Furchtlos in High Heels
„Brauchen wir das alles wirklich?“
„Das hängt davon ab“, erwiderte meine Mutter und stemmte sich die Hände in die Hüften, „ob du möchtest, dass dein Kind geschützt ist.“
„Fein, okay“, räumte ich ein. „Ich werde einen Weg finden, damit dieser Sicherheitslook cool aussieht. Allerdings hätte ich noch eine winzig kleine Bitte.“
„Ja?"
„Könnte ich vielleicht noch ein Sandwich aus dem Kühlschrank bekommen, bevor du ihn verriegelst?“
Ich verbrachte den Rest des Nachmittags mit Naschen, Nickerchen und letzte Hand legen an die weißen gewebten Wegdes für meine Frühjahrskollektion – und versuchte mich vor allem von der Tatsache abzulenken, dass ich mich am Abend in das Haus eines Mörders schleichen wollte. Was allerdings nicht wirklich gut funktionierte, sodass ich zu dem Zeitpunkt, als Dana abends auf meiner Türschwelle erschien, ein Nervenbündel war. (Aber, das musste der Stolz mir lassen, die Schuhe sahen wirklich grandios aus.)
Dana war es gelungen, zwei weitere düsterromantische Vampirkostüme vom Filmset zu leihen, und sie half mir rasch, meines anzuziehen. Es war eine dunkel weinrote Jacke aus gecrashtem Samt mit schwarzem Spitzenbesatz an Kragen und Ärmeln über einem langen schwarzen Rock. Das ganze Stück kam mit einer weit geschnittenen Bluse, aber nachdem ein Knopf abgesprungen war, stand fest, dass ich nie und nimmer hineinpassen würde. Stattdessen nahm mir ich ein langärmeliges schwarzes T-Shirt aus meinem Schrank, das ich mit einem übergroßen Kruzifix aufwertete, das mir meine Großmutter (eine eingefleischte Katholikin aus Irland) seinerzeit gegeben hatte, als ich anfing, mit Ramirez auszugehen.
Dana hatte sich wieder für etwas eng Anliegendes entschieden und zwar ein kurzes schwarzes Satinkleid, das vorne tief ausgeschnitten war und großzügige Einblicke gewährte. Es war die perfekte Verkleidung; ich würde meine Hand dafür ins Feuer legen, dass kein Mann sich an ihr Gesicht erinnern können würde. Sie wählte dazu ein langes schwarzes Cape, Schuhe mit hohen Plateausohlen und eine lange dunkle Perücke, die exakt zu meiner passte.
Wir ergänzten beide unsere Outfits mit einem Paar falscher Vampirzähne, die wir mit Kukident-Haftcreme befestigten, die sie unterwegs besorgt hatte.
Gerade als wir letzte Hand an unser Makeup – rauchiger Lidschatten und knallrote Lippen – legten, läutete es an meiner Tür. Ich öffnete und entdeckte Marco auf der anderen Seite.
Er hatte sich auf seine eigene Weise mit schwarzen Lederhosen und einem engen Rollkragenpullover sowie schwarzen Stiefeln vampir-chic gemacht. Heute Abend hatte er den Eyeliner doppelt dick aufgetragen, und über der Schulter trug er eine große Ledertasche.
„Erledigen wir die Sache“, sagte er statt einer Begrüßung und trat ein.
Ich schnupperte, als er an mir vorbei ging. „Hast du Knoblauch zum Essen gehabt?“, erkundigte ich mich.
„Nein, ich habe mich mit den rohen Zehen am ganzen Körper eingerieben“, unterrichtete er mich. „Nur für alle Fälle.“
Ich verdrehte die Augen. „Sie sind doch nicht echt“, versicherte ich ihm zum ungefähr millionsten Mal.
„Das sagst du.“
„Dana?“, rief ich hilfesuchend.
„He, es hat noch nie geschadet, auf alles vorbereitet zu sein“, wandte Marco ein. „Genau genommen, habe ich einen ganzen Beutel voller Mittel zur Vampirabwehr bei mir“, erklärte er und zeigte auf seine Tasche.
Zugegeben, morbide Neugier gewann in mir die Oberhand. „Wie was zum Beispiel?“, fragte ich und beugte mich vor. „Rosenkränze, natürlich. Und eine Bibel“, zählte er auf, zückte eine im Taschenformat. „Und dann auch das Notwendige, um Vampire zu töten“, fuhr er fort und zog mehr Gegenstände heraus.
Ich blickte auf ein Dutzend dickere Holzspieße, eine Flasche Evian und eine Dose mit Selbstbräunerspray. Ratlos schaute ich Marco an und hob eine Braue. „Und inwiefern sind diese Dinge tödlich?“
Marco verdrehte die Augen. (Ja, wirklich. Der Typ in Lederhosen, der roch wie ein italienisches Restaurant, hielt mich offenbar für begriffsstutzig oder verrückt.) „Hallo? Holzpflöcke ins Herz, Weihwasser und Sonnenlicht. Die Dreifaltigkeit der Vampirjäger.“
Ich nahm die Flasche und hielt sie hoch. „Evian?“
Marco zuckte die Achseln. „Gunnar hat ein norwegisches Gebet darüber gesprochen. Das war das Beste, was ich angesichts der Kürze der Zeit organisieren konnte.“
„Und Bräunungsspray?“
„Ja und? Da steht
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