Funkelnde Leidenschaft
belustigt.
»Habe ich eine Wahl?«
»Keine angenehme.«
Wütend stürmte sie aus der Hütte. Er wartete diskret hinter der Tür und begann zu zählen. Wenn sie bei zweihundert nicht zurückkehrte, würde er sie suchen.
Bei hundertdreiundneunzig griff er nach seiner Pistolenhalfter. Aber da hörte er ihre Schritte auf dem Kies, nördlich von der Hütte. Wenig später trat sie ein, und er ließ sich sein unbegründetes Mißtrauen nicht anmerken. »Gefällt dir meine Außentoilette?«
Blaze warf ihm einen scharfen Blick zu. Wollte er sie verspotten? Nein, sein Lächeln wirkte aufrichtig. Wenn er sich von seiner charmanten Seite zeigte, konnte man ihm nicht böse sein.
»Die Aussicht ist spektakulär.«
»Ja, nicht wahr? Wir Absarokee nennen's ›Baré ráce ítsi-ram matsá-tsk‹. Das bedeutet: Unsere Herzen sind voller Freude.«
»›Bara raice …‹«, versuchte sie die melodischen Worte zu wiederholen.
»Mir genügt's, wenn du einfach nur ja sagen lernst. Dann werden wir großartig miteinander auskommen.«
»Mußt du mich ständig provozieren?« fauchte sie.
»Für eine Frau bist du viel zu eigenwillig.«
»Für ein Frau! Für eine Frau!« Erbost runzelte Blaze die Stirn. »Was hat denn das damit zu tun?«
»Sehr viel. Hier leben wir in einer Männerwelt.« Hazard nahm ein Lederhemd von einem Wandhaken.
Ehe die Blechtasse den Türrahmen traf, war er aus der Hütte geeilt. Beinahe hätte sie seinen Kopf getroffen.
»Bis zum Mittagessen!« rief er und schob den Riegel vor.
Noch mehr Geschirr flog gegen das Holz, Blech und Porzellan.
Blaze stand im Chaos, in das sich Jon Hazard Blacks gemütliche Hütte verwandelt hatte, und bedachte ihn mit allen Schimpfnamen ihres reichhaltigen Repertoires. »Wer hier wen herumkommandiert, werden wir noch sehen!« zischte sie.
7
Das Mittagessen war karg und verlief in tiefem Schweigen.
Nachdem Hazard über die Scherben und das verstreute Blechgeschirr hinweggestiegen war, nahm er getrocknetes Fleisch aus dem Vorratsschrank und aß Butterbrote, zum zweitenmal an diesem Tag. Nach der Mahlzeit bemerkte er: »Du weißt doch, daß du hier aufräumen mußt, Blaze.« »Hör mal …«
»Erst hörst du zu, danach darfst du auch was sagen. Setz dich.« Einladend wies er auf den zweiten Stuhl und schenkte ihr jenes Lächeln, dem kaum jemand widerstehen konnte. »Bitte«, fügte er versöhnlich hinzu, und da gehorchte sie.
»Mit diesem – Arrangement haben wir beide nicht gerechnet«, begann er, »aber wir sollten das Beste daraus machen und uns einigermaßen höflich verhalten. Vor allem müssen wir den Platzmangel berücksichtigen.«
Er sprach weder ärgerlich noch herablassend, sondern mit ruhiger, gleichmütiger Stimme. »In diesem kleinen Raum dulde ich keine folgenschweren Wutanfälle. Deshalb wirst du aufräumen.« Nach einer kleinen Pause fuhr er fort: »Ein anderes Problem erscheint mir noch wichtiger. Was hier geschehen ist, wird sich vielleicht auf deine Zukunft auswirken, und dafür entschuldige ich mich. Aber ich habe nicht damit angefangen, und ich wollte es auch gar nicht.« Seufzend hob er die Schultern. »Aber es ist nun mal passiert – unglücklicherweise. Da du mich gewissermaßen vor den Manipulationen der Buhl Mining Company schützt, ist unsere derzeitige Wohngemeinschaft aus geschäftlichen Gründen notwendig. Deshalb sollten wir weitere – eh – intime Kontakte vermeiden. Was mich betrifft, so würde ich es vorziehen …«
»Schon gut, ich hab's verstanden«, unterbrach sie ihn und schlug den gleichen kühlen Ton an wie er. Einerseits gedemütigt, andererseits erleichtert, erkannte sie, daß Hazards Vorschlag vernünftig und die einzige Möglichkeit war, die schlimme Situation erträglich zu gestalten.
Mit gemischten Gefühlen nahm er ihre Zustimmung hin. Sicher, er hielt es für besser, Distanz zu wahren. Aber nach harten Arbeitstagen in den Goldminen wäre die Aussicht auf beglückende Liebesnächte mit der schönen Blaze Braddock sehr verlockend gewesen. »Also, wenn wir uns einig sind …«
Sie nickte. »Sicher kann ich meine Emotionen zügeln, Hazard«, beteuerte sie, stand auf und warf ihr kupferrotes Haar in den Nacken. »Und ich hoffe inständig, daß Papa bald eine Vereinbarung mit dir treffen wird.«
»Das hoffe ich auch, Blaze.«
8
In diesem Augenblick folgte Colonel Braddock einem Bannack-Indianerführer auf einem steinigen Bergpfad, um einen Mittelsmann aus Hazards Clan zu engagieren und seine Tochter zu retten. Da Hazard
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