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funny girl

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Titel: funny girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony McCarten
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einen am besten kannten und am meisten liebten, mussten dafür sorgen, dass es gerecht zuging, dass alle gut leben konnten, mussten Urteile fällen und Urteile respektieren. Aber sie sah auch die Schwierigkeiten, sah, dass diese Menschen – ihre Eltern, die Freunde ihrer Eltern, Leute, die allesamt vor unterdrückerischen Regimes geflohen waren – oft Großfamilien und Gemeinschaften bildeten, wo nur die Männer an der Spitze die Kommandos gaben, großmächtige Vaterfiguren, die – nicht immer weise oder fair – ihre weitreichenden Urteile fällten. Entscheidungen darüber, was richtig und was falsch war, passend oder unpassend, gut oder schlecht, bis am Ende die Familie das Abbild im Kleinen genau der Tyrannei oder Despotie geworden war, der sie hatten entfliehen wollen.
    Das alles wusste Azime. Sie wusste auch, dass Frauen keineswegs unschuldig daran waren. Auf anatolischen Websites war alles Nötige zu erfahren: dass ein Drittel der türkischen Frauen fanden, dass ihre Männer sie zu Recht aus mindestens einem der folgenden Gründe schlugen: Sie hatten das Essen anbrennen lassen, der Meinung ihrer Ehemänner widersprochen, unnötig Geld ausgegeben, die Kinder vernachlässigt oder den Geschlechtsverkehr verweigert. In ländlichen Gegenden fand mehr als die Hälfte, dass ihre Männer in solchen Fällen das Recht hatten, sie zu schlagen, das Recht ! Wie tief alte Prägungen doch saßen.
    »Du urteilst über mich«, nahm Omo den Faden wieder auf. »Aber du weißt nichts. Wie oft sie mir nicht gehorcht hat. Ich habe ihr befohlen, die Beziehung zu beenden. Sie hat sich widersetzt. Hat sich weiter mit dem Jungen getroffen. Hat mich angelogen. Hat behauptet, sie habe mit ihm Schluss gemacht. Sie hat ihn sogar mit hierhergebracht, in diese Wohnung! Wenn ich nicht zu Hause war. Vielleicht hat sie hier ihre Jungfräulichkeit fortgeworfen. Hier in dieser Wohnung!«
    »Sie hat ihn geliebt.«
    »Nur wie ein junges Mädchen den ersten Mann liebt, dem sie sich hingibt. Falsche Liebe. Reflexhafte Liebe. Sklavische Liebe. Ich weiß, sie glaubte , dass sie ihn liebt. Ich habe ihr Handy. Die letzte SMS , die sie verschickt hat, ging an diesen Jungen. Nicht an mich. An den Jungen. Selbst zum Schluss noch. Hier.«
    Er ging zu einem Sekretär, öffnete ein kleines Fach und holte das billige Handy heraus, von dem in dem Tagebuch die Rede gewesen war. Er schaltete es ein und wartete, dass es in Gang kam – es war immer noch Strom in der Batterie. Oder lud der alte Mann es etwa regelmäßig auf? Er setzte sich wieder in den Sessel mit den hölzernen Lehnen, ließ die Schultern hängen, saß mit einwärts gerichteten Schuhspitzen, während er darauf wartete, dass das Telefon die alten gesendeten SMS preisgab.
    »Moment. Vorher will ich noch etwas sagen. Ich habe sie nie geschlagen. Kein einziges Mal. Ich halte mich an die Lehren des Propheten, Friede sei mit ihm. Nicht ein einziges Mal habe ich die Hand erhoben. Und trotzdem läuft sie fort. Lange Zeit kein Wort von ihr, dann hat ihr Bruder sie gefunden. Meine Frau überredet sie, wieder herzukommen. Sie kann bei meinem Bruder wohnen. Und wieder läuft sie fort. Und schließlich steht sie hier vor der Tür, wie jemand, der auf der Straße lebt, kein Geld, ungewaschen, als hätte sie keinen Menschen auf der Welt. Und ich nehme sie auf. Ohne zu fragen, nehme ich sie wieder auf.« Er ballte beide Hände zu Fäusten. »Sie ist das Licht meines Lebens. Und ich bitte sie nur um eins. Nur um eine einzige Sache.«
    Er stand auf und trat mit dem Handy ans Fenster. Seine Stoffhose wurde durch einen Gürtel auf Taillenhöhe gehalten. Das marineblaue Hemd war akkurat gebügelt. In dem pomadisierten Haar sah Azime am Hinterkopf noch die symmetrischen Kammstriche.
    »An dem Tag, an dem sie zurückkam… an dem sie zum letzten Mal zurückkam… da habe ich mit ihr gesprochen, hier in diesem Zimmer. Sie saß da, wo du jetzt sitzt, Azime. Ich habe ihr gesagt, dass sie Schande über sich und ihre Familie gebracht hat, jawohl, Schande, weil sie vor der Hochzeit ihre Jungfräulichkeit verloren hatte. Und selbst wenn dieser Italiener ihr Gewalt angetan hätte, sei es immer noch eine Sünde gewesen, eine Sünde, für die sie die Verantwortung tragen müsse. Und jetzt endlich, als sie keine Hoffnung mehr hatte, glaubte sie mir. Sie stimmte mir zu, dass sie die Verantwortung tragen müsse. Sie weinte, wie sie noch nie geweint hatte, und wusste, dass es an ihr war zu handeln. Das war meine Tochter von früher,

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