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Funke, Cornelia

Funke, Cornelia

Titel: Funke, Cornelia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rekkless
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Schneider versuchte, sie abzuschütteln. Er
hatte Jacob vergessen, und als er wütend ausholte, um Fuchs seine Klingen in
den pelzigen Leib zu stoßen, hieb Jacob ihm mit Chanutes Messer den Unterarm
ab.
    Der Schrei
des Schneiders hallte durch den nächtlichen Wald. Er stierte auf den nutzlosen
Armstumpf und die klingenbewehrte Hand, die vor ihm im Moos lag. Dann fuhr er
mit einem Keuchen zu Jacob herum. Die verbliebene Hand fuhr mit tödlicher
Wucht auf ihn zu. Drei stählerne Nadeln, mörderische Dolche. Jacob glaubte, ihr
Metall schon in den Gedärmen zu spüren, doch bevor sie sich in sein Fleisch
bohrten, stieß er dem Schneider die Messerklinge tief in die Brust.
    Er grunzte
auf und presste die Finger gegen das abscheuliche Hemd. Dann gaben seine Knie
nach.
    Jacob
stolperte gegen den nächsten Baum und rang nach Atem, während der Schneider
sich im feuchten Moos wälzte. Ein letztes Röcheln und es war still. Aber Jacob
ließ das Messer nicht fallen, obwohl die Augen in dem schmutzigen Gesicht nur
noch leer zum Himmel starrten. Er war nicht sicher, ob es für den Schneider so
etwas wie den Tod gab.
    Fuchs
zitterte, als hätten sie die Hunde gejagt. Jacob ließ sich neben ihr auf die Knie
fallen und starrte den reglosen Körper an. Er wusste nicht, wie lange er so
dasaß. Seine Haut brannte, als hätte er sich in zersprungenem Glas gewälzt.
Seine Schulter war taub vor Schmerz und vor seinen Augen tanzten die Klingen
immer noch ihren mörderischen Tanz.
    »Jacob!«
Fuchs' Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen. »Steh auf. Beim Haus ist es
sicherer!«
    Er kam
kaum auf die Füße.
    Der
Schneider rührte sich immer noch nicht.
    Es schien
ein weiter Weg zurück zu dem Hexenhaus, und als es endlich zwischen den Bäumen
auftauchte, sah Jacob Clara wartend hinter dem Zaun stehen.
    »O Gott«,
murmelte sie nur, als sie das Blut auf seinem Hemd sah.
    Sie holte
Wasser vom Brunnen und wusch die Schnittwunden aus. Jacob fuhr zusammen, als
ihre Finger seine Schulter berührten.
    »Die Wunde
ist tief«, sagte sie, während Fuchs sich besorgt an ihre Seite setzte. »Ich
wünschte, sie würde stärker bluten.«
    »In meiner
Satteltasche ist Jod und etwas zum Verbinden.« Jacob war dankbar dafür, dass
sie den Anblick von Wunden gewohnt war. »Was ist mit Will? Schläft er?«
    »Ja.« Und
der Stein war immer noch da. Sie musste es nicht sagen.
    Jacob sah
ihr an, dass sie wissen wollte, was im Wald passiert war, aber er wollte sich
nicht erinnern.
    Sie holte
das Jod aus seiner Satteltasche und träufelte es auf die Wunde, aber ihr Blick
blieb besorgt.
    »Worin
wälzt du dich, wenn du dich verletzt, Fuchs?«, fragte sie.
    Die
Füchsin zeigte ihr ein paar Kräuter im Garten der Hexe. Sie verströmten einen
bittersüßen Geruch, als Clara sie zerpflückte und ihm auf die zerschnittene
Haut legte.
    »Wie eine
geborene Hexe«, sagte Jacob. »Ich dachte, Will hätte dich in einem Krankenhaus
getroffen.«
    Sie
lächelte. Es ließ sie sehr jung aussehen.
    »In
unserer Welt arbeiten die Hexen in Krankenhäusern. Hast du das vergessen?«
    Sie
bemerkte die Narben auf seinem Rücken, als sie ihm das Hemd über die verbundene
Schulter zog.
    »Wie ist
das passiert?«, fragte sie. »Das müssen furchtbare Verletzungen gewesen sein!«
    Fuchs warf
Jacob einen wissenden Blick zu, aber er knöpfte sich nur mit einem
Schulterzucken das Hemd zu.
    »Ich habe
es überlebt.«
    Clara sah
ihn nachdenklich an.
    »Danke«,
sagte sie. »Für was auch immer du da draußen getan hast. Ich bin so froh, dass
du zurückgekommen bist.«
     
    10
     
    FELL UND
HAUT
     
    J acob wusste zu viel über Lebkuchenhäuser, um unter ihren
Zuckergussdächern ruhig schlafen zu können. Er holte den Zinnteller aus der
Satteltasche, setzte sich damit vor den Brunnen und polierte ihn mit dem Ärmel,
bis er sich mit Brot und Käse füllte. Es war kein Fünf-Gänge-Menü wie bei dem
Tischleindeckdich, das er für die Kaiserin gefunden hatte, aber dafür passte
der Teller leicht in eine Satteltasche.
    Der rote
Mond mischte Rost in die Nacht, und es waren noch Stunden bis zum Morgengrauen,
aber Jacob wagte nicht nachzusehen, ob der Stein in Wills Haut schon verschwunden
war. Fuchs setzte sich neben ihn und leckte sich das Fell. Der Schneider hatte
nach ihr getreten, und ein paar Schnitte hatte sie auch abbekommen, aber es
ging ihr gut. Menschenhaut war so viel verletzlicher als ein Fell. Oder
Goylhaut.
    »Du
solltest dich auch schlafen legen«, sagte sie.
    »Ich kann
nicht

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