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Fundort Jannowitzbrücke

Fundort Jannowitzbrücke

Titel: Fundort Jannowitzbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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an?«
    »Verheimlichst du uns etwas, Barbara? Weißt du irgend etwas über den Tod von Bettina?«
    Sein Gesicht war nur noch wenige Zentimeter von ihrem entfernt. Seine Augen funkelten sie an. Doch sie wich keinen Deut zurück.
    »Du bist doch der Fachmann für Straftaten«, sagte sie kühl. »Eine Vergewaltigung hast du doch sicher auch im Repertoire. Selbst wenn dir bisher noch keine nachgewiesen werden konnte.«
    Er wich zurück, vor Wut lief er rot an. Seine Faust donnerte auf die Tischplatte. Barbara zuckte innerlich zusammen. Sie durfte sich nichts anmerken lassen, selbst wenn sie langsam Angst vor ihm bekam.
    »Nimm dich in acht«, flüsterte er. »Viel mehr verkraftet unsere Mutter nicht. Wenn du ihr wieder etwas antust, dann bringe ich dich um.«
    »Du weißt nichts von dem, was wir uns noch antun können«, sagte sie erschöpft.
    Ihr Bruder sah so aus, als wollte er noch etwas sagen. Doch er gab auf, drehte sich um und ging.
    Er war schon fast am Ausgang, als ihr noch etwas einfiel. »Olaf!«
    Er blieb stehen und schaute zurück.
    »Wie lange ist es her, daß du den Job bei der Baufirma in Pankow verloren hast?«
    »Ein halbes Jahr. Wieso willst du das wissen?«
    Sie sah ihn kalt an. »Ich interessiere mich halt für dein Leben.«
    »Du kannst mich mal«, zischte er. Dann öffnete er die Tür und ging.
    Michael wartete schon eine Weile in dem Wartehäuschen, als Olaf Nowack auf die Straße stürmte und sich mit großen Schritten entfernte. Michael hätte zu gern gewußt, worüber sich die beiden so erregt unterhalten hatten.
    Olaf lief über die Kreuzung auf den historischen S-Bahnhof zu. Michael wartete, bis er unter den verzierten Steinbögen verschwunden war, dann folgte er ihm. Auf dem Bahnsteig konnte er sich im Verborgenen halten, den roten
    Haarschopf des Hünen würde er in der Menge nicht verlieren können.
    Die S-Bahn rauschte in den Bahnhof ein. Beinahe hätte er sein Handy in dem Lärm überhört. Er zog es aus der Tasche und sah auf das Display. Es war die Kollegin der Sonderkommission, mit der er für diesen Tag eingeteilt worden war.
    Ihre Stimme klang aufgebracht. »Wenn du glaubst, ich laufe hier alleine durch die Platte, dann hast du dich geschnitten.«
    »O bitte nicht«, sagte er. »Sind wir denn nicht ohnehin längst fertig damit?«
    »Na, toll«, rief sie. »Du weißt ja wirklich Bescheid.«
    »Ich gehe gerade einem Hinweis nach«, sagte er. »Es ist mir wichtig.«
    Er überlegte angestrengt, wie er sich erklären sollte. Doch im Grunde gab es kein vernünftiges Argument dafür, Olaf Nowack durch die Stadt zu folgen.
    »Michael, wir sind hier zusammen eingeteilt. Hörst du? Zusammen!«
    »Es ist nur dieses eine Mal ...«
    »Gib den Hinweis weiter, oder hol dir einen Auftrag«, sagte sie ärgerlich. »Wenn nicht, dann bist du in zehn Minuten hier in der Platte. Sonst gehe ich petzen. Das ist mein voller Ernst.«
    In diesem Moment sprang Olaf Nowack in ein S-Bahnabteil, die Türen schlossen sich.
    Also gut, dachte Michael. Es war ohnehin zu spät.
    Er sagte seiner Kollegin, daß er bereits auf dem Weg sei. Dann stopfte er das Handy in die Manteltasche und ging zurück zu seinem Golf.

11
    Gerhard Pohl saß in Hauptkommissar Herzbergers Büro und wartete auf dessen Eintreffen. Unruhig ging er auf und ab. Schließlich stellte er sich ans Fenster und sah hinaus.
    Die Abendsonne tauchte die oberen Stockwerke des gegenüberliegenden Gebäudes in ein goldenes Licht. Es reichte gerade noch über die Dächer hinweg. Der untere Teil des Hinterhofes lag bereits im Dunkeln. Frost breitete sich aus, sobald die Märzsonne sich zurückgezogen hatte.
    Lange würde es nicht mehr dauern, bis die Spätschicht im Burger Point anfangen würde.
    Gerhard Pohl hatte inzwischen wieder zu zweifeln begonnen. Er war eine Zeitlang von seiner Idee überzeugt gewesen. Doch nach und nach wurde ihm bewußt, daß es sich lediglich um eine Möglichkeit handelte. Noch dazu um eine wenig wahrscheinliche.
    Dennoch wollte er mit Wolfgang Herzberger über seine Theorie sprechen. Schließlich bestand trotz allem eine Möglichkeit, sie zu verifizieren.
    Der Hauptkommissar betrat sein Büro und sah seinen Besucher überrascht an. »Haben wir einen neuen Hinweis?«
    »Das nicht«, sagte der Fallanalytiker. »Aber zumindest eine neue Idee.«
    Wolfgang legte einen Stapel Unterlagen ab und setzte sich an seinen Schreibtisch.
    »Ich bin gespannt.«
    Pohl trat einen Schritt auf ihn zu. »Was halten Sie davon: Der Täter wußte gar

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