Funkelnde Leidenschaft
eine weiße Frau genommen.
»Sind die Büffel schon in der Nähe?« fragte Hazard in die Stille hinein. Damit war die Diskussion um seine neue Frau beendet. Man schmiedete Pläne über die Jagd, die in zwei Tagen stattfinden sollte, tauschte Erfahrungen früherer Jahre aus, und nachdem ein süßes Getränk aus Himbeeren, Haselnüssen, Pflaumen und Honig kredenzt worden war, verabschiedeten sich die Gäste.
»Widersprechen sie dir niemals?« fragte Blaze, als Hazard hinter dem letzten Besucher die Zeltklappe schloß. Mehrmals hatte sie ihren Namen und seine knappen Antworten gehört. Und das abrupte Schweigen war ihr ebenso aufgefallen wie die erschrockenen Mienen.
Er setzte sich zu ihr auf das Lager aus Pelzdecken. »In unserem Stamm wird alles freimütig besprochen. Niemals fällt ein einzelner irgendwelche Entscheidungen.«
»Irgendwie gewann ich den Eindruck, einige deiner Bemerkungen hätten den älteren Männern mißfallen.«
»Nun, man kann nicht alle Leute zufriedenstellen. Und die älteren sind nicht so kompromißbereit wie die jüngeren.«
»Das gilt auch für die Gesellschaft der Weißen.«
Geistesabwesend nickte er und schaute durch den Rauchabzug zum Sternenhimmel hinauf. »Die Welt verändert sich so schnell. Und wenn wir uns nicht anpassen, werden wir wohl kaum überleben.« Nach einer Weile wandte er sich wieder Blaze zu. »Es gibt nur sechstausend Absarokee. Und allein in Virginia City leben doppelt so viele Menschen.«
»Bist du niemals verzweifelt, obwohl du das weißt?«
Er lächelte sanft. »Mindestens hundertmal am Tag – oder tausendmal.«
Die Trauer, die in seiner Stimme mitschwang, drang ihr bis ins Herz. »Wie gern würde ich dir helfen, Hazard! Ich habe Geld, ich kenne einflußreiche Leute und …«
»Still, Prinzessin«, unterbrach er sie und zog sie zärtlich an seine Brust. »Kein ernstes Wort mehr, bia. In diesen Wochen wollen wir unser Leben nur genießen und uns amüsieren. Küß mich …«
24
Die morgendlichen Aktivitäten des Sommerlagers weckten Hazard und Blaze. Zuerst bellten die Hunde, dann kreischten spielende Kinder. Geschäftig eilten die Erwachsenen umher, badeten im Fluß, machten Feuer und bereiteten das Frühstück vor.
»So gut habe ich schon lange nicht mehr geschlafen«, murmelte Hazard, streckte sich wohlig und hauchte einen Kuß auf Blazes Lippen. »Und wie geht's dem schönsten Rotschopf im Camp?«
»Du meinst doch sicher – dem einzigen Rotschopf.«
»Das auch. Wollen wir baden? Jetzt haben wir den Fluß für uns allein. Die anderen sind schon bei Sonnenaufgang hineingesprungen.«
Stöhnend rutschte sie noch tiefer unter die Decken.
»Hier erwartet glücklicherweise niemand, daß du dich normal benimmst«, neckte er sie.
»Wunderbar …«
»Du brauchst dich nicht normal zu verhalten, aber zivilisiert. Komm, bia! Wenn du nicht badest, verliere ich das Gesicht.« Als sie sich noch immer nicht rührte, seufzte er: »Ich glaube, ich muß dich zum Fluß tragen.«
Sofort setzte sie sich auf. »Warum kommandierst du mich dauernd herum?«
»Diskutieren wir doch in aller Ruhe darüber, bia-cara. Erstens – obwohl die Absarokee in einer freizügigen Gesellschaft leben, befolgen sie gewisse Regeln, und dazu gehört die Sauberkeit. Zweitens – ich werde ein hübsches Plätzchen finden, wo das Wasser nicht zu tief und sogar für dich warm genug ist. Drittens – ich kann kein Badewasser ins Zelt schleppen, das wäre blamabel. Und viertens – wenn du mit mir im Fluß badest, wie die pflichtbewußte Ehefrau, deren Position du hier einnimmst, verspreche ich dir …«
»Moment mal!« fiel sie ihm ins Wort. »Warum nehme ich eigentlich die Position einer pflichtbewußten Ehefrau ein?«
»Dafür halten dich die Leute.«
»Und wieso?«
»Weil ich's ihnen erklärt habe.«
»Sind wir denn verheiratet?« flüsterte sie fassungslos.
»In den Augen meines Volkes – ja.«
»Das hättest du ihnen nicht sagen müssen.«
»Nein?«
»Ich hätte deine …«
»… Geliebte sein können«, vollendete er den Satz und strich eine kupferrote Locke hinter ihr Ohr. »Aber das wollte ich nicht.«
»Weil du mich liebst«, wisperte sie atemlos.
Doch er war nicht bereit, seine Gefühle zu gestehen. »Vor allem, weil du dich in diesem Lager nicht schämen sollst. Und du mußt bei mir bleiben. Zumindest bis zur Ankunft deines Vaters.«
»Und dann?«
»Solange wir hier sind, wollen wir nicht daran denken. Laß uns doch glücklich sein. Können wir deine Welt nicht
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