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funny girl

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Titel: funny girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony McCarten
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gab ihr ein Zeichen, sich zu setzen, und fuhr dann fort. »Wenn ihr Bahn und Busse furchtbar findet, na prima. Zählt fünfzehn Dinge auf, die ihr daran besonders hasst. Die ersten zehn sind mit Sicherheit Klischees. Busse haben Verspätung. Züge sind überfüllt. Man muss die Fürze von Fremden riechen. Aber die letzten fünf, die sind originell. Sex in öffentlichen Verkehrsmitteln. Witz: Eine Frau treibt es im Bus, weil… weil sie endlich Mitglied im Ein-Meter-über-dem-Boden-Club werden will.« Gelächter. »Mit den letzten fünf experimentiert ihr. Geht in die Tiefe. Analysiert sie. Da findet ihr wahre Komik.«
    Azime hatte sich einen Platz gesucht und sah sich in dem halbdunklen Saal um. Deniz saß nicht weit weg, ebenfalls hinten; genauer gesagt, starrte er sie gerade mit großen Augen an, als wolle er fragen: ›Was zum Teufel…?‹
    Sie lächelte zurück, zuckte mit den Schultern. Sie hätte es nicht erklären können.
    »Also… seht euch in eurem Leben um und schreibt über das, was ihr tatsächlich macht, was euch zustößt, ohne Angst, dass ihr euch blamiert, und ohne Eitelkeit.« Kirsten machte ein dummes Gesicht, erntete Gelächter. »Und macht euch keine Gedanken, wie es wohl ankommen wird. Taucht ganz tief ein. Es darf keine Halbheiten geben. Erste Regel: Beim Witzemachen keine halben Sachen. Sagt die Wahrheit, so grässlich sie ist – was nicht heißt, dass ihr sie auch auf grässliche Art sagen müsst. Wenn in jeder Zeile Kacke, Pisse, Wichser vorkommt, ist das nicht lustig.«
    Zwischenruf von Johnny: »Falsch!«
    Azime erinnerte sich an ihn. Er war einer von den dreien, mit denen sie und Deniz in der Woche zuvor nach dem Kurs noch in einen Pub gegangen waren. Auf der Bühne nannte er sich Johnny TKO . In Azimes Augen war er der Talentierteste im Kurs, und sie blickte nach vorn zu Kirsten, um zu sehen, ob die ihre Einschätzung teilte.
    »Solche Ausdrücke machen einen schlechten Witz nicht besser«, konterte Kirsten.
    »Aber sie machen einen guten Witz witziger.«
    »Kraftausdrücke, zurückhaltend gebraucht, geben einem Witz manchmal den gewissen Kick, das stimmt, aber verwendet sie sparsam, wie Salz. Eine kleine Prise genügt. Flaubert sagt—«
    »Flohbär?«
    »Flaubert sagt: ›Halt dein Scheißmaul und hör zu, dann erfährst du’s vielleicht noch.‹« Gelächter , sogar Gejohle von den Kursteilnehmern. »Auf Französisch natürlich. «
    Johnny war hoch erfreut über so viel Aufmerksamkeit. »Seht ihr? Habt ihr’s gemerkt? Ohne das Schimpfwort hätte das kein bisschen gewirkt!«
    Kirsten ließ sich nicht beirren. »› Bei allem, was wir sehen, gibt es einen Teil, der unerforscht bleibt‹, schrieb Flaubert, ›denn wir sind es gewohnt, unsere Augen nur im Einklang mit der Erinnerung an das zu gebrauchen, was uns andere über das, was wir betrachten, beigebracht haben. Aber selbst das Unbedeutendste trägt in sich etwas Unbekanntes.‹ Das wiederhole ich noch einmal. ›Selbst das Unbedeutendste trägt in sich etwas Unbekanntes.‹ Also, geht hin und findet das Unbekannte im Bekannten. Das ist der beste Ratschlag, den ihr von mir je bekommen werdet.«
    Johnny rief erneut dazwischen : »Das hast du beim letzten Rat, den du uns gegeben hast, auch schon gesagt.«
    »Das wäre nur ein Widerspruch, Johnny, wenn die Ratschläge, die ich euch gebe, nicht immer besser würden. Das werden sie aber.«(Applaus. Mehrere Teilnehmer zeigten Johnny einen Vogel.) »Und Johnny, bitte, wenn du nicht neuerdings professioneller Besserwisser werden willst, dann hör einfach zu.« (Applaus.)
    Jemand fragte Kirsten nach der Wahrheit. Wo die bei der Comedy blieb.
    Auch an diesen Fragesteller erinnerte sich Azime, er war auch mit in der Bar gewesen, ein ehemaliger Strafgefangener – ebenfalls sehr talentiert. Dieser Bursche und Johnny TKO und eine junge Frau, die auch jetzt im Saal war – sie hatte sich auf der Bühne als Manisch-Depressive geoutet, aber der Name fiel Azime nicht mehr ein –, das waren die drei, die sie am meisten beeindruckt hatten. Bei allen dreien merkte man während ihrer fünfminütigen Auftritte, dass sie »etwas hatten«, einen Persönlichkeitszug, der sie anders sein ließ als andere. Azime hatte noch keinen Namen für dieses gewisse Etwas, aber sie war überzeugt, dass es nur ganz wenige gab, die wirklich Talent hatten. (Armer Deniz, dachte sie, mein armer Schatz.)
    »Wo die Wahrheit bleibt? Mit der Wahrheit ist es wie mit dem Harlekin, dem Hofnarren, der dem König etwas ins Ohr

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