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Furor

Furor

Titel: Furor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C. Schulte von Drach
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meisten Professoren am Institut achteten nicht so sehr auf ihr Äußeres, Krawatten sah man eher selten. Auch sein Vater mochte keine Krawatten. Wallroth dagegen sah immer aus wie ein Politiker im Fernsehen: Die Haare kurz, gepflegt und grau meliert, der Anzug maßgeschneidert, elegant und sportlich. Mit dem kräftigen Nacken, dem starken Kinn und dem offenen Blick gab er das Bild des idealen US-Präsidentschaftskandidaten ab. Und in einer Uniform hätte er gut auch für die Marines Werbung machen können. Andererseits, das wusste Sebastian, trieb er keinen Sport außer Golf. Er war etwa so alt wie Christian Raabe. Beide zusammen hatten das Institut gegründet und zu dem gemacht, was es war. Sein Vater war das Oberhaupt der Forschung, Wallroth Verwaltungschef.
    »Wenn ich selbst eine Idee habe, sage ich dir Bescheid«, sagte Wallroth schließlich. Dann wechselte er das Thema.
    »Ihr beide, Sebastian. Du und dein Vater . . .« Er wiegte nachdenklich den Kopf. »Ihr habt euch nie wirklich verstanden.« Es war eine Feststellung, keine Frage. Sebastian zuckte mit den Schultern.
    »War wohl nicht zu übersehen.«
    »Wenn man euch beide kennt, jeden für sich genommen, dann hätte man meinen können, ihr hättet ein Herz und eine Seele sein müssen, so ähnlich seid ihr euch«, sagte Wallroth nachdenklich. »Aber ich weiß schon. Du hattest wahrscheinlich das Gefühl, dass du es Christian nie recht machen konntest, was?« Ohne eine Antwort auf diese Frage abzuwarten, fuhr er fort: »Aber das konnte niemand. Auch ich nicht. Nichteinmal deine Mutter. Aber wer es ihm am allerwenigsten recht machen konnte, das war er selbst. Zum Beispiel hat er sich dafür gehasst, dass er mit dir nicht wie zu einem erwachsenen Menschen sprechen konnte. Das ist ihm einfach nicht gelungen. Ihm war klar, dass er sich immer als dein Lehrer aufgespielt hat, und er war darüber unglücklich. Und er wusste, dass er viel zu wenig Zeit für dich hatte. Immer ging es nur um seinen Beruf, seine Forschung. Er hatte Verantwortung: dir gegenüber – und gegenüber der Gesellschaft. Er hat immer gesagt, die Verantwortung gegenüber der Gesellschaft könne er übernehmen, die dir gegenüber nicht. Da hielt er sich selbst für inkompetent und hat sich in allem auf deine Mutter verlassen. Als sie starb, war er froh, dass du schon so gut wie erwachsen warst.«
    »Ich war noch nicht erwachsen«, warf Sebastian ein.
    »Aber alt genug, um dein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Schau dich doch an.« Wallroth hob seine Hände. »Du gehst deinen Weg. Dazu brauchst du deinen Vater nicht. Schon lange nicht mehr. Deshalb solltest du ihm verzeihen können, dass er . . . dich nicht ausgebremst hat mit seiner arroganten Studiendirektorenart.« Wallroth lachte, und Sebastian fiel ein. Aber es war ein bitteres Lachen. Dann wurde Wallroth wieder ernst.
    »Ich möchte nur wissen, was hier wirklich geschehen ist. Dein Vater hat sich doch nicht besoffen, wie die Polizei offenbar annimmt. Ich kann das einfach nicht glauben.«
    Sebastian schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht die geringste Ahnung, was los war.«
    Wallroth schlug mit der Faust auf den Tisch. Erschrocken drehte Sebastian sich zu ihm um. Er hatte ihn selten so wütend gesehen.
    »Dass wir aber auch gar nichts bemerkt haben!« Wallroth war sichtlich aufgebracht, Tränen schossen ihm in die Augen.»Wenn ich nur daran denke, dass er vielleicht meine Hilfe gebraucht hätte.«
    Plötzlich fiel Sebastian wieder ein, dass er Wallroth etwas fragen wollte: »Was ist eigentlich damals schief gegangen, als ihr in Südamerika gearbeitet habt?«
    Wallroth war gerade im Begriff gewesen aufzustehen. Jetzt fiel er auf den Stuhl zurück. »Was?«
    »Was ist schief gegangen, als . . .«
    »Wie kommst du darauf, dass wir in Südamerika gearbeitet haben? Wann soll das gewesen sein?«
    »Keine Ahnung. Vor meiner Geburt. Da stand etwas in seinem Tagebuch.«
    »Christian hat Tagebuch geführt?« Wallroth wirkte überrascht.
    »Na ja, eigentlich ist es eher ein Notizbuch. Er hat da wichtige Veranstaltungen und Termine festgehalten.«
    »Und was soll da von Südamerika drinstehen?«
    »Darin nicht viel. Aber es gibt da einen Brief, den er an meine Mutter geschrieben hat, und da steht drin, dass etwas schief gegangen ist bei einem Versuch . . .«
    »Okay, Sebastian, ich sage dir jetzt was«, unterbrach ihn Wallroth. Sebastian überraschte der Ton, den er in seiner Stimme hörte.
    »Wir . . . wir haben nicht in Südamerika geforscht. Aber

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