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funny girl

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Titel: funny girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony McCarten
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fürchterlich danebengegangene Verabredung in einer langen Reihe fürchterlich danebengegangener Verabredungen. An der Garderobentür blieb sie noch einmal stehen, direkt unter dem Lautsprecher…
    »Bevor ich der geniale Comedian wurde, der ich heute bin, war ich ein ziemlich guter Schauspieler. Ein Kritiker hat damals gesagt, ich sei so gut, ich könne das Telefonbuch vorlesen, und die Leute würden gebannt zuhören. Der Zeitpunkt ist gekommen, an dem wir das überprüfen.« Sie hörte das Knistern umgeblätterter Seiten. O Gott.
    Als sie die Garderobe verließ, warteten vor der Tür zwei Männer. Einer stellte sich sofort als Angestellter des Comedy-Clubs vor. Er habe da jemanden, der mit ihr reden wolle. Einen Journalisten. Der Mann begrüßte sie und reichte ihr eine Visitenkarte. Sie warf einen Blick darauf. Er schreibe für den Guardian, erklärte er. Er wolle nur ganz kurz mit ihr sprechen. Der Mann vom Club schlug vor, Azime und der Journalist sollten noch einmal zurück in die Garderobe gehen.
    Wieder zurück auf dem Stuhl vor dem Spiegel, betrachtete Azime misstrauisch den Mann, der es sich im einzigen Sessel der Garderobe bequem machte. Sie schaute auf die Visitenkarte in ihrer Hand: Jeremy Adams, Sonderkorrespondent.
    »Ihr Auftritt hat mir gefallen«, sagte er.
    »Danke.«
    »Ich muss sagen, das hat mich umgehauen, wie Sie da in der Burka auf die Bühne gekommen sind. Eins der beeindruckendsten Bilder, die ich je auf der Bühne gesehen habe. Ich habe mir überlegt, dass ich etwas über Sie schreiben könnte. Wären Sie bereit, mir ein Interview zu geben?«
    Aus dem Lautsprecher hörte manDeniz’ Stimme: »…Abbott, F. R… Abbott, G. P… Abbott, H. J…«
    Azime antwortete nicht.
    »Ich schreibe einen Artikel über die Show heute Abend. Nur zur Sicherheit, können Sie mir noch mal Ihren Nachnamen buchstabieren?«
    »Meinen Nachnamen?«
    »Ja. Wie schreibt man den?«
    »Meinen Nachnamen verwende ich nicht.«
    »Cool. Einfach nur Azime also. Auch im richtigen Leben? Nur Azime?«
    Azime nickte.
    »Gibt’s einen bestimmten Grund dafür?«
    Azime schüttelte den Kopf.
    »Okay.« Der Journalist zückte Block und Stift . »Und das schreibt sich A-Z-I-M-E ?«
    Sie nickte.
    »Abbott, P. T… Abbott, P. V…«
    Jetzt hörte man erste Buhrufe aus dem Publikum, ein Zeichen, dass sie genug von Deniz hatten.
    »Gut. Das habe ich. Sehr schön. Wie lange machen Sie das schon?«
    »Heute war das erste Mal.«
    »Ehrlich? Sie waren großartig. Ich meine das ernst. Der Moment, in dem Sie auf die Bühne kamen, ich dachte… wow… verstehen Sie? So was hatte ich noch nie vorher gesehen. Na ja, ich meine – ich sehe, dass Sie nicht immer die Burka tragen – offenbar nur auf der Bühne? Aber Sie sind Muslimin, oder?«
    Azime nickte.
    »Genau. Da kann Ihnen also niemand verbieten, eine Burka zu tragen. Egal. In dem Moment, in dem Sie rauskamen, da dachte ich – sensationell. Wenn sie auch nur halbwegs gut ist, auch nur ein bisschen komisch, dann wird dieses Mädchen ein Knüller. Das habe ich gedacht.«
    »Halbwegs?«
    »Weil Sie…«
    »Wieso?«
    »Wieso? Weil Sie…«
    »Wollen Sie sagen, ich muss überhaupt nicht komisch sein?«
    »Aber Sie sind es. Sie sind es wirklich. Machen Sie sich keine Sorgen. Und ich dachte mir – dieses Mädchen, das kann ganz groß rauskommen. Timing, darauf kommt’s an. Das ist der Schlüssel zur Komik, stimmt’s? Also, der Zeitpunkt, zu dem jemand wie Sie hier aufgetaucht ist, ist haargenau richtig, mehr will ich nicht sagen. Das soll nicht abwertend klingen. Sie hatten da wirklich eine tolle Idee. Ihr Anblick, die Burka, das Mikrophon, die Augen, die sanfte Stimme hinter dem Schleier – sensationell, dachte ich. Deshalb möchte ich gern ein Interview mit Ihnen machen. So läuft das. Ich komme, um die Show zu besprechen, sehe jemanden wie Sie, denke, wow, die möchtest du interviewen. Muss nicht jetzt sofort sein. Aber gerne auch jetzt sofort, wenn Sie Zeit haben. Aber im Prinzip können wir uns jederzeit treffen, überall.«
    Inzwischen buhte das Publikum Deniz von der Bühne. »So, das wäre es jetzt von mir. Ich will euch noch einen Spruch mit auf den Weg geben, den mein Daddy mir immer gesagt hat und den ich mein Leben lang beherzigen werde. ›Mein Sohn‹, hat er gesagt, ›Scheitern ist durchaus eine Option.‹ Danke, ihr wart ein großartiges Publikum. Und vergesst nicht, Friede, hört ihr? Friede, Liebe und Verständnis füreinander, denn wir sind alle eins, nicht wahr?

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