.« Außerdem machte er keine Anstalten klarzustellen, wie sein Verhältnis zu den Dortmunder NS-Splittergruppen war. Er hätte es mit einem einzigen Satz tun können. Ich hatte ihn gefragt. Stattdessen ignorierte er es.
Seine Wülste warfen graue Schatten über seine Augen. »Dübel und seine Männer waren schon vor meiner Ankunft Kriminelle. Auf jemanden wie mich haben sie nur gewartet.«
Die Selbstgefälligkeit in seiner Stimme stieß mir übel auf und ich musste schlucken. »Warum hat mich Dübel außer Landes geschickt? Sollte ich Minderhouds Geld über die Grenze schaffen?«
Er aschte in den Untersetzer einer verrotteten Grünpflanze. »So blöd ist er nicht. Er wollte dich loswerden, sich aber nicht die Hände schmutzig machen. Das sollten Minderhouds Männer erledigen.«
Meine Nerven verdrehten sich wie Sprungseile, und über meinem Scheitel wurde es heiß. Ich sprang auf. »Was soll das heißen, so blöd war er nicht? Glaubst du etwa, ich hätte nicht das Zeug dazu?«
»Das Zeug zu was? Zum Kurier? Nein.«
Ich ging auf ihn zu und er kehrte mir ansatzweise den Rücken. Wahrscheinlich, um seine Kippe zu schützen.
»Warum nicht?«
»Du bist trotzig und indiskret. Außerdem hat Minderhoud seine eigenen Leute und muss sich niemanden von der Straße holen.«
Trotzig. Indiskret. Dieser Heckenpenner.
»Woher kennst du ihn?«
»Minderhoud? Unwichtig.«
Ich wollte ihm widersprechen, doch er fiel mir ins Wort.
»Unwichtig!«, wiederholte er, diesmal lauter.
Ich stemmte die Hände in die Hüften. Ich hatte genug gehört. Mir reichte es bis zum Hals. Aber ich musste es unbedingt wissen. »Was ist mit dem Sparkonto? Die Karte lag in Dübels Golf. Sie war auf meinen Namen ausgestellt.«
Er überlegte kurz. »Sauberes Geld. Eine kleine Erkenntlichkeit, nehme ich an.«
»Wofür? Dass die mich erledigen?«
Er erwiderte nichts, sondern schaute aus dem Fenster über die Dächer. Mir drehte sich der Magen um. Es war ein sehr unangenehmes Gefühl, weil ich noch nichts gegessen hatte. »Du bist ein Arschloch«, brach es aus mir heraus.
Seine salbeifarbenen Augen verschwanden unter den Lidern. »Du bist in den Golf gestiegen.«
»Und du hättest diesen Spacko abknallen sollen! Aber jetzt läuft er frei herum und wartet
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