Fußballschule am Meer Bd. 1 - Fiese Fouls
eigenen Angriff einschalten konnten oder lieber weiter hinten blieben, um das eigene Tor abzusichern.
Am einfachsten hatten es im Grunde die Stürmer, denn ihnen stand nicht nur ein gegnerisches Tor zur Verfügung, um einen Treffer zu erzielen, sondern gleich drei. Doch auch sie mussten immer in Bewegung bleiben und sich ständig auf neue Situationen einstellen. Keiner konnte sich einfach vor ein Tor stellen und auf seine Chance warten.
Am geschicktesten war dabei ausgerechnet Dennis. Er konnte sich am besten auf das Spiel mit zwei Bälleneinstellen. Dabei spielte er nicht einmal spektakulär, ganz im Gegenteil. Dennis hielt sich einfach nur in der Nähe des Mittelpunktes auf, wo die Entfernung zu jedem Tor ungefähr gleich war. Und er hatte Erfolg mit dieser Taktik. Dreimal bekam er den Ball. Dreimal stürmte er auf und davon, und jedes Mal entschied er sich für das Tor, wo die Verteidiger entweder viel zu weit aufgerückt waren oder gerade einen Angriff auf der anderen Seite des Strafraums abwehrten.
Trotzdem konnte Dennis nur einen Treffer erzielen, und das lag an Julia, der überragenden Torhüterin der «Wattwürmer»! Seinen ersten Schuss aus acht Metern (!) machte sie mit einem Superreflex unschädlich, und bei seinem zweiten Angriff lief sie frühzeitig aus ihrem Kasten, warf sich todesmutig in die Schussbahn und begrub den Ball unter sich.
Nach diesen zwei Fehlschüssen konzentrierte Dennis sich nur noch auf die beiden anderen Tore, und endlich war er erfolgreich. Den dritten Alleingang vom Mittelpunkt aus krönte er mit einem sehenswerten Treffer, der unhaltbar im Tor der «Nordseekicker» einschlug.
In einem normalen Fußballspiel mit nur zwei Mannschaften müssten die Gegner spätestens jetzt reagieren und einen dermaßen gefährlichen Stürmer in Manndeckung nehmen. Aber wer sollte diese Aufgabe bei einem Spiel mit vier Mannschaften übernehmen? Ein Abwehrspieler von jedem gegnerischen Team? Odergenügte für diese Aufgabe ein Verteidiger von nur einem Team? In dem Fall liefen die anderen beiden Mannschaften allerdings Gefahr, dass der Stürmer und der Abwehrspieler plötzlich gemeinsame Sache machten und zusammen einen Angriff auf eines der beiden anderen Tore starteten!
Die anderen drei Teams reagierten wie erwartet. Unmittelbar nach Dennis’ Treffer tummelten sich drei Verteidiger in seiner unmittelbaren Nähe und meldeten den Stürmer der «Pappnasen» komplett ab. Das wiederum kam jedoch den Angreifern der anderen drei Mannschaften zugute, denn dadurch, dass sich gleich drei Verteidiger um Dennis kümmerten, war vor den Toren plötzlich viel mehr Platz!
In der Folge wurde das Spiel schneller, unübersichtlicher und ruppiger. Es waren gleich mehrere Spieler, die den Überblick verloren, am Ende war es aber wieder Finn, dem der entscheidende Patzer passierte! Dabei hatte er bis dahin in der Abwehr der «Pappnasen» sehr ordentlich gespielt.
Es war kurz vor Ende des Spiels, und es stand 1 : 0 : 1 : 1. Lediglich die «Wattwürmer» hatten noch keinen Treffer erzielt. Die Angriffe hatten sich in der Schlussphase des Spiels auf die Tore der «Nordseekicker» und der «Kobras» konzentriert. Logisch, denn im Kasten der «Wattwürmer» stand die schier unüberwindbare Julia und die «Pappnasen» hatten einen Verteidiger mehr als die anderen Teams zur Verfügung, weil sie sich janicht an der Manndeckung ihres eigenen Stürmers beteiligten.
Plötzlich jedoch drehte sich das Spiel. Als ob die drei Stürmer der anderen Teams sich abgesprochen hätten, liefen sie auf einmal gemeinsam auf das Tor von Josh zu – mit beiden Bällen!
Josh, Filip und Finn waren hinten auf sich allein gestellt. Brit und Dani, die beiden Mittelfeldspielerinnen, waren viel zu weit aufgerückt, um noch rechtzeitig zurücklaufen zu können, und Dennis hatte sich während des gesamten Spiels nicht ein einziges Mal in der eigenen Abwehr blicken lassen.
Die gegnerischen Stürmer trugen ihren Angriff sehr clever vor. Sie spielten sich die beiden Bälle kombinationssicher zu und wechselten dabei auch noch ständig ihre Positionen.
«Geh auf den Ball», rief Filip. «Keine Manndeckung.»
Finn tat, was Filip forderte, doch er ging dabei so ungestüm vor, dass es für die gegnerischen Stürmer ein Leichtes war, ihn immer wieder ins Leere laufen zu lassen. Fünf Mal rannte Finn erfolglos dem Ball hinterher, bevor er entnervt aufgab. Er blieb einfach stehen, genau auf der Strafraumgrenze, und tat gar nichts
Weitere Kostenlose Bücher