Funkelnde Leidenschaft
brachte? Er war nicht so immun gegen sie, wie er geglaubt hatte.
»Sicher bist du auch müde«, unterbrach sie seine Gedanken.
»Nicht besonders, aber du solltest jetzt schlafen. Das hat Lydia gesagt.«
»Und ich muß ihr gehorchen?«
»Unbedingt. Ich wage niemals, ihr zu widersprechen.« »Fürchtest du dich vor ihr?« fragte sie lächelnd.
»Ich fürchte mich vor vielen Dingen.«
»Aber nicht vor mir.«
»Oh, vor dir auch, bia « versicherte er. Vor dir am allermeisten, fügte er stumm hinzu. »Schlaf jetzt. Ich kümmere mich nun um die Pferde.«
Nachdem er das Zimmer verlassen hatte, dachte sie über seine Antwort nach. Diesmal kein Sarkasmus, kein Zorn. Endlich wieder ihr Mann, der offen und ehrlich aussprach, was er dachte …
Zum ersten Mal seit vielen Wochen schlief sie friedlich ein und träumte von einer glücklichen Familie, die irgendwo in den Bergen lebte – an einem klaren Bach, zwischen rauschenden Weiden.
Lydia saß mit Hazard am kleinen Verandatisch und schaute zu, wie er aß. »In diesem halsbrecherischen Tempo kannst du sie nicht nach Westen bringen.«
»Das weiß ich. Aber wir dürfen auch nicht trödeln.«
»Gibt's denn Probleme? Vielleicht mit den Verwandten ihres verstorbenen Ehemanns?« Sie hatte Blazes Trauerkleid ebenso zur Kenntnis genommen wie die untrüglichen Anzeichen der Schwangerschaft.
»Nein, sie trauert um ihren Vater.«
»Und wovor lauft ihr davon?«
»Vor einer habgierigen Mutter und einem Liebhaber, die vor nichts zurückschrecken, um sich Blazes Erbe anzueignen.«
»Eine nette Kombination.«
»Deshalb müssen wir uns beeilen.«
»Wohin genau werdet ihr fahren?«
»Zu meinem Clan.«
»Seid ihr verheiratet?«
Hazard nickte.
»Und das Kind ist von dir?«
»Ja.«
»Falls du einen Rat von einer alten Frau annehmen willst, die vierzig Jahre mit einem reizbaren, reiselustigen Pelzhändler verheiratet war – wenn man was will, schafft man's auch.«
»Danke, das werde ich mir merken.«
»Sie liebt dich. Hast du's denn wirklich noch nicht begriffen?«
Fragend hob er die Brauen.
»Nein, gesagt hat sie's mir nicht. Aber man muß sie nur beobachten, wenn sie dich anschaut. Das ist Liebe, Hazard, und ich hoffe, das wird dir allmählich klar. Sie braucht dich. Gerade jetzt. Glaub mir, ich weiß, wie es ist, wenn man ein Baby erwartet. Immerhin habe ich acht Kinder.«
Entschlossen nutzte er die Gelegenheit, um das Thema zu wechseln. Lydia redete am liebsten von ihren Kindern und Enkelkindern. »Wie geht's deiner Familie?«
In allen Einzelheiten erstattete sie Bericht und lenkte ihn von seinen Sorgen ab, wenn auch nur vorübergehend. Doch sobald ihr der Gesprächsstoff ausging, spornte er sie mit einer neuen Frage an.
Die leisen Stimmen vor dem Fenster weckten Blaze. Neugierig stieg sie aus dem Bett, trat auf die Veranda hinaus, das viel zu lange Nachthemd hochgerafft, und die Konversation verstummte sofort.
»Oh, ein Schaukelstuhl!« rief sie. »Ich liebe Schaukelstühle – vor allem, wenn sie auf einer Veranda stehen.« Erfreut eilte sie darauf zu, vorbei an Lydia und Hazard, die an einem kleinen Tisch im Schatten eines Spaliers voller Weinreben saßen. »Weißt du noch, wie wir uns beim Territorial Ball trafen, Hazard? Da gab's doch auch einen Schaukelstuhl.«
Blaze zog den Saum des Nachthemds noch etwas höher und setzte sich. Langsam begann sie vor- und zurückzuschwingen .
»Ja, ich entsinne mich.«
Lydia stand auf. »Nun, dann will ich euch mit euren romantischen Erinnerungen allein lassen und mich jetzt ums Abendessen kümmern.« Keiner der beiden schien zu merken, daß sie im Haus verschwand.
»In Lydias Nachthemd siehst du wie ein kleines Mädchen aus.« Schon in der nächsten Sekunde bereute er seine Worte. Er hätte etwas Neutrales sagen sollen, vielleicht über das Wetter oder die Gastfreundschaft seiner alten Freundin.
»Aber so fühle ich mich nicht«, entgegnete Blaze. »Dieses weite Hemd führt mir meine Schwangerschaft erst so richtig vor Augen. Hoffentlich magst du eine kugelrunde Ehefrau.« Lächelnd fügte sie hinzu: »Und du siehst auf dieser sonnigen Veranda wie ein deplazierter Revolverschwinger aus, von Kopf bis Fuß ganz in Schwarz, mit gerunzelter Stirn. Was für ein seltsames Paar wir doch sind …«
»Wir sind aber kein Paar«, erwiderte Hazard tonlos.
»Und wenn wir noch einmal ganz von vorn anfangen?«
»Das will ich nicht. Nachdem ich mich aus der verschütteten Mine befreit hatte, fand ich anschließend viel Zeit zum
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