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Fundort Jannowitzbrücke

Fundort Jannowitzbrücke

Titel: Fundort Jannowitzbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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ihm?«
    »Nichts Wichtiges. Nur eine Formsache.«
    »Er hat also nichts verbrochen?«
    »Nein, das hat er nicht. Wissen Sie, wann ich ihn wieder erreichen kann?«
    »Nein«, sagte sie kaum hörbar. »Das weiß ich nicht.«
    Michael strengte sich an, sie zu verstehen.
    »Er sagt mir nichts mehr«, flüsterte sie. »Er kommt und geht, wann er will. Bleibt bis tief in der Nacht weg. Wenn ich ihn frage, was er tut, wenn er nicht da ist, dann weicht er aus.«
    Michael bereute, bei ihr angerufen zu haben. Er entschuldigte sich für die Störung und wünschte ihr eine ruhige Nacht. Nachdem er das Gespräch beendet hatte, sah er über den dunklen Parkplatz.
    Barbara und Olaf Nowack. Er wünschte, er hätte dem Bruder am Nachmittag folgen können. Nun gab es keine Möglichkeit mehr zu erfahren, was Olaf in dieser Nacht tat. Auch seine Schwester war nicht zu erreichen. Mißmutig starrte er auf sein Handy, dann steckte er es ein.
    Er stand unschlüssig auf dem Bürgersteig und sah zu dem Fundort der Leiche hinüber. Eine Windbö fegte zwischen den Hochhäusern hindurch und ließ ihn schaudern. Eine kalte Nacht stand ihnen bevor. Er ging zu seinem Golf und machte sich auf den Weg nach Schöneberg.
    Es war bereits nach acht, als Anna die Tür zum Burger Point am Alexanderplatz aufstieß. Jürgen, ihr Schichtkollege, hatte den Streifenwagen abgeschlossen und folgte ihr. Er hatte über Funk die Bestellungen der Kollegen auf der Wache aufgenommen und eine Liste zusammengestellt.
    Die beiden Polizisten gerieten mitten in das Abendgeschäft. Der Burger Point war brechend voll. Zahllose Menschen quetschten sich an die kleinen Tische. Im Schnellrestaurant herrschte Jahrmarktstimmung. Anna und Jürgen mußten ihre Stimmen heben, um sich in dem Lärm zu verständigen.
    Sie kämpften sich bis zu den Kassen durch. Ute stand vorn an der Theke. Sie bediente gerade zwei Japaner und hatte die Polizistin noch nicht entdeckt. Das Mädchen arbeitete schnell und konzentriert. Die Bewegungen zwischen Kasse und Pommesstation waren koordiniert und wirkten fast elegant. Trotz der Hektik um sie herum erschien Ute souverän. Der Schweiß stand ihr auf der Stirn, doch ihr Lächeln war weiterhin ungezwungen.
    Anna war wieder einmal überrascht, wie bereits an dem Nachmittag im Sportstudio. Hinter dem schüchternen und verletzlichen Äußeren des Mädchens verbarg sich eine erstaunliche Kraft. Eines Tages könnte aus ihr eine gute Polizistin werden. Davon war Anna inzwischen überzeugt.
    Ute entdeckte die Beamten erst, als sie zum Anfang der Schlange vorgerückt waren. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.
    »Anna!« rief sie erfreut.
    »Hallo!« Anna faßte über die Theke und drückte flüchtig ihren Arm. »Ich habe dich beobachtet. Du bist ganz schön schnell.«
    »Das müssen wir sein«, sagte Ute. »Sonst würde hier alles zusammenbrechen.«
    »Ich will dich auch gar nicht aufhalten.« Jürgen reichte ihr den Zettel. »Also: Ich hätte gerne drei Cheeseburger- Menüs mit Cola, einen Chefsalat mit Kräuterdressing, einen Chickenburger und zwei große Pommes.«
    Ute nickte. Sie tippte die Bestellung in die Kasse ein. Mit einer Hand stellte sie Pappbecher unter die Getränkestation, mit der anderen öffnete sie eine große Papiertüte.
    »Wie war deine Schicht?« fragte sie währenddessen.
    Anna grinste. »Frag besser nicht. Wir mußten einen Dieb verfolgen. Er hat direkt vor unserer Nase eine Kamera geklaut. Aber was soll ich sagen: Er ist uns durch die Lappen gegangen.«
    »Annas Kondition läßt langsam nach«, mischte sich Jürgen ein und lachte. »Sie ist halt auch nicht mehr die Jüngste.«
    »Laß dir nichts erzählen«, rief sie. »Jürgen hat als erster schlappgemacht.«
    Ute packte den Chefsalat in die Papiertüte. »Was passiert jetzt mit dem Dieb?«
    Anna zuckte mit den Schultern. »Wir haben die Anzeige aufgenommen und sie an die Dienststelle für Eigentumsdelikte weitergegeben. Mehr können wir jetzt nicht tun. Wahrscheinlich hat er einfach Glück gehabt.«
    Ute legte die Pommes obenauf, faltete die Papiertüten zusammen und reichte sie über die Theke. Jürgen nahm sie entgegen.
    »Hast du heute Schlußdienst?« fragte Anna.
    »Nein, ich kann um drei Uhr gehen, wenn der Laden dichtmacht.«
    »Macht es denn wenigstens ein bißchen Spaß heute?«
    Das Mädchen sah auf und lächelte sie an. »Ich freue mich so sehr auf morgen, da kann mir hier nichts die Laune vermiesen.«
    »Und wir werden es schon schaffen«, sagte Anna. »Du

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