funny girl
Deshalb lasst uns das hier zusammen durchstehen, denn solange wir zusammenhalten, sind wir unbesiegbar – denkt mal drüber nach. Ich bin Deniz Ali Bin Ramezanzadeh, danke für eure Aufmerksamkeit. Ich möchte den heutigen Abend meinen Mit-Londonern widmen, ganz besonders denen, die bei den jüngsten Terroranschlägen umgekommen oder verletzt worden sind. Gute Nacht.« Jetzt ertönte immerhin schwacher Applaus, stellte Azime erleichtert fest, ehe sie sich wieder dem Journalisten zuwandte.
»Ich… jetzt gerade geht es nicht. Ich muss nach Hause.«
Adams nickte. »Wohnen Sie hier in der Gegend? In Hackney?«
»In der Nähe.«
»In der Nähe. Okay. Also, wann können wir uns sehen?«
»Ich… ich sage Ihnen Bescheid.« Sie hielt seine Visitenkarte in die Höhe.
»Morgen?«
Deniz kam in die Garderobe, schweißüberströmt. »Was geht hier ab?«
»Das ist ein –«
»Journalist«, ergänzte Adams.
»Ehrlich? Cool. Toll. Herzlich willkommen. Sie schreiben was über uns, richtig?«
»Jawohl. Hoffentlich.«
Lächelnd wandte Adams seinen Blick wieder Azime zu.
Deniz sah sie ebenfalls an und bat mit erhobenen Augenbrauen um ein verstohlenes Zeichen, dass alles in Ordnung war. »Cool. Cool. Gut, gut, gut. Sie kennen dieses berühmte Foto, nicht wahr, wo ein, ja ja, mutiger Demonstrant einem Soldaten eine Blume in den Gewehrlauf steckt? Das war das, was wir heute Abend hier gemacht haben. Und unsere Blume, das ist der Humor. Verstehen Sie, was ich meine? Sie haben meinen Auftritt gesehen?«
Der Journalist deutete auf den Lautsprecher. »Gehört.«
»Den muss man sehen. Ausgesprochen visuell. Und worüber habt ihr zwei hier geredet?«
Wieder blickte Deniz Azime an, dann wieder den Journalisten.
»Ich schreibe eine Besprechung.«
»Oh. Gut-gut-gut. Cool-cool-cool.«
»Und ich möchte mehr über Azime wissen. Ich finde, sie ist eine hervorragende Botschafterin für Ihre Sache.«
»Ganz richtig, ganz richtig. Also, ich bin ihr Manager… wenn Sie was wissen wollen, dann müssen Sie zuerst mich fragen.«
»Ach, ihr Manager?«
Typisch Deniz, dachte Azime. Absurd auf der Bühne und absurd im Leben. Sie sah ihn an und hatte nun ihrerseits die Augenbrauen erhoben.
»Das trifft sich gut. Ich wollte nämlich gern ihren Nachnamen wissen, und Azime hat mir erklärt, dass sie ihn nicht benutzt.«
»Gevaş«, verkündete Deniz.
»Gevaş?«
Sofort zückte der Journalist seinen Stift; Deniz warf Azime einen »Lass-mich-nur-machen«-Blick zu und machte zugleich eine beschwichtigende Handbewegung. Wütend sprang sie auf. Der Journalist sah sie an und wartete auf Bestätigung, während Deniz ihren Nachnamen buchstabierte: » G-E-V-A-ş .«
»Das muss nicht zwingend in dem Artikel stehen«, sagte Adams entschuldigend zu Azime. »Keine Sorge. Wenn Sie es nicht wollen – es liegt ganz bei Ihnen.«
»Nein, ich möchte nicht, dass Sie das schreiben. Du hältst den Mund, Deniz, okay? Und – er ist nicht mein Manager.«
Adams erhob sich ebenfalls; er begriff, dass es Zeit war zu gehen, wenn er es sich mit Azime nicht verderben wollte. »Also, Sie haben meine Karte. Rufen Sie mich an. Morgen vielleicht? Ich will Sie nicht drängen, wirklich nicht. Es wäre nur einfach toll, wenn ich mit Ihnen reden könnte. Hat mich gefreut, Sie kennenzulernen, Sie beide. Passen Sie auf sich auf.«
Er reichte ihnen die Hand, dann verließ er sie und warf Azime im Gehen noch einen letzten aufmunternden Blick zu, machte das Daumen-hoch-Zeichen.
Deniz konnte nur mit den Schultern zucken, so wütend wie ihn Azime ansah.
» Wieso denn nicht? Jemand muss schließlich auf dich aufpassen.«
Sie verließen den Club und gingen quer über die Straße zu Deniz’ Clio, wobei Deniz Azime lautstark erklärte, dies sei nicht die Zeit, sich zu zieren. Sie müsse der Presse geben, was die Presse wolle. Jetzt sei ihre große Chance. Später, wenn sie berühmt sei, könne sie die Zeitungen verklagen, wenn sie etwas nicht korrekt wiedergäben, ihre Privatsphäre verletzten, das Telefon anzapften, Oben-ohne-Fotos brächten, wenn sie schrieben, dass Azime eigentlich lesbisch sei oder ihren Ehemann betrüge und dergleichen. Aber das komme später. Jetzt müsse sie denen alles geben, was sie haben wollten. Und ob ihr überhaupt klar sei, was für ein Glück das sei, wenn in dieser Phase ihrer Karriere schon die Presse auf sie aufmerksam werde?
Ein junger Mann mit schwarzem Bart, der ihnen vom Club aus gefolgt war, kam ihnen nachgelaufen. Er entschuldigte
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