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Funke, Cornelia

Funke, Cornelia

Titel: Funke, Cornelia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rekkless
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Deckung hinter der Scheune.
Der Dreifinger war ein guter Schütze.
    Clara saß
schon auf dem Pferd, aber Will stand da und starrte zu den Goyl hinüber.
    »Aufs
Pferd mit dir, Will!«, schrie Jacob ihm zu, während er selbst sich auf die
Stute schwang.
    Aber sein
Bruder rührte sich nicht.
    Jacob
wollte das Pferd auf ihn zutreiben, doch in dem Moment huschte Fuchs aus der
Scheune. Sie hinkte, und Jacob sah, wie das Wiesel die Flinte hob. Er schoss
ihn nieder, aber als er die Stute zügelte und sich aus dem Sattel beugte, um
Fuchs zu packen, traf ihn ein Flintenkolben an der verletzten Schulter. Der
Junge. Er stand da, die leer geschossene Flinte am Lauf gepackt, und holte
erneut aus, als könnte er mit ihm seine eigene Angst erschlagen.
    Der
Schmerz ließ alles vor Jacobs Augen verschwimmen. Er schaffte es, die Pistole
zu ziehen, doch die Goyl kamen ihm zuvor. Sie schwärmten hinter der Scheune
hervor und eine ihrer Kugeln traf den Jungen in den Rücken.
    Jacob
packte Fuchs und hob sie in den Sattel. Auch Will hatte sich aufs Pferd geschwungen,
aber er starrte immer noch auf die Goyl.
    »Will!«,
schrie Jacob ihn an. »Reite, verdammt noch mal!«
    Sein
Bruder sah ihn nicht einmal an. Er schien ihn und Clara vergessen zu haben.
    »Will!«,
schrie sie mit einem verzweifelten Blick auf die kämpfenden Männer.
    Aber Will
kam erst zu sich, als Jacob ihm in die Zügel griff.
    »Reite!«,
fuhr er ihn noch einmal an. »Reite und sieh dich nicht um.«
    Und sein
Bruder wendete endlich das Pferd.
     
    13
     
    DER NUTZEN VON TÖCHTERN
     
    B esiegt. Therese von Austrien stand am Fenster und blickte
hinunter zu den Palastwachen. Sie patrouillierten vor dem Tor, als wäre nichts
geschehen. Die ganze Stadt lag da, als wäre nichts geschehen. Aber sie hatte
einen Krieg verloren. Zum ersten Mal. Und jede Nacht träumte sie, dass sie in
blutigem Wasser ertrank, das sich in die mattrote Steinhaut ihres Gegners
verwandelte.
    Ihre
Minister und Generäle erklärten ihr seit einer halben Stunde, warum sie
verloren hatte. Sie standen in ihrem Audienzsaal, geschmückt mit den Orden,
die sie ihnen verliehen hatte, und versuchten, ihr die Schuld zu geben. »Die Flinten der Goyl sind besser. Sie haben schnellere Züge.« Aber es
war der König mit der Karneolhaut, der diesen Krieg gewann, weil er mehr von
Strategie verstand als sie alle zusammen. Und weil er eine Geliebte hatte, die
zum ersten Mal seit dreihundert Jahren den Zauber der Feen in den Dienst eines
Königs stellte.
    Vor dem
Tor hielt eine Kutsche und drei Goyl stiegen aus. Wie zivilisiert sie taten.
Sie trugen nicht mal Uniform. Was für eine Genugtuung es wäre, sie von den
Wachen auf den Hof zerren und erschlagen zu lassen, wie ihr Großvater es noch
mit ihnen getan hatte. Aber dies waren andere Zeiten. Nun besorgten die Goyl
das Erschlagen. Sie würden sich mit ihren Beratern an einen Tisch setzen, Tee
aus silbernen Tassen schlürfen und Kapitulationsbedingungen verhandeln.
    Die Wachen
öffneten das Tor, und die Kaiserin wandte dem Fenster den Rücken zu, als die
Goyl den Platz vor dem Palast überquerten.
    Sie
redeten immer noch, all ihre nutzlosen, ordenbehängten Generäle, während ihre
Vorfahren von den mit goldener Seide beschlagenen Wänden auf sie herabstarrten.
Gleich neben der Tür hing das Bild ihres Vaters, hager und aufrecht wie ein
Storch, ständig im Krieg mit seinem königlichen Bruder in Lothringen, so wie
sie sich seit Jahren mit dessen Sohn bekriegte. Daneben hing ihr Großvater, der
ebenso wie der Goyl eine Affäre mit einer Fee gehabt und sich aus Sehnsucht
nach ihr schließlich im kaiserlichen Seerosenteich ertränkt hatte. Er hatte
sich auf einem Einhorn porträtieren lassen, für das sein Lieblingspferd Modell
gestanden hatte, mit einem Narwalhorn auf der Stirn. Es sah lächerlich aus und
Therese hatte das nächste Bild immer wesentlich besser gefallen. Es zeigte
ihren Urgroßvater und dessen älteren Bruder, der enterbt worden war, weil er
die Alchemie allzu ernst genommen hatte. Der Maler hatte seine blinden Augen so
realistisch abgebildet, dass ihr Vater sich darüber empört hatte, aber Therese
hatte als Kind oft einen Stuhl unter das Gemälde geschoben, um die Narbenhaut
rund um die toten Augen näher betrachten zu können. Angeblich hatte ihn ein
Experiment geblendet, bei dem er versucht hatte, sein eigenes Herz in Gold zu
verwandeln, aber trotzdem war er von all ihren Vorfahren der einzige, der
lächelte - weshalb sie als Kind fest geglaubt hatte,

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