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Fundort Jannowitzbrücke

Fundort Jannowitzbrücke

Titel: Fundort Jannowitzbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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fort: »Findet euch bitte in den aufgelisteten Teams zusammen. Wir machen eine kurze Pause von fünfzehn Minuten, dann macht ihr euch auf den Weg. Michael, du bleibst hier in der Keithstraße. In einer Stunde müßten Irmgard und Olaf Nowack eintreffen.«
    Er hatte den letzten Satz noch nicht beendet, da schwoll die Geräuschkulisse schlagartig an. Die Mitglieder der Kommission scharrten mit den Stühlen, steckten die Köpfe zusammen und begannen zu reden. Hie und da wurde das Durcheinander von einem Kichern begleitet, und nur sehr zögerlich löste sich die Gruppe auf, um mit der Arbeit zu beginnen.
    Marga Rintow blickte ratlos auf den Telefonhörer in ihrer Hand, dann legte sie ihn langsam auf die Gabel. Die Restaurantleiterin der Burger-Point-Filiale am Alexanderplatz atmete tief durch. Die Polizei würde also noch mal kommen, dachte sie.
    Nachdenklich blickte sie durch die Glasscheibe, die ihr Büro vom Restaurantbereich trennte. Die Mitarbeiter der Küche liefen geschäftig umher, mit routinierten Handgriffen wendeten sie die Hackfleisch-Patties auf der Bratfläche, legten geröstete Brötchen bereit und garnierten sie. Schließlich ließen sie alles in Pappschachteln verschwinden und reichten die fertigen Burger in den Verkaufsbereich.
    Marga Rintow hatte den Beamten ihre volle Kooperation zugesichert. Was wäre ihr auch anderes übriggeblieben? Zumindest ein Zugeständnis hatte sie ihnen abringen können. Sie würden die Speichelproben nicht im LKA, sondern hier im Restaurant entnehmen. Der Pausenraum sollte für ihre Arbeit umgeräumt werden. Während des Schichtwechsels waren die meisten männlichen Mitarbeiter im Haus, den restlichen würde sie Bescheid geben. Das hatte sie der Polizei versprochen.
    Einen Moment lang sah sie noch durch das Fenster in den Restaurantbereich, dann wandte sie sich ab. Du bist selbst schuld, sagte sie sich. Wie hatte sie sich nur überreden lassen können, einen Illegalen zu beschäftigen? Serkan hatte weder eine Aufenthalts- noch eine Arbeitserlaubnis in Deutschland. Und nun war die Polizei im Haus. Wie sollte sie ihn da heraushalten?
    Marga Rintow zögerte nur kurz. Sie faßte einen Entschluß. Schnell sah sie im Dienstplan nach. Serkan würde nicht im Haus sein, wenn die Polizeibeamten kämen. In dem Durcheinander, das sie zweifelsfrei erzeugen würden, fiele es niemandem auf, wenn er nicht käme. Und in den Büchern tauchte er ohnehin nicht auf.
    Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Doch ihr blieb keine andere Wahl. Die Polizei würde nichts von Serkans Existenz erfahren.
    Der Tag war vorbei, noch ehe er begonnen hatte. Wieder einmal hatte sie viel zu lange geschlafen. Ute Schaum fühlte sich noch immer wie betäubt. Ihre Augen waren verquollen, ihr Kopf wog schwer.
    Von den wenigen Stunden, die ihr vom Tag blieben, bevor sie zur Schicht in den Burger Point mußte, hatte sie nicht viel gehabt. Ihre Schicht würde in einer halben Stunde beginnen.
    Für einen Moment gönnte sie sich den Luxus, einfach am Fenster zu stehen und hinauszustarren. Vom Schlafzimmer aus hatte sie einen freien Blick über das Ödland, das sich bis zur Heinrich-Heine-Straße erstreckte. An die Mauer, die mitten auf der Straße vor dem Haus gestanden hatte, konnte sie sich nicht erinnern. Sie war erst vor zwei Jahren in die Wohnung gegenüber vom ehemaligen Todesstreifen gezogen. Inzwischen standen kantige Neubauten am Rande der Brachfläche. Doch Menschen sah sie dennoch nie auf diesem Straßenabschnitt. Es war still und ausgestorben, als wäre die Zeit stehengeblieben.
    Ihr Atem beschlug die Scheibe. Sie konnte noch immer nicht fassen, was in der vorletzten Nacht passiert war. Sie hatte Bettina, die selten eine Spätschicht hatte, kaum gekannt. Doch an diesem Abend war Bettina für einen Freund eingesprungen, und so hatte sie mit ihr zusammengearbeitet. Sie war so lustig gewesen an dem Abend, dachte Ute. So gut gelaunt. An der Kasse hatte Bettina mit wildfremden Leuten geplaudert. Auf dem Weg zur Pommesstation hatte sie ihr in den Po gekniffen, so daß Ute beim Bedienen durcheinandergekommen war. Und schließlich hatten sie zusammen im Pausenraum gesessen und Skat gespielt, auch wenn Ute von den Regeln kaum etwas verstand.
    Sie schreckte aus ihren Gedanken und sah auf die Uhr. Es war spät, sie mußte sich beeilen.
    Mit ihrem rostigen Damenrad fuhr sie durch die Brückenstraße. Die hohen Schornsteine des Gaswerkes bliesen graue Dunstwolken in den Abendhimmel. Eine Zeitlang wölbten sie sich über

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