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Funke, Cornelia

Funke, Cornelia

Titel: Funke, Cornelia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rekkless
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konnte. Aber alles, was er hörte, waren seine eigenen Schritte, das
Brechen morscher Zweige unter seinen Stiefeln - das Rascheln von Blättern. Wo
war er? Jacob hatte schon Angst, dass sein Verfolger die Furcht vor der Hexe
vergessen hatte und sich hinter seinem Rücken durch ihr Tor schlich, als zu
seiner Linken plötzlich wieder das Schnippen aus dem Wald drang. Offenbar
stimmte es, was man erzählte: Der Schneider spielte mit seinen Opfern gern Katz
und Maus, bevor er an sein blutiges Handwerk ging.
    Niemand
konnte sagen, wer oder was genau er war. Die Geschichten über den Schneider
waren fast so alt wie der Schwarze Wald. Nur eins wusste jeder: Seinen Namen
hatte er sich dadurch verdient, dass er Kleider aus Menschenhaut schneiderte.
    Schnippschnapp,
klippklapp. Zwischen den Bäumen öffnete sich eine Lichtung, und Fuchs warf
Jacob einen warnenden Blick zu, als aus den Zweigen einer Eiche ein Schwarm
Krähen aufflog. Das Klippklapp wurde so laut, dass es selbst ihr Krächzen übertönte,
und der Strahl der Taschenlampe fand unter der Eiche die Silhouette eines
Mannes.
    Dem
Schneider gefiel der tastende Lichtfinger nicht. Er stieß ein ärgerliches
Grunzen aus und schlug danach wie nach einem lästigen Insekt. Aber Jacob ließ
das Licht weitertasten: über das bärtige, schmutzverkrustete Gesicht, die
grausigen Kleider, die auf den ersten Blick nur nach stümperhaft gebeiztem
Tierleder aussahen, und die plumpen Hände, die die blutige Arbeit taten. Die
Finger der linken endeten in breiten Klingen, jede lang wie die eines Dolches.
Die der rechten waren ebenso tödlich lang, aber schlank und spitz wie riesige
Schneidernadeln. An beiden Händen fehlte ein Finger - offenbar hatten auch
schon andere Opfer ihre Haut verteidigt -, doch der Schneider schien sie nicht
weiter zu vermissen. Er ließ seine mörderischen Nägel durch die Luft fahren,
als schnitte er ein Muster aus den Schatten der Bäume und nähme Maß für die
Kleider, die er aus Jacobs Haut nähen wollte.
    Fuchs
bleckte die Zähne und wich knurrend zurück an Jacobs Seite. Er scheuchte sie
hinter sich und zog mit der Linken den Säbel und mit der Rechten Chanutes
Messer.
    Sein
Gegner bewegte sich schwerfällig wie ein Bär, doch seine Hände schnitten und
stachen mit beängstigender Emsigkeit durch das Distelgestrüpp. Seine Augen waren
so ausdruckslos wie die eines Toten, aber das bärtige Gesicht war verzerrt zu
einer Maske aus Mordlust, und er bleckte die gelben Zähne, als wollte er Jacob
die Haut auch damit vom Fleisch schälen.
    Zuerst
hieb er mit den breiten Klingen nach ihm. Jacob wehrte sie mit dem Säbel ab,
während er mit dem Messer nach der Nadelhand stieß. Er hatte schon gegen ein
halbes Dutzend betrunkener Soldaten gekämpft, gegen die Wachen verwunschener
Schlösser, Wegelagerer und ein Rudel abgerichteter Wölfe, aber das hier war
schlimmer. Der Schneider stieß und hieb so unerbittlich auf ihn ein, dass
Jacob glaubte, in eine Häckselmaschine geraten zu sein.
    Sein
Gegner war nicht sonderlich groß und Jacob war behänder als er. Trotzdem spürte
er bald die ersten Schnitte an Schulter und Armen. Nun mach schon, Jacob. Sieh dir seine Kleider an. Willst du so enden? Er hieb
ihm mit dem Messer einen Nadelfinger ab, nutzte das Wutgeheul danach, um Atem
zu schöpfen - und riss den Säbel gerade noch rechtzeitig hoch, bevor die
Klingen ihm das Gesicht aufschlitzten. Zwei der Nadeln streiften ihm die Wange
wie die Krallen einer Katze. Eine andere bohrte sich fast in seinen Arm. Jacob
wich zwischen die Bäume zurück, ließ die Klingen in Rinde statt in seine Haut
fahren und die langen Nadeln tief ins Holz statt in sein Fleisch. Aber der
Schneider befreite sich immer wieder, und er wurde einfach nicht müde, während
Jacob schon die Arme schwer wurden.
    Er schlug
ihm einen weiteren Finger ab, als eine der Klingen gleich neben ihm in die
Baumrinde fuhr. Der Schneider heulte auf wie ein Wolf, aber er hieb nur noch
wütender nach ihm, und aus der Wunde rann kein Blut.
    Du wirst als ein paar Hosen enden, Jacob! Sein Atem
ging schwer. Das Herz raste ihm. Er stolperte über eine Wurzel, und bevor er
sich wieder aufrichten konnte, stieß der Schneider ihm eine seiner Nadeln tief
in die Schulter. Der Schmerz warf Jacob auf die Knie, und er bekam nicht genug
Luft, um Fuchs zurückzurufen, als sie auf den Schneider zusprang und ihm die
Zähne tief ins Bein schlug. Sie hatte Jacob schon oft die Haut gerettet, doch
niemals in so wörtlichem Sinne. Der

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