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Funke, Cornelia

Funke, Cornelia

Titel: Funke, Cornelia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rekkless
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helfen.«
    »Warum?«
    »Warum?
Was weiß ich? Weil sie es kann. Weil sie ihre Schwester nicht mag. Es ist mir
gleich. Solange sie es nur tut!«
    Fuchs sah
zu der Insel hinüber, die Augen schmal vor Misstrauen. Aber Clara wirkte so
erleichtert, dass alle Müdigkeit von ihrem Gesicht verschwand.
    »Wann?«,
fragte sie.
    »Bald.«
    Fuchs las
Jacob vom Gesicht, dass das nicht alles war, doch sie schwieg. Sie roch, dass
ihr die ganze Wahrheit nicht gefallen würde. Clara aber war viel zu glücklich,
um das zu bemerken.
    »Fuchs
dachte, du hättest uns vergessen.« Will trat zwischen den Weiden hervor, und Jacob
hatte für einen Moment Angst, dass er zu lange auf der Insel geblieben war. Die
Jade war dunkler geworden und verschmolz mit dem Grün der Bäume, als hätte die
Welt hinter dem Spiegel seinen Bruder endgültig zu einem Teil von sich gemacht.
Sie hatte ihre Saat in Will gelegt, wie eine Schlupfwespe im Körper einer
Raupe, und starrte Jacob mit goldenen Augen an, seinen Bruder zwischen den
Zähnen. Aber er würde ihn befreien, mit derselben Waffe, die sie gegen ihn benutzt
hatte: mit den Worten einer Fee.
    »Wir müssen
eine Rose finden«, sagte Jacob.
    »Eine
Rose? Das ist alles?« Das Jadegesicht war undurchdringlich. So vertraut und
fremd zugleich.
    »Ja. Sie
wächst nicht weit von hier.« Und dann wirst
du schlafen, Bruder, und ich muss die Dunkle Fee finden.
    »Du kannst
es nicht einfach verschwinden lassen.« Wie Will ihn ansah. Als erinnerte er
sich an nichts mehr - und doch an alles, was sie je entzweit hatte.
    »Warum
nicht?«, gab Jacob zurück. »Ich habe gewusst, dass sie dir helfen kann. Tu
einfach nur, was ich dir sage, und alles wird gut.«
    Fuchs ließ
ihn nicht aus den Augen.
    Was hast du vor, Jacob Reckless?, fragte ihr Blick. Du hast Angst.
    Und, Fuchs?, wollte er antworten. Das ist schließlich ein vertrautes Gefühl.
     
    29
     
    INS HERZ
     
    S ie ritten am Seeufer entlang nach Norden. Die Zeit ertrank
in Blütenduft und dem Licht, das sich auf dem Wasser brach, und Clara war zum
ersten Mal bereit, dieser Welt all die Furcht und Finsternis zu vergeben. Alles
würde gut werden. Alles.
    Aber Jacob
kehrte dem See bald den Rücken zu. Die Pferde versanken in Brombeeren und Farn
und über ihnen färbten sich die Blätter gelb. Ein kühler Wind strich durch die
Zweige, und Clara konnte hinter den Stämmen plötzlich wieder das Tal sehen, in
dem die Einhörner grasten. Sie waren so weit entfernt, dass sie kaum zu sehen
waren in dem Nebel, der immer noch zwischen den Bergen hing. Doch ihre Toten
lagen zu Claras Füßen.
    Ihre
Skelette waren überall, Moos und Gras zwischen den Rippen, Spinnennetze in den
leeren Augenhöhlen, die weißen Hörner noch auf der knochigen Stirn. Ein
Friedhof der Einhörner. Vielleicht kamen sie zum Sterben unter die Bäume, weil
es im Schutz der Zweige leichter fiel. Oder weil sie im Tod die Nähe der Feen
suchten. Ranken mit weißen Blüten schlangen sich durch die Knochen, wie ein
letzter Gruß, den sie ihren Wächtern geschickt hatten.
    Jacob
stieg vom Pferd und ging auf eins der Skelette zu. Eine rote Rose trieb ihm aus
der Brust.
    »Will,
komm her.« Jacob winkte seinen Bruder an seine Seite.
    Fuchs lief
zwischen die Bäume und spähte hinüber zu den Einhörnern. Sie hob die Schnauze
misstrauisch in den Wind.
    »Es riecht
nach Goyl.«
    »Und? Will
steht gleich hinter dir.« Jacob kehrte dem Tal den Rücken zu. »Pflück die Rose,
Will.«
    Will
streckte die Hand aus und zog sie zurück. Er blickte auf seine versteinerten
Finger. Dann sah er sich zu Clara um, als suchte er in ihrem Gesicht nach dem,
der er einmal gewesen war.
    Bitte, Will. Sie sprach es nicht aus, aber sie dachte es. Wieder
und wieder. Tu, was dein Bruder sagt! Und
zwischen all dem Blühen und dem Tod sah Will sie für einen kostbaren Moment so
an, wie er es früher getan hatte. Alles wird gut.
    Clara
hörte den holzigen Stiel brechen, als er die Rose pflückte. Einer der Dornen
stach ihn in den Finger, und Will betrachtete überrascht das bernsteinblasse
Blut, das ihm aus der Jadehaut drang. Er ließ die Rose fallen und strich sich
über die Stirn.
    »Was ist
das?«, stammelte er und sah seinen Bruder an. »Was hast du getan?«
    Clara
streckte die Hand nach ihm aus, aber Will wich vor ihr zurück. Er stolperte
über eins der Skelette. Die Knochen brachen unter seinen Stiefeln wie morsches
Holz.
    »Will, hör
zu!« Jacob griff nach seinem Arm. »Du musst schlafen. Ich brauche Zeit! Wenn
du

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