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Furchtbar lieb

Furchtbar lieb

Titel: Furchtbar lieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen FitzGerald
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Bad von außen und das Schlafzimmer von innen abschloss und dass er nicht mit seiner süßen, sanften Stimme sprach, sondern mit einer harten, als er sagte: »Lieg einfach da und sei still.«
    Das Gästezimmer war voller Spielzeug. Das Gästebett mit seiner flauschigen, buntscheckigen, rosa- und malvenfarbenen Steppdecke war sehr hübsch. In der Ecke stand ein Videorekorder. Er war ein Mann, aber er schien Rosa und Malve sowie Noddy und andere Enid-Blyton-Charaktere zu mögen. Damals fand ich daran nichts Ungewöhnliches – einer Sechsjährigen kommt so etwas nicht in den Sinn.
    Ich dachte daran, ihn zu fragen, ob ich Chips bekäme, und er sagte: Nur, wenn ich mich hinlegte und still bliebe. Und das tat ich, und danach bekam ich nicht nur Chips, sondern auch das allerschönste Schmuckkästchen, das ich jemals gesehen hatte.
    Wenig später zwang meine Mutter mich fast dazu, bei Sarah zu übernachten. Man hatte sie überraschend zu ihrer Arbeit gerufen, und sie war verärgert über einen Wutanfall, den ich gehabt hatte, und darüber, dass ich ihr das Leben schwermachte.
    Eine Stunde, nachdem Mike seine Frau generös zum abendlichen Freundinnenausflug verabschiedet hatte, hörte ich, wie Sarah gegen die Badezimmertür hämmerte, ohne mir helfen zu können.
    Hinterher war ich überrascht über die Rückkehr seiner angenehmen, süßen Raspelstimme.
    »Sie und Sarah haben Twister gespielt. Ich fürchte, ihr Beinchen hat einen blauen Fleck abbekommen«, sagte er, als meine Mutter mich abholte.
    Danach gab es noch einen Vorfall. Und etwas Blut wollte nicht aufhören, zu fließen, so dass ich mir eine Geschichte ausdenken musste, wie ich vom Fahrrad gefallen sei. Und dann zog ich einen Schlussstrich unter Mike Tetherton und sein hartes Ding. Ich legte die Sache zu den Akten und dachte nie wieder an ihn – bis Loch Katrine.
    ***
    Ich weinte immer noch, als Chas mir den Zeitungsartikel erklärte, den ich auf dem Dachboden gefunden hatte. Er bezog sich auf Marie Johnston. Auch sie war dort gewesen, hatte vor der Kamera, vor dem Aufnahmegerät gesessen, die süße Kleine. Sie hatte es ihrer Mutter erzählt, aber er war davongekommen.
    Chas erklärte mir sanft, dass dies der Grund gewesen sei, warum meine Mutter die Sache habe ruhen lassen. Sie wollte nicht, dass ich dasselbe durchmachen musste, was Marie durchgemacht hatte. Wozu wäre das gut gewesen? Marie war von Sozialarbeiterinnen und Ärzten und der Polizei verhört und untersucht worden, und ihre Mutter hatte sich wochenlang geweigert, sie draußen spielen zu lassen, und ihr Vater hatte ihr gesagt, sie solle nie wieder Röcke tragen, und sie und ihr Bruderfingen an, sich in der Schule komisch zu benehmen, so dass niemand mit ihnen spielen wollte.
    Ich verstand, dass dies der Grund gewesen war, weshalb Sarah immer auf mich aufgepasst hatte, wenn ich am Hauptbahnhof Backsteine zählte, warum sie mir Geld gab, wenn ich während meiner Studentenzeit etwas brauchte, warum sie mir Mahlzeiten auf Vorrat kochte und einfror, warum sie mich auf den West Highland Way mitgenommen hatte. Sie hatte mich seither immer beschützt, denn sie hatte mich nicht beschützen können, als wir klein gewesen waren.
    Ich sah Chas an, der neben mir auf dem Sofa saß.
    »Stopp!«, sagte ich und kehrte endlich in die Realität zurück. »Wir haben keine Zeit für diese Sachen.«
    »Aber verstehst du denn nicht?«, sagte Chas. »Sie rächt sich jetzt – sie bringt Kyle um, sie entführt Robbie. Es ist wie eine Einkaufsliste …«
    Ich führte Chas’ Satz zu Ende: »Sie wird sich Mike Tetherton schnappen.«

[Menü]
    Kapitel siebenunddreißig
    Nachdem Anna Chas die Geschichte mit Mike Tetherton erzählt hatte, flehte sie ihn an, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Es gebe keine Beweise, und Krissie habe genug durchgemacht. Sie sei glücklich, sie erinnere sich an nichts, und so sei es das Beste, wenn man nicht daran rühren würde. Anna hatte die Angelegenheit wieder und wieder durchdacht, und sie hatte einen Großteil ihres Lebens damit verbracht, ihren Mann davon abzuhalten, das Dreckschwein umzubringen.
    Chas hatte zu schweigen versprochen. Er hatte versprochen, Krissie Zeit zu geben, und so hatte er Schottland verlassen, ehe er seine Meinung ändern konnte.
    Als Chas sechs Jahre später zurückkehrte, verbrachte er zwei Wochen damit, seine Wohnung und sein Atelier einzurichten, ehe er zu Krissie ging. Er wollte sie beeindrucken, wollte sie mit seinen Bildern umhauen, mit seiner neuen Frisur und

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