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Funke, Cornelia

Funke, Cornelia

Titel: Funke, Cornelia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rekkless
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Augen ertrank im Gold. Die Plünderer hatten ihnen das Wertvollste gestohlen,
was sie hatten. Zeit.
    »Kein
>und wenn sie nicht gestorben sind<«, sagte Will mit einem Blick auf die
Prinzessin. »Und das hier war auch ein Feenfluch.« Er lehnte sich gegen die
Mauer. »Geht es dir besser?«
    »Ja«, log
Jacob. »Was ist mit dir?«
    Will antwortete
nicht sofort. Und als er es schließlich tat, klang seine Stimme so glatt und
kühl wie seine neue Haut.
    »Mein
Gesicht fühlt sich an wie polierter Stein. Die Nacht wird mit jedem Tag heller,
und ich konnte dich hören, lange bevor du auf der Treppe warst. Ich spüre es
inzwischen nicht nur auf der Haut.« Er hielt inne und rieb sich die Schläfen.
»Es ist auch in mir.«
    Will trat
auf das Bett zu und starrte auf den mumifizierten Körper.
    »Ich hatte
alles vergessen. Dich. Clara. Mich selbst. Ich wollte nur noch zu ihnen
reiten.«
    Jacob
suchte nach Worten, aber er fand nicht eines.
    »Ist es
das, was passiert? Sag mir die Wahrheit.« Will blickte ihn an. »Ich werde nicht
nur aussehen wie sie. Ich werde sein wie sie, oder?«
    Jacob
hatte die Lügen auf der Zunge, all das >Unsinn, Will, alles wird gut<,
aber er brachte sie nicht mehr über die Lippen. Der Blick seines Bruders ließ
es nicht zu.
    »Willst du
wissen, wie sie sind?« Will pflückte der Prinzessin ein Rosenblatt aus dem
strohigen Haar. »Sie sind zornig. Ihr Zorn bricht in dir aus wie eine Flamme.
Aber sie sind auch der Stein. Sie spüren ihn in der Erde und hören ihn unter
sich atmen.«
    Er
betrachtete die schwarzen Nägel an seiner Hand.
    »Sie sind
Dunkelheit«, sagte er leise. »Und Hitze. Und der rote Mond ist ihre Sonne.«
    Jacob
schauderte, als er den Stein in seiner Stimme hörte.
    Sag etwas, Jacob. Irgendetwas. Es war so still in der dunklen
Kammer.
    »Du wirst
nicht werden wie sie«, sagte er. »Weil ich es verhindern werde.«
    »Wie?« Da
war er wieder, dieser Blick, der plötzlich älter war als er. »Ist es wahr, was
du den Plünderern erzählt hast? Du bringst mich zu einer anderen Fee?«
    »Ja.«
    »Ist sie
so gefährlich wie die, die das hier getan hat?« Will berührte das pergamentene
Gesicht der Prinzessin. »Sieh aus dem Fenster. In den Dornen hängen Tote.
Glaubst du, ich will, dass du meinetwegen so endest?«
    Aber Wills
Blick strafte seine Worte Lügen. Hilf mir,
Jacob, sagte er. Hilf mir.
    Jacob zog
ihn von der Toten fort.
    »Die Fee,
zu der ich dich bringe, ist anders«, sagte er. Ist sie das, Jacob?, flüsterte es in ihm, aber er
beachtete es nicht. Er legte alle Hoffnung, die er hatte, in seine Stimme. Und
all die Zuversicht, die sein Bruder hören wollte: »Sie wird uns helfen, Will!
Ich verspreche es dir.«
    Es funktionierte
immer noch. Die Hoffnung säte sich auf Wills Gesicht ebenso leicht aus wie der
Zorn. Brüder. Der ältere und der jüngere. Unverändert.
     
    15
     
    WEICHES FLEISCH
     
    D er Dreifinger mit dem Metzgergesicht redete als Erster.
Menschen machten so gern die falschen Männer zu ihren Anführern. Hentzau konnte
seine Feigheit so deutlich sehen wie das wässrige Blau seiner Augen. Aber
immerhin hatte er ihnen ein paar interessante Dinge erzählt, die die Motte
Hentzau nicht gezeigt hatte.
    Der
Jadegoyl war nicht allein. Es war ein Mädchen bei ihm, doch was wichtiger war:
Er hatte offenbar einen Bruder, der es sich in den Kopf gesetzt hatte, ihm die
Jade wieder auszutreiben. Wenn der Dreifinger die Wahrheit sagte, wollte er den
Jadegoyl zu der Roten Fee bringen.
    Kein dummer
Gedanke. Sie verabscheute ihre dunkle Schwester ebenso wie die anderen Feen.
Aber Hentzau war sicher, dass sie ihren Fluch nicht würde brechen können. Die
Dunkle Fee war so viel mächtiger als sie alle.
    Kein Goyl
hatte die Insel, auf der sie lebten, je gesehen, geschweige denn betreten. Die
Dunkle Fee hütete die Geheimnisse ihrer Schwestern, auch wenn sie sie verstoßen
hatten, und jeder wusste, dass man nur zu ihnen kam, wenn sie es wollten.
    »Wie will
er sie finden?«
    »Das hat
er nicht gesagt!«, stammelte der Dreifinger.
    Hentzau
nickte der einzigen Soldatin zu, die er dabeihatte. Es bereitete ihm kein
Vergnügen, Menschenfleisch zu schlagen. Er konnte sie töten, aber er mied es,
sie anzufassen. Nesser hatte damit kein Problem.
    Sie trat
dem Dreifinger mitten ins Gesicht und Hentzau warf ihr einen warnenden Blick
zu. Ihre Schwester war von Menschen erschlagen worden, deshalb übertrieb sie es
schnell. Für einen Moment erwiderte Nesser seinen Blick voll Trotz, doch dann
senkte

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