Fußball-Gangster
an. »Meinst du, die Footballer haben Angst, dass ihnen Spieler abgeworben werden, wenn die Fußball-Profiliga anläuft?«
»Könnte doch sein, oder?«
»Eine Erklärung für den Brief wäre das jedenfalls auch nicht«, sagte Peter knapp. »Oder warst du in einem früheren Leben ein Football-Profi und hast es uns verschwiegen?«
Justus stieß den Freund in die Seite, aber der hatte sich schon wieder dem Spiel zugewandt und keine Lust, sich noch einmal ablenken zu lassen.
In Windeseile holten sie einige Lampions aus der Garage. Onkel Titus stellte Stühle um den Steintisch und Tante Mathilda kümmerte sich um das leibliche Wohl. Es galt, Jimboy zu überraschen. Denn seine Mutter hatte aus Chicago bei Tante Mathilda angerufen und berichtet, dass ihr Sohn einen Vertrag in der Tasche habe. Noch in der Rose Bowl war er vom Rasen weg engagiert worden. Bereits am Montag sollte er in ein Trainingslager am Silverwood Lake umziehen.
»Ungewöhnlich«, meinte Peter, nachdem sie sich vor dem Haus niedergelassen hatten.
»Ist ja auch ein ungewöhnlicher Spieler«, gab Kelly zurück.
»Weißt du, wer ihn engagiert hat?«, fragte Justus seine Tante. Die schüttelte den Kopf. »Ein Sportverein wahrscheinlich«, antwortete sie und musste sich von Onkel Titus darüber aufklären lassen, dass nicht mehr Vereine die erste Geige im Sport spielten, sondern große Unternehmen, die sich mit viel Geld ihre Mannschaften zusammenkauften.
»Vielleicht ›Victoria‹«, schaltete sich Elizabeth ein, »die haben doch das ganze Turnier veranstaltet.«
»Wir werden gleich klüger sein.« Justus zeigte auf den Lichtkegel, den die Scheinwerfer von Bobs Käfer auf den Schrottplatz warfen. Er hatte Jimboy in Ventura abgeholt.
Jimboy stieg aus und kam näher. Er strahlte über das ganze Gesicht und fragte grinsend, wer denn Geburtstag habe.
»Gratulation!«, riefen alle im Chor. Jimboy sah zu der Gruppe am Tisch, dann zu Bob und wieder zurück.
»Wir wissen längst alles«, sagte sein Chauffeur. »Ich hab’ bloß so getan, als hätte ich keine Ahnung.«
»Deine Mutter hat angerufen«, klärte Tante Mathilda ihren verblüfften Neffen auf, »und wir haben gedacht, das muss gebührend gefeiert werden.«
Jimboy war begeistert, verabschiedete sich aber nach gut einer Stunde als Erster ins Bett. Er wollte am Sonntag unbedingt fit sein. Die anderen blieben und hörten gespannt Onkel Titus’ Geschichten zu, der in seiner Jugend auch Soccer gespielt hatte. »Wir haben damals überall gekickt«, erinnerte er sich. »Auf der Straße, im Schulhof und vor der Garage.« Aber bald hatten Football und Baseball Soccer den Rang abgelaufen, und Fußball war für die nächsten Jahrzehnte als langweilig und viel zu europäisch verschrien. »Dann kam die Werbung im Fernsehen«, erzählte Onkel Titus weiter. »Und dann ging gar nichts mehr. Denn wie ihr selber wisst, kann man ein Fußball-Match nicht beliebig unterbrechen.«
»Im Gegensatz zu nächtlichen Feten«, mischte sich Tante Mathilda ein. Aller Protest half nichts, unerbittlich wurden sie schlafen geschickt. Allerdings nicht ohne sich für den Sonntagabend nach dem Endspiel verabredet zu haben. Tante Mathilda versprach, eine Riesenpizza ins Rohr zu schieben.
»Ist dann Jimboys letzter Abend«, meinte Justus betrübt.
»Aber er ist doch nicht aus der Welt«, tröstete ihn Onkel Titus.
Stimmt auch wieder, dachte der Erste Detektiv und nahm sich vor, den frisch gebackenen Profifußballer mindestens einmal pro Woche am Silverwood Lake zu besuchen.
Eisiger Empfang in den Bergen
Nach Rücksprache mit einer Freundin von Tante Mathilda, einer Rechtsanwältin, unterschrieb Jimboy den Vertrag. Der Lebensmittelkonzern ›Smell‹, der überall auf der Welt Niederlassungen hatte, verpflichtete sich, Jimboy zwei Jahre lang im hauseigenen Sportinternat zu unterrichten, unterzubringen und medizinisch zu versorgen. Außerdem wollte die Firma 10 000 Dollar pro Jahr zahlen, Erfolgsprämien nicht eingerechnet. Jimboy musste dafür pro Jahr immerhin 40 Spiele bestreiten, vorausgesetzt, seine Trainingsleistungen waren entsprechend, und an Werbeveranstaltungen teilnehmen. Seine guten Noten in der Schule, hatte Jimboy etwas verwundert berichtet, spielten bei den Gesprächen mit den Managern aus dem kalifornischen ›Smell‹-Werk in Fresno praktisch keine Rolle.
»Das sollte mir auch mal passieren«, sagte Bob neidisch auf der Fahrt nach Pasadena zum Endspiel. Dabei hatte er nach einem Durchhänger im vergangenen
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